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Account zeigt sexuelle Belästigung bei Kleinanzeigen

"Würdest du auch einen Slip verkaufen?" – mit solchen und vielen ähnlichen Anfragen schlagen sich Frauen auf Online-Verkaufsplattformen herum.

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    Auf Kleinanzeigen-Seiten müssen sich Frauen immer wieder mit sexueller Belästigung herumschlagen.
    Auf Kleinanzeigen-Seiten müssen sich Frauen immer wieder mit sexueller Belästigung herumschlagen.
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    Auf Kleinanzeigen-Plattformen wie Ebay ein wenig Geld dazuverdienen, ist leicht. Alles, was man benötigt, ist ein Bild des Produkts und eine kurze Beschreibung dessen, was man verkaufen möchte, und schon trudeln die Angebote ein. Wie ein Instagram-Account aufzeigt, kommt es auf solchen Plattformen aber auch immer wieder zu unangenehmen Situationen bis hin zur sexuellen Belästigung.

    Der Instagram-Account trägt den Namen Frau.Kleinanzeigen und wird von einer 25-Jährigen betrieben, die anonym bleiben möchte. Gegenüber "Stern" erzählt sie, wie sie das Profil, dem mittlerweile mehr als 4000 Personen folgen, aufgebaut hat.

    Frauenhand auf dem Bild

    Eigentlich habe sie nur selbst ein paar alte Sachen auf Ebay loswerden wollen. Dabei sei sie immer wieder von Männern angeschrieben worden, die an ganz anderen Dingen als ihren Angeboten interessiert waren. Dass sei passiert, weil man an ihren Anzeigen oder ihrem Profil erkannt habe, dass eine Frau dahintersteckt, so die Deutsche. "Besonders bei Klamotten ist es schlimm, aber manchmal reicht es schon, wenn der Gegenstand auf dem Foto von einer Frauenhand gehalten wird", erzählt sie.

    Als immer mehr unerwünschte Nachrichten in ihrem Posteingang landeten, konnte die 25-Jährige nicht mehr glauben, dass sie einfach nur Pech hatte. "Ich habe vermutet, dass das auch anderen Frauen öfter passiert." Daher habe sie sich schließlich dazu entschlossen, den Instagram-Account zu erstellen und somit jenen Frauen, die auf Kleinanzeigen-Seiten immer wieder sexueller Belästigung ausgesetzt sind, eine Plattform zu bieten.

    "Ich war so wütend"

    Dass sie mit ihrer Vermutung richtig lag, zeigte sich schon bald. Heute erhält die Frau beinahe täglich Einsendungen von Personen, denen es gleich ergangen ist, wie ihr. So sind beispielsweise Screenshots zu sehen, in welchen angefragt wird: "Nimmst du mein Junior mit gassi ist ca. 19 cm lang (sic!)" oder "Würdest du auch einen Slip verkaufen?" Andere Verkäuferinnen werden gefragt, ob sie denn allein wohnen oder ihnen werden unaufgefordert Bilder zugeschickt.

    "Ich war so wütend", erzählt die Gründerin des Accounts. Mit ihm wolle sie nun vor allem Aufmerksamkeit schaffen und das Problem sichtbar machen. "Zum einen ist es eine Anlaufstelle für alle, denen das Gleiche passiert ist wie mir, zum anderen bietet es einen Einblick in das Leben als Frau online – manche Männer können gar nicht glauben, dass uns das wirklich täglich passiert, selbst auf einer harmlosen Plattform wie Ebay."

    "Manchmal wird das Gegenüber ausfallend"

    Betroffenen solcher sexuellen Belästigung auf Kleinanzeigen-Plattformen rät die Frau, das Profil des Absenders zu melden und zu blockieren. Sie selbst gebe den Männern, die sie auf diese Art und Weise anschreiben, ab und zu auch Kontra, um ihnen mitzuteilen, dass ihre Handlungen nicht in Ordnung sind. "Ich finde es auch bestärkend zu sehen, wenn andere den Mund aufmachen und deutlich sagen, dass sie diese Nachricht oder Bemerkung nicht okay finden. Natürlich sollte man dabei immer zuerst auf die eigene Sicherheit achten, denn manchmal wird das Gegenüber daraufhin ausfallend."

    Sie weist ausserdem darauf hin, dass es sich beim unfreiwilligen Erhalten von Dickpics oder Nacktbildern um eine Straftat handelt, die bei der Polizei angezeigt werden kann. Zwar sei es durch die Anonymität im Internet oft schwierig, herauszufinden, wer tatsächlich dahintersteckt, ein Versuch sei es aber auf jeden Fall wert.