Wirtschaft

Achtung vor diesem zuckerhaltigen Baby-Keks

Der Goldene Windbeutel 2017, der Preis für die dreisteste Werbelüge des Jahres, geht an einen Baby-Keks, der zu 25 Prozent aus Zucker besteht.

Heute Redaktion
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"Zum Knabbern lernen" prangt auf der Verpackung der Baby-Kekse des Herstellers Alete. Außerdem behauptet die Keksschachtel, dass Kinder ab dem achten Monat die "babygerechten" Knabbereien verzehren können. Was Eltern nicht sofort sehen können: Die Kekse bestehen zu 25 Prozent aus Zucker.

Auch in Österreich

Für die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch ist es nach einem Online-Voting die dreisteste Werbelüge des Jahres – Alete ist somit der Preisträger des Goldenen Windbeutels 2017. Laut Foodwatch ist das kein Einzelfall: Alete soll etwa 30 Prozent seiner Babyprodukte Zucker beimischen, unter anderem Joghurts, Grießbrei und Puddings. Produkte des Unternehmens sind auch in österreichischen Supermärkten erhältlich.

Das Unternehmen reagierte bereits im Vorfeld auf den Negativpreis. Man wolle den Hinweis "babygerecht" nicht mehr auf die Packung drucken und die Rezeptur verändern.

Bereits zweite "Auszeichnung"

Alete bekommt damit bereits zum zweiten Mal den Goldenen Windbeutel verliehen. 2014 gehörte Alete noch zu Nestlé, der Lebensmittelkonzern gewann damals den Goldenen Windbeutel für die "Alete Mahlzeiten zum Trinken ab dem 10. Monat". Ärzte warnen vor Überfütterung und Karies durch flüssige Trinkbreie.

"Säuglinge sollten keine Produkte mit zugesetztem Zucker essen, um zum Beispiel Entstehung von Karies und eine frühe Süßgewöhnung zu vermeiden. Die Ernährung in den ersten Lebensmonaten ist prägend und beeinflusst das spätere Ernährungsverhalten eines Menschen. Einen Keks mit 25 Prozent Zucker für Babys zu empfehlen, ist schlicht verantwortungslos", sagte Professor Dr. Wieland Kiess, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Universität Leipzig.

Seit 2009

Der Goldene Windbeutel wird in diesem Jahr zum siebten Mal vergeben. Seit 2009 wurden unter anderem Actimel von Danone (2009) und die Milchschnitte von Ferrero (2011) "prämiert". "Ziel ist es, mit dem Negativpreis auf die systematische, ganz legale Irrefuhrung bei Lebensmitteln hinzuweisen und bessere Gesetze zu erwirken", so Foodwatch.

Die feierliche Übergabe der Trophäe fiel auch in diesem Jahr ins Wasser. Als die Aktivisten am Dienstag vor der Firmenzentrale auftauchten, war Alete nicht zum Gespräch bereit.

So reagiert Alete

In einem Aushang ging Alete auf die Anschuldigungen ein. Man werde den Goldenen Windbeutel nicht annehmen, hieß es. Das Unternehmen sieht sich keiner Schuld bewusst, man halte alle gesetzlichen Vorgaben ein.

Der Hinweis "babygerecht" beziehe sich auf die Form der Kekse, die es den Kleinen erlaubt, die Knabbereien selbst in den Händen zu halten. Außerdem seien die Nährwertangaben und ein Hinweis zur Zahnpflege auf der Packung ausreichende Informationen für Eltern.

Auf Twitter dokumentierte Foodwatch die Aktion:

(lu)