Interne Streitigkeiten und öffentlich geführte Auseinandersetzungen mit der Wiener Stadtregierung sorgten lange Zeit für Negativ-Schlagzeilen rund um die Wiener Ärztekammer. Nun soll "aufgeräumt" werden. Mit zwei neuen Kurien-Obfrauen an der Spitze erhofft man sich wohl ruhigere und konstruktivere Zeiten.
An der Spitze der Ärztekammer stehen nun neben Präsidenten Johannes Steinhart zwei neue Vizepräsidentinnen: Natalja Haninger-Vacariu (Kurie angestellte Ärzte) und Naghme Kamaleyan-Schmied (Kurie niedergelassene Ärzte) wurden von Bürgermeister Michael Ludwig (SP) in feierlichem Rahmen angelobt.
Haninger-Vacariu hat bei den angestellten Ärzten das Sagen. Wie sie in einem Interview mit der "Krone" erklärt, versteht sie sich vor allem als Sprachrohr und Vermittlerin. Als wichtigsten Punkt sieht sie die Personalflucht aus dem öffentlichen Gesundheitssystem – die gelte es zu bremsen. Auch Bürokratieabbau sei wichtig, damit die Ärzte und das Pflegepersonal wieder mehr Zeit für die Patienten haben könnten.
Kamaleyan-Schmied ist für niedergelassene Ärzte in Wien zuständig. "Es wurde leider viel verbrannte Erde hinterlassen. Das muss aufgearbeitet werden. Wir arbeiten jeden Tag mit vollstem Einsatz daran und verbringen mehr Zeit in der Kammer als je zuvor", erklärt sie.
Kamaleyan-Schmied fordert bessere Rahmenbedingungen für Kassenärzte: "Wir haben keinen Mangel an Medizinern, sondern an Kassenärzten. Wir haben heute in nur wenigen Stunden 160 Patienten in meiner Ordination behandelt. Und das war ein ruhiger Tag. Kein Wunder, dass sich das viele nicht antun wollen." Den 100.000-Euro-Startbonus für hundert neue Kassenärzte hält sie bloß "für einen Tropfen auf dem heißen Stein".
Bürgermeister Michael Ludwig hofft auf eine gute Zusammenarbeit: „Die konstruktive Zusammenarbeit und der regelmäßige Austausch mit der Ärztekammer ist mir ein besonderes Anliegen. Denn diese gute Gesprächsbasis ist essenziell, um den Gesundheitsstandort Wien gemeinsam weiterzuentwickeln."
Zentrale Themen des Gespräches bei der Angelobung waren die Weiterentwicklung der Wiener Spitäler, die Arbeitsbedingungen für Ärztinnen und Ärzte sowie andere Gesundheitsberufe. Auch Kassenplanstellen im niedergelassenen Bereich, Privatisierungen sowie verstärkte Prävention im Hinblick auf Impfungen wurden besprochen.