Nach Tod von 84-Jährigem

Ärztin sauer auf Spital: "Vater lag nackt im Kühlhaus"

Medizinerin Elisabeth S. aus NÖ ist über den Umgang mit ihrem verstorbenen Vater entsetzt. Er wurde einfach ohne Info nackt in ein Kühlhaus gelegt.

Ärztin sauer auf Spital: "Vater lag nackt im Kühlhaus"
Ärtzin Elisabeth S. (52) trauert um toten Vater.
privat

Schwere Weihnachtsfeiertage für Familie S. aus Niederösterreich: Denn der 84-jährige Vater starb nur vier Tage vor Weihnachten in einem Wiener Privatspital.

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    Ärtzin Elisabeth S. (52) trauert um toten Vater.
    Ärtzin Elisabeth S. (52) trauert um toten Vater.
    privat

    Der Senior war am 13. Dezember mit Vorhoffflimmern in ein Wiener Privatspital gebracht worden. Der Zustand des herzschwachen Pensionisten besserte sich temporär: "Zwei Tage vor seinem Tod hatte es noch geheißen, er könne Weihnachten zu Hause feiern", so Tochter Elisabeth S. (Name auf Wunsch geändert). Doch am 20. Dezember verschlechterte sich der Zustand des 84-Jährigen, am Nachmittag hinterließ S. extra noch die Telefonnummer am Stützpunkt für den schlimmsten Fall.

    Tod 4 Tage vor Weihnachten

    Am Abend des 20. Dezembers starb der Senior (21.34 Uhr) schließlich aufgrund seiner Herzschwäche und COPD. Kurz nach 22 Uhr kam die traurige Nachricht aus dem Klinikum, um 22.45 Uhr war die Familie aus NÖ in Wien. Gegen Mitternacht verließ die Familie traurig und aufgelöst das Spital. "Keiner vom Personal wünschte uns Beileid oder sagte uns, was nun mit meinem Vater geschehe", so die Tochter und Ärztin.

    Am Vormittag des 22. Dezembers war die Familie bei einem Bestattungsunternehmen in Brunn (Mödling), klärte die Beerdigungswünsche ab. Noch vor Mittag rief der Bestatter im Klinikum an, doch der Leichnam des Vaters war schon weg. Daraufhin rief der Sohn des 84-Jährigen in der Spitalsverwaltung an, dabei wurde ihm gesagt: "Naja, sie waren ja so schnell weg." Der Vater war einstweilen ohne Kleidung in einem Samaritersarg in ein Kühlhaus in Wien-Simmering gebracht worden.

    Es ist für uns unfassbar, wie man mit der Würde von Verstorbenen und den Angehörigen umgeht.
    Elisabeth S.
    Tochter des Toten und Ärztin

    Die Tochter ist verärgert und fassungslos: "Es ist für uns unfassbar, wie man mit der Würde von Verstorbenen und den Angehörigen umgeht. Ich bin selber Ärztin und habe sowas noch nie erlebt. Gespannt bin ich auf die Rechnung vom Bestattungsinstitut Wien." Zudem seien zwischen dem Hinterlassen der Nachricht am Stützpunkt und dem Todeszeitpunkt fünf Stunden vergangen: "Genug Zeit, um sich noch zu verabschieden, bevor mein Vater starb. Das Zeitfenster war jedenfalls vorhanden", so die Tochter abschließend.

    Das sagt Privatklinik

    Eine Sprecherin der Klinik redete über Silvester mit allen Beteiligten von Spitalsseite und merkte grundsätzlich an: "Wir möchten dazu festhalten, dass es uns ein großes Anliegen ist, dass sich Angehörige würdevoll von ihren Verstorbenen verabschieden können. Das und den gesamten Ablauf, wie in einem Sterbefall zu handeln ist, ist für unsere Mitarbeiter*innen klar definiert und in einem umfassenden Leitfaden dokumentiert."

    Zum konkreten Fall des Verstorbenen: "Herr Dkfm. S. verstarb am Abend des 20. Dezembers 2023 (21.34 Uhr). Die Hausärztin informierte umgehend die Angehörigen des Verstorbenen. Der Verstorbene wurde ordnungsgemäß nach den geltenden Standards versorgt. Der zuständige Belegarzt traf ein und erwartete die Angehörigen (Gattin, Tochter und noch einige Personen) zum Gespräch. Danach wurde den Angehörigen die Gelegenheit gegeben, sich vom Verstorbenen zu verabschieden. Sie wurden von einer Pflegekraft ins Zimmer geführt und allein gelassen, um sie ungestört und in aller Ruhe Abschied nehmen zu lassen. Nach einiger Zeit bemerken die Nachtdienstschwestern, dass die Angehörigen nicht mehr im Zimmer waren. Laut Portier hatten sie wenige Minuten zuvor die Klinik verlassen. Sie hatten nach Verlassen des Zimmers keinen Kontakt mit unseren Mitarbeitenden aufgenommen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Der Verstorbene blieb vorschriftsmäßig noch drei Stunden im Zimmer und wurde danach in die Kühlkammer gebracht."

    Dass Verstorbene in ein Leintuch gehüllt abgeholt werden, ist bei einem Sterbefall Usus.
    Sprecherin des Klinkums
    zum Vorwurf der Tochter

    Die Sprecherin weiter: "Gemäß unserem "Leitfaden Sterbefall" werden Angehörige ersucht, sich vor Verlassen des Hauses an der Rezeption zu melden. Da die Angehörigen jedoch unerwartet und ohne mit den Pflegekräften auf der Station zu sprechen gegangen waren, konnte das diensthabende Personal auch keine Information einholen, welches Bestattungsunternehmen mit der Abholung beauftragt werden sollte. In diesem Fall wird standardmäßig die Bestattung Wien angerufen. Diese holte den Verstorbenen am 21. Dezember abends ab. Dass Verstorbene in ein Leintuch gehüllt abgeholt werden, ist bei einem Sterbefall Usus. Angehörige bringen die Kleidung in das jeweilige Bestattungsunternehmen, wo der Leichnam gewaschen und angekleidet wird. Wir bedauern, wenn es den Eindruck erweckt hat, dass wir die Angehörigen in ihrem Leid nicht auffangen konnten. Wir werden die Angehörigen nochmals kontaktieren, um die Situation gemeinsam zu besprechen."

    Akt.