Niederösterreich

Ärztin wütend über Abschiebung von Ziehsohn Naveed (27)

Maria-Elisabeth Bauer, Ärztin in Pension, kümmerte sich jahrelang um Naveed, der vor Jahren nach Österreich gekommen war. Nun muss er nach Pakistan.

Teilen
Naveed mit Ziehmutter
Naveed mit Ziehmutter
privat

Maria-Elisabeth Berger ist verzweifelt, wütend und traurig: Ein junger Mann, ihr geliebter Naveed, wurde abgeschoben (Anm.: Planabschiebung 14. April, 20.30 Uhr). Die pensionierte Medizinerin betrachtet Neevad (27) aus Pakistan als Sohn. "Ich habe meinen Glauben an Recht und Gerechtigkeit völlig verloren", so die Frau aus Kritzendorf-Klosterneuburg (Tulln). 

In Heimat gilt Naveed als Spion

Die Ärztin ist im Rahmen der Gruppe "Klosterneuburg hilft" in der Flüchtlingshilfe tätig. Vor rund sechs Jahren kam Naveed aus den Fatagebieten in Pakistan nach Österreich. "Er ist schiitischer Paschtun und in einen Konflikt verwickelt. Seine Leute haben ihn für einen Spion gehalten und bedroht", erklärt die Klosterneuburgerin. Die Ärztin kennt Naveed seit sechs Jahren, die letzten drei Jahre lebte der 27-Jährige bei der Pensionistin.

1/5
Gehe zur Galerie
    Naveed zu Weihnachten: Lebensfroh, glücklich
    Naveed zu Weihnachten: Lebensfroh, glücklich
    privat

    Gute Referenzen 

    Naveed soll über hervorragende Deutschkenntnisse sowie Schulabschluss verfügen, hat eine österreichische Freundin, die Ärztin stellte sogar einen Adoptionsantrag. Das Kind seiner Partnerin nennt Naveed "Papa", weiters hat er einen Vorvertrag für eine Anstellung als Hausarbeiter. Seine Ausbildung zum Behindertenbetreuer bei der Caritas musste er indes wegen eines posttraumatischen Syndroms unterbrechen, er ist bzw. war in psychiatrischer und psychotherapeutischer Behandlung.

    Anfang dieser Woche war Naveed in Begleitung seiner Anwältin beim Bundesamt für Fremdenrecht und Asylwesen zum "Interview" für ein humanitäres Bleiberecht und wurde unmittelbar danach festgenommen (Anm.: Asylantrag wurde abgewiesen, Beschwerde und Revision ebenfalls, Asylbescheid somit rechtskräftig negativ) und in die Rossauer Kaserne eingeliefert.

    "Das war perfide. Die luden Naveed zum Gespräch wegen des humanitären Bleiberechts ein und unmittelbar danach wurde er festgenommen. Der Bleiberechtsantrag wurde nicht mal richtig behandelt bzw. abgelehnt", so die Pensionistin.

    Abflug gestern um 20.30 Uhr

    Laut LPD Wien-Schreiben wurde Naveed am Mittwochabend per Charterflug nach Islamabad (Pakistan) gebracht. Er hat laut Berger nie ein Heimreisezertifikat oder eine Ausreiseaufforderung bekommen. Bis Mittwochabend versuchte die Ärztin, Anwältin und Mitstreiter alles, um die Abschiebung zu verhindern bzw. zu verzögern.

    Übrigens: Im Festnahmeantrag steht das Geburtsdatum: 1. Jänner 1994. "Das ist falsch, am Geburtsschein steht 27. März 1998, auf der weißen Karten 14. März 1998", so Maria-Elisabeth Berger, die die Welt nicht mehr versteht, denn am Mittwoch um 20.30 Uhr kam von einer todtraurigen Maria-Elisabeth Bauer die Nachricht an "Heute": "Er war selbstmordgefährdet, kein Arzt hat ihn angeschaut. Er war leider im Flieger und der hat bereits abgehoben."

    Vom Innenministerium gab es trotz mehrmaliger Nachfrage keinen Kommentar.