Geheimtreffen in Potsdam

AfD doch stärker beteiligt an rechtsextremen Runden 

Der Skandal um das rechtsextreme Treffen ist laut neuer Recherchen näher an der AfD-Parteispitze, als diese bisher zugeben wollte. 

Sarah Schäfer
AfD doch stärker beteiligt an rechtsextremen Runden
Alice Weidel (AfD) im Deutschen Bundestag.
Reuters

AfD-Chefin Alice Weidel (44) hat das rechtsextreme Potsdamer Treffen als "Privattreffen" kleingeredet. Ihren persönlichen Mitarbeiter, Roland Hartwig (69), hatte sie nach dem Bekanntwerden seiner Teilnahme am Treffen entlassen. Laut jüngster Recherchen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung sollen aber noch weitere Teilnehmer aus Weidels Umfeld im Landhaus Adlon dabei gewesen sein.

Social Media-Verwalter vom AfD-Bundesvortand beim Treffen

Einer von ihnen ist der Sohn des Veranstalters Gernot Mörig (69), Arne Friedrich Mörig (31). Dieser wurde Berichten zufolge direkt von Weidel bezahlt. Beim Potsdamer Treffen hatte er einen Vortrag über die Gründung einer neurechten Social-Media-Agentur gehalten, bei der Youtuber an Wahlkampagnen mitwirken sollen. Mörig soll laut der Recherchen 2022 bei der AfD einen Vertrag gehabt haben und sich auch um die Social Media-Kanäle des Bundesvorstands gekümmert haben. Seine Arbeit solle jedoch nicht vor Ort, sondern im Hintergrund stattgefunden haben.

Mörig habe seine Ideen zur Gründung der Social-Media-Firma nach dem Potsdamer Treffen vorm AfD-Bundesvorstand präsentiert. Sein Vertrag bei der AfD soll mittlerweile allerdings wieder gekündigt worden sein. 

Spenden für "Düsseldorfer Runde" auf Konto von AfD-Politiker

Im Potsdamer Landhaus Adlon soll es regelmäßig zu ähnlichen Treffen der sogenannten "Düsseldorfer Runde" unter Organisation von Gernot Mörig kommen. Auch Weidels Vorstandskollege Tino Chrupalla (48) soll bei einem der Treffen involviert gewesen sein. Er sagte der "Zeit" allerdings, dass er sich an nichts erinneren könne.

Bei den Treffen soll Organisator Gernot Mörig zu Spenden für das "Düsseldorfer Forum" auf ein privates Konto gebeten haben, welches dem AfD-Politiker Thomas Grebien gehört. Grebien sitzt für die AfD in einem Kreisvorstand in Plön, Schleswig-Holstein und ist Georg Mörigs Schwager. Grebien war in den 1990ern auch Gründer und Vorstandsmitglied  der mittlerweile verbotenen "Heimattreuen Deutschen Jugend" (HDJ) im norddeutschen Plön. 

Der Verein wurde 2009 vom Bundesinnenministerium verboten, weil er völkische Jugendlager veranstaltete, indem neonazistisches Gedankengut unter Minderjährigen verbreitet wurde. Zur HDJ hatte auch der ehemalige Brandenburger Landeschef der AfD, Andreas Kalbitz (51), in der Vergangenheit enge Verbindungen. Bei der AfD steht der Verein offiziell auf der "Unvereinbarkeitsliste". 

Der Kreisvorsitzende der AfD in Plön sagte, dass er weder über den HDJ-Hintergrund seines Parteikollegen Grebien noch über die Teilnahme an der "Düsseldorfer Runde" informiert sei. Grebien selbst sowie die Bundes-AfD äußerten sich bisher nicht zu den Vorwürfen.

AfD-Abgeordnete bei Vortrag von Sellner

Der österreichische Ex-Identitären-Chef Martin Sellner (35) hatte beim Potsdamer Treffen seine Pläne zur "Remigration" vorgestellt – ein Plan, der die Massenabschiebung von Menschen mit Migrationshintergrund vorsieht. Zwei Wochen vorm Potsdamer Treffen im November stellte Sellner seine Pläne bereits im bayerischen Dasing vor. Anwesend bei seinem Vortrag sollen auch die beiden AfD-Abgeordneten  und Franz Schmidt (23) und David Halemba (22) gewesen sein. Letzterer wurde vergangenen Oktober festgenommen, weil ihm Volksverhetzung vorgeworfen wurde.

Seit Bekanntwerden einiger AfD-Mitglieder beim Potsdamer Treffen hatte es massenweise Proteste gegen Rechtsextremismus in Deutschland gegeben. Auch ein AfD-Parteiverbot steht zur Debatte.

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