Fussball

Afghanische Fußballerinnen fürchten um ihr Leben

In Afghanistan regiert nach der Taliban-Machtübernahme die Angst. Nur Athleten einer Sportart scheinen sicher zu sein. Frauen-Fußball ist es nicht.

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Khalida Popal ruft die afghanischen Spielerinnen zur Flucht auf.
Khalida Popal ruft die afghanischen Spielerinnen zur Flucht auf.
Imago Images

In Afghanistan herrscht Chaos, Panik, Krieg. Das, seit die Taliban die Macht übernommen haben. Nun fürchten sich auch die meisten Sportlerinnen und Sportler des Landes. Speziell das Frauen-Nationalteam hat Angst und bittet um Hilfe. Khalida Popal hat das Team mitaufgebaut, ihre Fußball-Kolleginnen fürchten wegen der Taliban um ihr Leben. Popal, die in Dänemark lebt, bekommt Telefonanrufe und Sprachnachrichten von verzweifelten Spielerinnen. Die 34-Jährige rät ihnen zu flüchten, damit sie von den Nachbarn nicht an die Taliban verraten werden.

Als Frau in Afghanistan und dann noch als emanzipierte Fußballspielerin haben es die Extremisten doppelt auf die Sportlerinnen abgesehen. "Ich rate allen, ihre Social-Media-Kanälen zu entfernen, Bilder runterzunehmen, sich zu verstecken. Das bricht mir das Herz, da wir das über Jahre aufgebaut haben, dass sich Frauen zeigen dürfen. Und nun muss ich den afghanischen Frauen sagen, sie sollen das Maul halten und verschwinden, weil sie sich in Lebensgefahr befinden", sagt Popal gegenüber AP.

Popal half mit, das Nationalteam aufzubauen, 2007 war es endlich soweit. Sie habe so viele Todesdrohungen erhalten, weil sie am nationalen Fernsehen zitiert worden war. "Ich habe die Taliban unseren Feind genannt." 2011 hörte sie auf, Fußball zu spielen und wurde offizielle Direktorin des afghanischen Fußballverbandes. Weil die Drohungen aber immer mehr wurden, floh sie 2016 nach Dänemark. "Ich befand mich in Lebensgefahr." Sie unterstützte aus Europa aber weiterhin ihr Team, tut das auch jetzt noch. Aber sie fühlt sich hilflos, weil sie den Spielerinnen nicht wirklich helfen kann. Die Frauen hätten die Hoffnung verloren, als die Regierung das Land aufgab, so Popal.

Cricket-Spieler bleiben unangetastet

Einzig die Cricket-Spieler in Afghanistan müssen sich vor der Terrorgruppe nicht fürchten. Denn offenbar lieben die Taliban diese Sportart. Die Spieler des Nationalteams und ihre Familien befänden sich in Sicherheit, sagte Hamid Shinwari, der Präsident des nationalen Cricket-Verbandes. "Die Taliban lieben Cricket, sie haben uns schon immer unterstützt, sie sind uns nie in die Quere gekommen", sagt Shinwari. Er sehe keine Probleme, dass die Sportart weiter betrieben werden könne.

Anders sieht es für die beiden afghanischen Teilnehmer der am 24. August beginnenden Paralympics in Tokio aus – es sind die Taekwondo-Kämpferin Zakia Khudadadi und Hossain Rasouli in derselben Sportart. Für diese gebe es keine Möglichkeit, nach Tokio zu reisen, teilte das Internationale Paralympische Komitee (IPC) mit. "Aufgrund der sehr ernsten Situation im Land sind alle Flughäfen geschlossen worden. Wir hoffen, dass das Team und die Offiziellen in dieser schwierigen Zeit in Sicherheit bleiben", sagte IPC-Sprecher Craig Spence.

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    Die Taliban haben Afghanistan unter Kontrolle.
    Die Taliban haben Afghanistan unter Kontrolle.
    Xinhua / Action Press / picturedesk.com
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      Zuerst klammerten sie sich verzweifelt an der Maschine fest, dann fanden sie einen Platz an Bord: 640 afghanische Zivilisten in einer C-17 Globemaster III der US-Luftwaffe.
      Zuerst klammerten sie sich verzweifelt an der Maschine fest, dann fanden sie einen Platz an Bord: 640 afghanische Zivilisten in einer C-17 Globemaster III der US-Luftwaffe.
      US Defense Departament