Wirtschaft

Das müssen Reisende zur Air-Berlin-Pleite wissen

Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin eröffnet das Insolvenzverfahren, fliegt aber weiter. Die wichtigsten Antworten.

Heute Redaktion
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Die krisengeschüttelte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin ist insolvent.
Die krisengeschüttelte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin ist insolvent.
Bild: iStock

Was passiert jetzt mit meinen Air-Berlin-Tickets?

Laut Angaben der kriselnden Airline werden alle Flüge der Air Berlin und der Tochtergesellschaft Niki wie geplant durchgeführt. Das heißt: Die Flugpläne behalten alle ihre Gültigkeit, gebuchte Tickets können normal verwendet werden. Für Kunden mit gebuchten Flügen ändert sich also vorerst nichts.

Soll ich weiterhin bei Air Berlin buchen?

Grundsätzlich lassen sich weiterhin Flüge bei der Gesellschaft kaufen. Air Berlin verspricht, auch in Zukunft zu fliegen, und gibt sich überzeugt, mit Hilfe eines Übergangskredits der deutschen Bundesregierung die Pleite abwenden zu können. "Es versteht sich von selbst, dass kaum jemand jetzt noch Flüge mit Air Berlin buchen wird", sagt Thomas Frischknecht zu "20 Minuten". Schon die Juli-Passagierzahlen zeigten einen starken Rückgang, der werde jetzt noch zunehmen. Frischknecht war von 2007 bis 2014 CEO der Schweizer Airline Belair, die 2009 von Air Berlin übernommen worden war.

Wie kann Air Berlin weiterfliegen?

Die Airline hat ein "Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung" eröffnet: Das heißt sie wird nicht von einem Insolvenzverwalter geführt, sondern das bestehende Management behält die Regie. Der Betrieb kann damit wie gehabt weiterlaufen – und das mit frischem Geld. Dafür sorgt ein Übergangskredit der deutschen Regierung in Höhe von 150 Millionen Euro.

Wird die Fluggesellschaft auch mittelfristig überleben?

"Air Berlin wird nun Teile herauslösen, die weitergeführt werden, gewisse Strecken werden aufgegeben und auch Personal dürfte entlassen werden", sagt Thomas Frischknecht. "Ich gehe davon aus, dass es auf den Winterflugplan Ende Oktober große Veränderungen geben wird", so der frühere Belair-CEO weiter. Es sei zu erwarten, dass Lufthansa die Filetstücke übernimmt.

Was passiert mit den Mitarbeitern von Air Berlin?

Die Gewerkschaften hoffen, dass nach der Pleite möglichst viele Jobs erhalten bleiben. Die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) sprach von einem Schockmoment. Grundsätzlich wachse der Luftverkehr in Deutschland aber. VC-Präsident Ilja Schulz sagt: "Damit sind alle Voraussetzungen gegeben, diese Arbeitsplätze zu erhalten."

Wieso ist es zur Pleite von Air Berlin gekommen?

Der Hauptaktionär Etihad aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hatte die Reissleine gezogen und kein neues Geld mehr eingeschossen. Etihad hatte 2016 fast zwei Milliarden Dollar Verlust geschrieben. Grund waren Abschreibungen auf Flugzeuge und ihren Beteiligungen an Air Berlin und Alitalia.

Wenn Air Berlin dichtmachen muss, bekomme ich das Geld für mein Ticket zurück?

Falls die Airline den Flugbetrieb einstellt, könnte es für die Kunden schwierig werden, die Ausgaben erstattet zu bekommen, sagt Felix Methmann vom deutschen Bundesverband der Verbraucherzentralen zu "Spiegel Online". Zwar könnten die Käufer, die ihre Tickets direkt bei Air Berlin gekauft haben, ihre Forderungen im Insolvenzverfahren anmelden. Die Chance, wirklich Geld zurückzubekommen, liege aber de facto bei null. Das bestätigen auch Schadenersatz-Experte Philippe Strässle vom Portal Airhelp sowie der Schweizer Tourismusombudsmann Franco Muff. Zweiter sagt: "Wer nicht direkt bei der Airline gebucht hat, kann sich an seinen Reiseveranstalter wenden und einen Ersatzflug einfordern." Wer neu einen Flug bei Air Berlin bucht, dem rät Muff dazu, eine Annullationsversicherung abzuschließen.

Wie geht es in der Airline-Branche weiter?

"Es ist klar, dass jetzt mit Air Berlin und auch noch andere Fluggesellschaften verschwinden dürften", sagt Frischknecht. Die Gründe: Überkapazitäten in der Branche sowie auch unternehmerisches Versagen. Im Falle von Air Berlin sieht der frühere Belair-CEO die Unfähigkeit, übernommene Gesellschaften wie Niki oder auch Belair gut zu integrieren und sich zu positionieren. Air Berlin sei weder eine Premiumairline wie Lufthansa noch eine Billigairline wie Easyjet oder Ryanair. (red)

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