Am Dienstag landet Donald Trump mit der Air Force One in Zürich. Doch was hat es mit dem legendären Namen und der dazu gehörenden Maschine auf sich?
Air Force One ist nicht der Name des Flugzeuges, sondern das Rufzeichen für jedes Flugzeug der US-Luftwaffe, in dem ein amerikanischer Präsident fliegt. Fliegt er mit einem Helikopter des Marine Corps, trägt dieser das Rufzeichen «Marine One». Ein Flugzeug der US-Kriegsmarine mit dem Präsidenten an Bord heißt entsprechend Navy One.
In den meisten Fällen reist der Präsident an Bord einer von zwei Boeing VC-25A. Dabei handelt es sich um eine militärische Version der zivilen 747-200B, die von 1970 bis 1991 gebaut wurde. Für kürzere Trips oder falls der Zielflughafen die Landung eines Jumbo-Jets nicht zulässt, kann der Präsident auf eine von acht Boeing C-32 zurückgreifen. Dabei handelt es sich um die militärische Version der zivilen Boeing 757. Die wichtigsten Nutzer der C-32 sind der Vizepräsident, die First Lady und der Außenminister. Ist der Vizepräsident an Bord, lautet das Rufzeichen "Air Force Two".
Wichtig ist die Möglichkeit, in der Luft betankt zu werden. Damit können die Air-Force-One-Maschinen praktisch unbeschränkt lange in der Luft bleiben, was im Fall eines Krieges wichtig sein könnte. Aus demselben Grund sind die Maschinen gegen die starken elektromagnetischen Impulse geschützt, die Atombomben auslösen können. Sie verfügen auch über Einrichtungen zur Abwehr feindlicher Lenkwaffen, nicht aber über Angriffswaffen. Zudem kann der Präsident vom Flugzeug aus sicher kommunizieren, so als sei er in einer Kommandozentrale am oder unter dem Boden.
Reist der Präsident mit der VC-25A, ist das zweite Exemplar nie weit entfernt. Sollte die erste Maschine einen Defekt haben, ist die Weiterreise des Präsidenten so jederzeit gewährleistet. Bis auf die Nummer am Heck sind die Maschinen identisch. Ist der Präsident mit Marine One unterwegs, wird er jederzeit von zusätzlichen Helikoptern begleitet. Die Air Force One wird kaum je von Kampfflugzeugen eskortiert.
Die Maschinen bieten Platz für 76 Passagiere und 26 Crew-Mitglieder. Sie haben einen Konferenz- und Esssaal, Büros für den Präsidenten und seinen Stab, die präsidialen Privatquartiere inklusive Betten für ihn und die First Lady, Sitz- und Arbeitsbereiche für die Presse und andere Fluggäste. Ein Büro lässt sich auch als voll ausgerüsteter medizinischer Operationssaal einsetzen. In zwei Küchen können bis zu 100 Mahlzeiten gekocht werden, wobei Esswaren in einem zimmergroßen Kühlschrank mitgeführt werden. Eingekauft werden die Esswaren durch die Crew in zufällig ausgewählten Supermärkten in der Region Washington D.C.
Ja, die Jumbos wurden von Präsident Ronald Reagan in Auftrag gegeben und von seinem Nachfolger George H. W. Bush ab 1990 benutzt. Die Flugzeuge nähern sich ihrem maximalen Dienstalter von 30 Jahren. Da die 747-200 seit 1991 nicht mehr hergestellt wird, ist die Wartung schwierig geworden. Bereits mussten Ersatzteile auf einem Flugzeugfriedhof in der Wüste von Arizona gesucht werden. Die letzte Passagiermaschine des Typs 747-200B wurde 2016 von Iran Air außer Dienst gestellt.
Die beiden VC-25A werden durch zwei umgebaute Boeing 747-8 ersetzt, die dann die Bezeichnung VC-25B tragen werden. Die beiden zivilen Maschinen existieren bereits. Sie wurden einst von der russischen Fluggesellschaft Transaero bestellt, die 2015 in Konkurs ging, und nie ausgeliefert. Nach ihrer Fertigstellung und ersten Flugtests wurden sie auf einem Lagerplatz in Victorville, Kalifornien, abgestellt.
Die Boeing 747-8 hat eine um 1.800 Kilometer größere Reichweite als die 747-200 und fliegt 14.400 Kilometer weit. Die VC-25B ist aufgrund ihrer Zusatzausstattung allerdings deutlich schwerer als die zivile Version, wodurch ihre Reichweite nur knapp 11.000 Kilometer betragen soll, wie einem Bericht des US-Verteidigungsministeriums vom Juni 2019 zu entnehmen ist. Sie bietet Platz für 71 Passagiere, was der Kapazität der VC-25A entspricht. Ursprünglich sollten im neuen Jet 87 Passagiere Platz finden. Die neuen Jets werden zudem über neue Kommunikations- und Selbstverteidigungssysteme verfügen. Hier verrät das Pentagon allerdings keine Details.
Während auf der Boeing-Website die neuen Präsidentenmaschinen in der gewohnten Farbgebung dargestellt werden, will ihnen Donald Trump ein komplett neues Farbkleid verpassen. Dieses präsentierte er im Juni 2019 unter anderem beim Besuch des kanadischen Premierministers Justin Trudeau im Weißen Haus. Bei einem gemeinsamen Fototermin zeigte er ein Modell des neuen Jets, das eine Bemalung in Rot, Weiß und Blau aufwies, den Farben der US-Flagge. Ein Entscheid über die neue Farbgebung soll aber erst 2021 gefällt werden.
3,9 Milliarden Dollar sagt Trump. Auf diesen Preis habe er Boeing gedrückt und damit nach eigenen Angaben 1,6 Milliarden Dollar Steuergelder gespart. Die Preisreduktion kam durch den Verzicht auf verschiedene Ausstattungsmerkmale zustande. So sollen die neuen Jets beispielsweise nicht in der Luft betankt werden können. Das hat Auswirkungen auf die Dauer, wie lange der Präsident im Notfall in der Luft bleiben kann, ohne landen zu müssen. Inzwischen geht das Pentagon davon aus, dass die beiden neuen Jets schlussendlich wohl mindestens 4,7 Milliarden Dollar kosten dürften. Inklusive der neu benötigten Infrastruktur sollen sogar 5,2 Milliarden Dollar fällig werden.
Da die zivilen Maschinen von Grund auf umgebaut und mit der nötigen Technik bestückt werden müssen, ist mit einer Indienststellung nicht vor September 2024 zu rechnen.