Wirtschaft

AK-Kritik: Zielpunkt machte gute Miene zum bösen Spiel

Heute Redaktion
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Bild: Hertel Sabine

Die Handelskette Zielpunkt hat Insolvenz angemeldet. Man bräuchte ein Investment in der Höhe eines zweistelligen Millionenbetrags, um das Unternehmen zu retten. Man habe "gekämpft bis zum Schluss", beteuert das Mutterunternehmen Pfeiffer. Die Mitarbeiter erfuhren erst am Mittwoch, dass sie den November-Gehalt und das Weihnachtsgeld möglicherweise erst in ein paar Monaten erhalten. Gewerkschaft und Arbeiterkammer sind über die Vorgangsweise des Eigentümers erbost.

Die Handelskette Zielpunkt hat Insolvenz angemeldet. Man bräuchte ein Investment in der Höhe eines zweistelligen Millionenbetrags, um das Unternehmen zu retten. Man habe "gekämpft bis zum Schluss", beteuert das Mutterunternehmen Pfeiffer. Die Mitarbeiter erfuhren erst am Mittwoch, dass sie den November-Gehalt und das Weihnachtsgeld möglicherweise erst in ein paar Monaten erhalten. Gewerkschaft und Arbeiterkammer sind über die Vorgangsweise des Eigentümers erbost.

Zielpunkt wird am 1. Dezember Insolvenz anmelden. Betroffen davon sind 229 Zielpunkt-Filialen in ganz Österreich, mehr als die Hälfte davon in Wien. Der Großteil der Standorte dürfte an Mitbewerber gehen, man arbeite daran, dass viele der 2.500 Mitarbeiter übernommen werden können.

November-Gehälter über Insolvenzentgeldfonds ausgezahlt

Die Zielpunkt-Mitarbeiter bekommen vorerst nicht einmal mehr die November-Gehälter und das Weihnachtsgeld ausgezahlt. Die Betroffenen müssen einen Antrag stellen, um über den Insolvenzentgeltfonds an das Geld zu kommen.

Das kann jedoch zwei bis drei Monate lang dauern. "Das Unternehmen unterstützt alle Bemühungen und Maßnahmen, die zu einer möglichst raschen Auszahlung der rückständigen Entgelte durch den Insolvenz-Entgelt-Fonds führen", teilte Pfeiffer mit.

Sozialpartner: "Nicht eingebunden"

Die Arbeiterkammer kritisiert die Pfeiffer-Gruppe aufs Schärfste. AK-Präsident Johann Kalliauer sprach von einer "völlig verantwortungslosen Vorgangsweise auf Kosten der Beschäftigten, die jetzt weder November-Gehalt noch Weihnachtsgeld bekommen."

Noch Anfang November hätte die Geschäftsführung von Zielpunkt gesagt, dass die wirtschaftliche Entwicklung besser als geplant laufe. "Entweder die Unternehmensleitung hat völlig versagt oder sie hat ein äußerst zynisches Spiel mit der Existenz Tausender Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter getrieben", so Kalliauer.

Gewerkschaft vermutet Masterplan

Wolfgang Katzian, Vorsitzender der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp), kritisierte im Ö1-Morgenjournal, dass man die Sozialpartner nicht schon im Vorfeld eingebunden hat. Er sei über das Vorgehen des Eigentümers "entzürnt". Er vermutet dahinter einen Masterplan, "den wir bisher noch nicht kennen".

Der niederösterreichische FPÖ-Chef Christian Höbart hat angekündigt, die Bundesregierung mittels Antrag zu ersuchen, die ausstehenden November-Gehälter vorzustrecken. Es sei dringend notwendig, dass Zielpunkt-Mitarbeitern "schnelle und unbürokratische Hilfe zukommt". Es gehe darum, dass "die betroffenen Familien kurz vor Weihnachten ein Signal der Menschlichkeit erhalten".

Schmerzhaft aber notwendig

Der Schritt sei "schmerzhaft, aber notwendig", sagt Georg Pfeiffer, Eigentümer der Pfeiffer Handelsgruppe. Man habe nichts unversucht gelassen, um die angeschlagene Kette wieder flott zu machen. "Wir haben unser Bestes gegeben, um Zielpunkt zu retten. Es ist aber auch unsere Verantwortung gegenüber den restlichen Mitarbeitern der Handelsgruppe, stabil zu bleiben", so Pfeiffer.

Die Handelskette hat in den letzten Jahren über 50 Millionen Euro von ihrem Mutterunternehmen Pfeiffer erhalten. Ohne Erfolg. In den letzten drei Jahren wurde intensiv saniert, verantwortlich für die Insolvenz sind unter anderem massive Verschlechterungen der äußeren Rahmenbedingungen.

60 Millionen

Mit einem Investment von 60 Millionen Euro bis 2018 könnte Zielpunkt gerettet werden. Die allgemein schwächelnde Lebensmittel-Einzelhandelsbranche hatte die Prognose zuletzt drastisch verschlechtert. Die Umsatzrückgänge sind so groß, dass sie nicht mehr durch Einsparungen kompensiert werden können.

Nach Investoren wurde vergeblich gesucht, nun stellt auch die Muttergesellschaft das notwendige Geld nicht mehr zur Verfügung. Daher muss ein Insolvenzverfahren eingeleitet werden.