Wien

AKH-Mitarbeiter gingen trotz positiver Tests arbeiten 

Ein Bericht, dass Krankenhausmitarbeiter scheinbar trotz eines positiven Tests arbeiten gingen und um eine Prämie ansuchten, erhitzt die Gemüter.

Jochen Dobnik
Teilen
Eine interne Dienstanweisung und eine fragwürdige Corona-Pärmie bringen das AKH in Erklärungsnot.
Eine interne Dienstanweisung und eine fragwürdige Corona-Pärmie bringen das AKH in Erklärungsnot.
Jeff Mangione / KURIER / picturedesk.com

Dass Ärzte und Pfleger in den letzten beiden Jahren der Pandemie oft auch an ihre persönlichen Grenzen gebracht wurden, ist unbestritten. Ebenso, dass sie für ihre erschwerten und riskanten Arbeitsbedingungen eine Prämie erhalten sollten. Das taten sie auch – doch, wie nun bekannt wurde, war diese in Wien an eine Bedingung geknüpft.  

Nur Mitarbeiter, die nach Kontakt mit einem Covid-Infizierten unter bestimmten Bedingungen "freiwillig weiterarbeiteten", konnten um einen Corona-Bonus ansuchen.

Interne Dienstanweisung sorgt für Aufsehen

In ihrem Blog veröffentlicht die Wiener Journalistin Sarah Kleiner eine interne Dienstanweisung, die an das Personal des Allgemeinen Krankenhauses Wien (AKH) erging. Darin steht, wie im Falle eines Kontakts mit einem nachweislich Infizierten vorzugehen sei - "zwecks Aufrechterhaltung des Dienstbetriebs".

Um sicherzustellen, dass jederzeit ausreichend klinisches Personal zur Verfügung steht, um die medizinische Versorgung der Patienten zu gewährleisten, hat sich der Wiener Gesundheitsverbund dazu entschlossen, den Mitarbeitern freizustellen, auch im Falle eines möglichen Kontakts mit positiv getesteten Personen freiwillig weiter zu arbeiten - unter Bedingungen. Doch ein Restrisiko blieb.
Um sicherzustellen, dass jederzeit ausreichend klinisches Personal zur Verfügung steht, um die medizinische Versorgung der Patienten zu gewährleisten, hat sich der Wiener Gesundheitsverbund dazu entschlossen, den Mitarbeitern freizustellen, auch im Falle eines möglichen Kontakts mit positiv getesteten Personen freiwillig weiter zu arbeiten - unter Bedingungen. Doch ein Restrisiko blieb.
Screenshot diekleiner.wordpress.com

Zuerst hätte der betroffene Mitarbeiter einen PCR-Test machen sollen, dessen Ergebnis spätestens 24 Stunden später vorliegen sollte. Fiele dieser positiv aus, müsse sich der Mitarbeiter umgehend nach Hause und in Quarantäne begeben. Fiele er jedoch negativ aus, lautete die Anweisung: "Mitarbeiterin aufklären, dass er/sie weiterarbeiten kann. Täglich Test durchführen lassen. Schutzkleidung tragen. Nach 10 Tagen können - bei weiterer Gesundheit - die Vorsichtsmaßnahmen wieder eingestellt werden."

Zusätzlich entschied sich der Wiener Gesundheitsverbund im Frühjahr 2020 dazu, für jeden im Zuge dieser freiwilligen Weiterarbeit gemachten PCR-Test "als Entschädigung für die Unannehmlichkeiten" 50 Euro auszubezahlen. Heißt im Klartext: Wer "freiwillig weiterarbeitete", konnte sich bis zu 4.000 Euro Prämie jährlich sichern. Doch dieser Bonus hatte einen ebenso saftigen Haken.

Eine Pflegekraft berichtet

"Ich konnte das mit meinem Gewissen nicht vereinbaren", zitiert Kleiner in ihrem Blog eine ehemalige Pflegekraft des AKH, welche anonym bleiben möchte. Die PCR-Tests mussten zwar vor Dienstantritt abgegeben werden, doch bis ein Ergebnis vorlag, vergingen allerdings bis zu 24 Stunden. Zeit, in der man Mitmenschen und Patienten hätte anstecken können, denn trotz Sicherheitsvorkehrungen seien symptomlose Ansteckungen ja möglich – und das, um sich das Gehalt aufzubessern. Für diese Pflegekraft ein zu hoher Preis.

Die Sicherheitsmaßnahmen am AKH während der Pandemie waren enorm.
Die Sicherheitsmaßnahmen am AKH während der Pandemie waren enorm.
Josef Bollwein / SEPA.Media / picturedesk.com

Viele offene Fragen, wenige Antworten

Wie aus Mails des Wiener AKH aus dem Jahr 2020 hervorgeht, überstieg die Anzahl der Anträge auf diese Leistungsprämie das erwartete Volumen, allerdings wurden Mängel bei den Anträgen festgestellt. Einer der häufigsten: "Testbefunde mit positivem Ergebnis im Erfassungsformular für Leistungsprämie eingetragen (positiv getestete MA dürfen nicht freiwillig weiterarbeiten)". Haben also positiv getestete AKH-Mitarbeiter weitergearbeitet und dann noch um einen Corona-Bonus angesucht? Auf die konkreten Vorwürfe geht das Krankenhaus in einer Stellungnahme nicht ein. 

Auszug aus dem internen Mailverkehr des AKH vom Juni 2020, erging an Abteilungsleiter und Führungskräfte.
Auszug aus dem internen Mailverkehr des AKH vom Juni 2020, erging an Abteilungsleiter und Führungskräfte.
Screenshot diekleiner.wordpress.com

Keine Cluster im Klinikbetrieb

Auf "Heute"-Anfrage beim Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV) wird die Vorgehensweise bestätigt. Der medizinische Krisenstab der Stadt Wien erklärt, der Betrieb hätte mit den festgelegten Vorsichtsmaßnahmen und Regelungen gut weitergeführt werden können.

Es seien "keine Cluster, die den Klinikbetrieb gefährdet haben", entstanden, so Sprecher Andreas Huber. Wie viel Geld dem WIGEV für die Prämie zur Verfügung stand und an wie viele Mitarbeiter sie ausbezahlt wurde, beantworten weder der Gesundheitsverbund noch der medizinische Krisenstab.

1/63
Gehe zur Galerie
    <strong>25.04.2024: Kein Auto, kein Haus – so lebt René Benko.</strong> Erstmals seit der Signa-Pleite zeigte sich Unternehmer René Benko der Öffentlichkeit. Der Tiroler erschien am Mittwoch in Innsbruck vor Gericht. <a data-li-document-ref="120033251" href="https://www.heute.at/s/kein-auto-kein-haus-so-lebt-rene-benko-120033251">Die Details &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120033229" href="https://www.heute.at/s/jetzt-droht-beliebtem-lebensmittel-das-bittere-aus-120033229"></a>
    25.04.2024: Kein Auto, kein Haus – so lebt René Benko. Erstmals seit der Signa-Pleite zeigte sich Unternehmer René Benko der Öffentlichkeit. Der Tiroler erschien am Mittwoch in Innsbruck vor Gericht. Die Details >>>
    EXPA / APA / picturedesk.com