Österreich

Aktion scharf in Flüchtlings-Hotel

In einem Hotel in Favoriten wohnen Flüchtlinge – um teures Geld. Vier Personen teilen sich ein Zimmer um 480 €.

Heute Redaktion
Teilen
Picture

Mittwoch, 8.30 Uhr: In einem Hotel in der Laxenburger Straße ist es noch ruhig. Dann startet die "Gruppe Sofortmaßnahmen" mit einer "Aktion Scharf" – "Heute" ist mit dabei. Gemeinsam mit Polizei, Baupolizei (MA 37), Marktservice und der für Betriebsanlagen zuständigen MA 36 startet der Kontrollgang.

Das Hotel hat mehrere Stockwerke, gleich zu Beginn stoßen die Kontrollore auf ein notdürftig eingerichtetes Zimmer im Erdgeschoß: Drei junge Männer liegen auf ihren Betten, gleich nebenan befindet sich ein kleiner Hof und ein – mittlerweile geschlossenes – Lokal. Seit zwei Tagen seien sie da, erzählen die Männer aus dem Irak in gebrochenem Deutsch der Polizei. Wie viel sie für das eher desolate Zimmer zahlen, wollen sie nicht sagen. Zwei der Männer nimmt die Polizei zu einer Identitätsfeststellung mit – sie dürfen dann wieder gehen.

Küche behördlich geschlossen

In der angeschlossenen Küche riecht es muffig und feucht. Das Gastgewerbe darf schon seit längerem nicht mehr betrieben werden, wurde behördlich geschlossen. In der Tiefkühltruhe liegen Fleisch, Fisch und Co. übereinander. Dann geht es weiter, über die Treppe in die oberen Stockwerke. Kabel hängen von der Decke, zum Teil sind die Wände offen, Leitungen sichtbar. 17 von 33 Zimmern sind laut dem Portier vermietet.

480 Euro für ein Zimmer

Eine Familie öffnet die Tür. Das Paar aus Afghanistan lebt mit seinen beiden Kindern hier. Das Zuhause der Jung-Familie: Ein Zimmer mit drei Matratzen am Boden."Wir wohnen seit zwei Wochen hier, zahlen 480 Euro pro Monat", sagt der Familienvater. "Davor haben wir in der Maroltingergasse gewohnt. Uns wurde gesagt, dass wir wieder dorthin zurück können." In dem Haus in Ottakring gibt es seit vergangener Woche keinen Strom mehr, der Vermieter hat einige der Bewohner jetzt in diesem Hotel in Favoriten untergebracht.

Die Kontrollore der "Gruppe Sofortmaßnahmen" klopfen an die nächste Tür, verschlafen öffnet ein junger Mann. Im Zimmer: Zwei Sofas, insgesamt vier Männer aus Afghanistan, die zum Teil am Boden geschlafen haben. In einem weiteren Hotelzimmer wohnen zwei junge Männer aus dem Irak. "Wir zahlen 300 Euro", sagt einer von ihnen.

Interessant: Neben Flüchtlingen wohnen auch Touristen und einige Österreicher in den Zimmern und Klein-Wohnungen des Favoritner Hotels.

Der Pächter des Hotels in kein Unbekannter: Ali Hamed Shikrhie ist auch Mieter des – innen desolaten Hauses in der Maroltingergasse. Das Hotel in der Favoritner Laxenburger Straße führt er nach einem ähnlichen Muster. Das Hotel ist von ihm gepachtet, die – eher schäbigen – Zimmer werden teuer weitervermietet, zu einem Teil an Flüchtlinge. Die Strategie verfolgt Shikrhie schon länger. In seinen früheren Absteigen sollen zwischen 250 und 300 Euro pro Bett (!) bezahlt worden sein, hört man.

"Die Ärmsten der Armen werden ausgebeutet"

"Hier werden die Ärmsten der Armen ausgebeutet", sagt Walter Hillerer, Gruppenleiter der Gruppe "Sofortmaßnahmen und Stadtservice". Das Hotel wurde bereits mehrmals überprüft. Eine solche Vorgangsweise sei in Wien "eher die Ausnahme", sagt Hillerer. Und: "Für die Wohnungen werden verhältnismäßig hohe Mieten verlangt. Die 'Gruppe Sofortmaßnahmen' vernetzt, um Ausbeutung entgegenzuwirken."