Wirtschaft

Aktionäre kritisieren die "Facebook-Diktatur"

Erste Facebook-Jahresversammlung nach dem Datenskandal: Mark Zuckerberg musste sich geharnischte Kritik anhören.

Heute Redaktion
Teilen
Zuckerberg will Hetze von Facebook verbannen.
Zuckerberg will Hetze von Facebook verbannen.
Bild: picturedesk.com

Die Jahresversammlung startete gleich mit einem Eklat. Eine Aktionärin forderte außerhalb der Tagesordnung, Facebook-Chef Mark Zuckerberg nicht als Aufsichtsrat wieder zu wählen. Sicherheitsleute entfernten die renitente Dame aus dem Saal, weil sie eine sofortige Abstimmung forderte und sich nicht in die Liste der Fragesteller eintragen wollte.

Sesselsägen und Steuerangst



Ein weiterer Aktionär forderte, die Aktien mit mehr Stimmrechten abzuschaffen, die Zuckerberg die Kontrolle über das Unternehmen sichern. Sonst drohe Facebook, zu einer "unternehmerischen Diktatur" zu werden, warnte er. Andere prangerten fahrlässiges Minimieren von Steuern an. Sie fürchteten mögliche milliardenschwere Rückzahlungen.

Menschenrechte verletzt

Es gab auch direkte Kritik am Abfluss von Informationen von Millionen Facebook-Nutzern an die Firma Cambridge Analytica, die den Datenskandal ausgelöst hatte. Eine Vertreterin des Investors NorthStar Asset Management klagte, damit seien Menschenrechte verletzt worden.

Abgeschmettert

Die Vorschläge der Zuckerberg-Kritiker wurden umgehend abgelehnt. Was keinen überraschte, da der Milliardär den Betrieb fest in der Hand hält. Obwohl ihm nur noch rund 17 Prozent der Facebook-Anteile gehören, kontrolliert er knapp 60 Prozent der Stimmrechte. Fast alle seine verbliebenen Facebook-Aktien verfügen über ein zehnfaches Stimmrecht. An Zuckerberg kommt keiner vorbei, er kontrolliert sich selber. Und will das auch nicht ändern. Denn der Erfolg gab ihm bisher recht.

Die "Mea Culpa"-Show



Zuckerberg zog wie vor dem EU-Parlament und dem US-Kongress seine "Mea Culpa"-Show ab. Er räumte ein, die Gefahren seiner Plattform unterschätzt zu haben. Jetzt werde aber Hetze und Propaganda ein Riegel vorgeschoben. Er wehrte sich gegen Vorwürfe, aus geschäftlichen Gründen gefälschte Nutzerprofile nicht schnell genug zu löschen. "Gefälschte Profile schaden uns", so Zuckerberg.

Immer weniger junge Nutzer

Facebook hat aber wachsende Probleme, junge Nutzer für sein Onlinenetzwerk zu gewinnen. Die Zahl der Facebook-Nutzer im Alter zwischen 13 und 17 Jahren ging in den USA in den vergangenen Jahren deutlich zurück, wie eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center ergab. Demnach sind nur noch 51 Prozent der 13- bis 17-Jährigen mit dem Netzwerk verbunden.

(GP)