Wien

Aktivistin schildert Brand: "Das war versuchter Mord"

Nach dem mutmaßlichen Brandanschlag auf das Lobau-Camp erzählt eine Aktivistin "Heute", was sich in der Nacht des Feuers zugetragen hat.

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Die 20-jährige Aktivistin befand sich in den Holzturm, der am 31. Dezember in Flammen aufging.
Die 20-jährige Aktivistin befand sich in den Holzturm, der am 31. Dezember in Flammen aufging.
Denise Auer

An einem normalen Abend hätten die Aktivisten in der Hirschstettner Straße 44 (Donaustadt) um 2 Uhr nachts schon geschlafen: „Wir hatten uns lange nicht gesehen und weil es die Nacht vor Silvester war, blieben wir lange auf“, schildert Klimaschützerin Mini "Heute" unter ihrem Aktivistennamen. Sie ist eine von acht Menschen, darunter Minderjährige, die im Holzturm saßen, als er am 31. Dezember mutwillig in Brand gesteckt wurde. "Ich habe ein lautes Zischen gehört und dachte es sei Feuerwerk. Dann wurde es plötzlich hell und jemand hat geschrien, wir sollen sofort alle raus rennen“, erinnert sie sich.

Aktivisten rannten zurück ins Feuer

Das Folgende spielte sich für Mini wie in Zeitlupe ab: "Manche rannten durch die schon brennende Tür, andere schlugen ein Fenster ein, um einen zweiten Fluchtweg zu schaffen“, erzählt sie. Barfuß versuchte man das vermutlich durch Brandbeschleuniger gelegte Feuer zu löschen. Schuhe anzuziehen traute sich niemand, auch sie waren mit der entzündlichen Flüssigkeit übergossen worden.

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    Die 20-jährige Aktivistin befand sich in den Holzturm, der am 31. Dezember in Flammen aufging.
    Die 20-jährige Aktivistin befand sich in den Holzturm, der am 31. Dezember in Flammen aufging.
    Denise Auer

    “Es gab eine Brandspur, die wir mit Wasser und einem Feuerlöscher bekämpft haben. Wir dachten, wir hätten das Feuer minimiert und rannten noch einmal hinein. Als die Flammen wieder aufloderten und rasant anwuchsen, wussten wir: Jetzt müssen wir weg, das war versuchter Mord. Ich habe mich noch nie so machtlos gefühlt, wie in diesem Moment“, erinnert sich die Aktivistin.

    "Fühle mich im Camp so sicher, wie nie zuvor"

    Am größten sei der Schock bei den 16-Jährigen. "Sie meiden den Ort jetzt. Bei mir persönlich ist der Schrecken wohl noch nicht ganz angekommen", so die 20-Jährige. Um das Erlebte zu verarbeiten, wird allen Betroffenen psychologische Hilfe geboten. Ihren Protest will Mini aber nicht aufgeben: "Durch die Solidarität der Menschen fühle ich mich so sicher, wie nie zuvor. Es fühlt sich fast schon wie meine Pflicht an, im Camp zu bleiben. Ich will den Tätern zeigen, wie stark wir sind.“