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Alanis reiste in Wiener Arena in die Vergangenheit

Heute Redaktion
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Es ist ein Spiel, das sich seit einigen Jahren in regelmäßigen Abständen wiederholt: Die kanadische Musikerin Alanis Morissette veröffentlicht ein neues Album, begibt sich damit auf ausgiebige Tour und am Ende dreht sich doch wieder alles um ihren Meilenstein "Jagged Little Pill". Auch bei ihrem gestrigen Auftritt in der ausverkauften Wiener Arena wurde deutlich, wie wichtig Songs wie "Ironic" oder "You Oughta Know" knapp 17 Jahre nach ihrem Entstehen für die Fans noch sind. Eine etwas langatmige Reise in die 90er mit kleinen, zeitgemäßen Einsprengseln.

Es ist ein Spiel, das sich seit einigen Jahren in regelmäßigen Abständen wiederholt: Die kanadische Musikerin  Alanis Morissette  veröffentlicht ein neues Album, begibt sich damit auf ausgiebige Tour und am Ende dreht sich doch wieder alles um ihren Meilenstein "Jagged Little Pill". Auch bei ihrem gestrigen Auftritt in der ausverkauften Wiener Arena wurde deutlich, wie wichtig Songs wie "Ironic" oder "You Oughta Know" knapp 17 Jahre nach ihrem Entstehen für die Fans noch sind. Eine etwas langatmige Reise in die 90er mit kleinen, zeitgemäßen Einsprengseln.

Wobei die im August erscheinende, mittlerweile achte Platte "Havoc And Bright Lights" immerhin mit vier Songs in der Setlist bedacht wurde. War der Vorgänger noch ein oft vergeblicher Versuch Morissettes, mit elektronischen Elementen Mehrwert zu erzeugen, scheint diesmal wieder Basisarbeit angesagt zu sein, gefiel etwa die erste Single "Guardian" als geradlinige Popnummer mit dezenten Kanten oder gelang es "Numb" als Abschluss des regulären Sets gekonnt den Spannungsbogen hochzuhalten.

An die mehr als 30 Mio. verkauften Exemplare von "Jagged Little Pill" wird Morissette zwar erneut nicht anschließen können, aber gewisse Erwartungen doch erfüllen.

Was auch für den Liveauftritt zu sagen gilt: Mit fünfköpfiger, recht unauffälliger und brav an den Studioversionen angelehnt spielender Band gab sich die quirlige 38-Jährige keine Blöße, beackerte die Bühne mit weitausholenden Schritten, damit auch ja jeder im Publikum etwas von ihr und ihrer zum Markenzeichen gewordenen Haarpracht sehen konnte. Und so fühlte man sich fast 20 Jahre zurückversetzt, als "All I Really Want" mit exzessivem Mundharmonikaspiel daherkam, "Head Over Feet" aus zig Kehlen erklang oder "Hand In My Pocket" als heruntergebrochene Version zum Träumen einlud.

Hauptaugenmerk auf Grammy-Album

Immerhin ein Drittel machten Nummern von "Jagged Little Pill" aus, ansonst wurde gerecht zwischen den restlichen Alben aufgeteilt und mit Soundtrack-Beiträgen (das überflüssige "I Remain" wurde gar dreimal als Intermezzo gegeben) ergänzt, wobei vor allem "Uninvited" im ersten Zugabenblock überzeugen konnte.

Erstmals an diesem Abend klangen Morissette und ihre Band so, wie man es in Erinnerung hat: kraftvoll und verletzlich zugleich, mit Hang zur großen Geste und doch beiden Beinen im erdigen Rock. Leider nur ein kurzes Aufblitzen vergangener Tage, waren doch ansonsten trotz kompakter Spielzeit von etwa eineinhalb Stunden schon mal einige Leerläufe zu verzeichnen.

Es wird letztlich egal sein, ob "Havoc And Bright Lights" einen Schönheitswettbewerb gewinnt oder nicht, auch in den kommenden Jahren wird sich die siebenfache Grammy-Gewinnerin, die seit 2005 auch US-Staatsbürgerin ist, an ihrem mit 21 Jahren veröffentlichten Frühwerk messen müssen. Keine dankbare Aufgabe, aber immerhin bleibt die Gewissheit, dass es live nur einer soliden Performance bedarf, um rund 3.500 Leute glücklich zu machen. Der befürchtete Regen blieb übrigens ebenso aus wie musikalische Überraschungen.

(APA/red)