Österreich

Hinter dieser Tür zerteilte der "See-Killer" sein Op...

Heute Redaktion
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Während die Identität der Toten noch rätselhaft bleibt, wird das Vorgehen des mutmaßlichen Täters klar. Alfred U. zersägte sein Opfer mitten in einem Wiener Gemeindebau.

Der dritte Stock eines Wiener Gemeindebaus in der Brigittenau. Nur die amtliche Versiegelung der schlichten, weißen Tür gibt einen Hinweis darauf, welch grausame Szenen sich dahinter zugetragen haben.

Hier wohnte Alfred U. (63) bis zu seiner Festnahme am Freitag. Jetzt hat er die 58-Quadratmeter-Wohnung gegen eine Zelle in der Justizanstalt Eisenstadt im Burgenland eingetauscht. Er soll eine flüchtige Bekanntschaft getötet und zerstückelt haben.

In Plastiksäcke verpackt

Vor etwa einem Monat hörte man "grauenhafte Sägegeräusche" in der Wohnung des Mannes. "Doch wir dachten uns nichts Besonderes dabei, weil Herr U. ja ständig mit irgendwelchen Umbauten beschäftigt war", erinnern sich die Nachbarn des Killers gegenüber der "Krone".

Die Zerteilung der Leiche erfolgte in den zweckmäßig eingerichteten Räumlichkeiten der Gemeindewohnung. Auf "Heute" zugespielten Fotos sind nicht zusammenpassende Möbel zu sehen. Besseres konnte sich Alfred U. wohl nicht leisten. Er soll verschuldet gewesen sein.

In den Tagen nach der Zerstückelung soll der Verdächtige die Leichenteile in Plastiksäcken und Kisten entsorgt haben. Er schaffte sie mit seinem alten, silbernen Mercedes in die von der Mutter geerbte Schilfhütte in Rust. Mit einem Elektroboot brachte er die Teile dann zu einer vom Schilf verdeckten Einbuchtung und versenkte sie dort.

Er drückte zu, bis sie still war

Die Identität des Opfers, laut Staatsanwaltschaft zwischen 20 und 40 Jahre alt, ist noch ein Rätsel. Die Umstände des Todes unterbreitete Alfred U. den Ermittlern aber in einem umfassenden Geständnis. "Ich wollte gar keinen Sex mit der Frau. Ich wollte doch nur ein bisschen Haut spüren und endlich wieder mit jemandem kuscheln", sagt der 63-Jährige über die grausame Tat.

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"Plötzlich begann sie wie wild zu schreien. Ich geriet in Panik und habe sie gewürgt." Als sein körperlich unterlegenes Opfer still war, ließ Alfred U. von ihm ab. Doch da die Frau in der Folge sofort wieder wie ein Berserker zu brüllen begann, geriet der Verdächtige in Rage und drückte erneut zu – so lange, bis sie tot war.

Eine "Panikaktion", so die Anwältin des Mannes, Astrid Wagner. Durch das Versenken des Opfers im See habe er das Verbrechen für sich ungeschehen machen wollen. "Mein Mandant ist psychisch krank und muss rasch zurück in den Maßnahmenvollzug", erklärt Wagner.

30 Jahre im Häf'n

Die Lagerung der Leichenteile in seiner Ruster Seehütte wurde dem Killer zum Verhängnis. Die Leichenspürhunde der Polizei schlugen an, bei der Überprüfung des Besitzers stießen die Ermittler auf seine lange kriminelle Vorgeschichte. Alfred U. saß bereits knapp 30 Jahre in Haft. Seine kriminelle Laufbahn begann mit einem versuchten Totschlag, 1995 gesellte sich eine Vergewaltigung dazu, die der Ex-Druckereibesitzer bis zuletzt bestritt.

Nach positiven Dossiers eines Psychologen und eines Psychiaters wurde Alfred U., der als trinkender Narzisst (selbstbezogener Mensch, Anm.) mit Persönlichkeitsstörung gilt, am 17. Oktober 2016 aus der Haft entlassen. In der Zwischenzeit war einiges geschehen. Seine Mutter starb während seiner Zeit hinter Gittern, hatte aber vorgesorgt und seine Wohnung in der Nähe des Augarten aufrecht erhalten.

In Sichtweite der Sängerknaben durfte U. aber nicht mehr einziehen, sondern musste wegen seiner Auflagen in eine Einrichtung für Ex-Häftlinge in Rudolfsheim. Erst kürzlich zog er in die Brigittenauer Wohnung seiner toten Mutter, lebte dort eine Zeit lang mit einer rumänischen Freundin und ihren Kindern. Die Beziehung scheiterte. Seine alte Behausung am Augarten hatte er aufgegeben, beim "Heute"-Lokalaugenschein strichen Maler gerade die Wände für eine Neuvermietung.

80.000 Euro für ein neues Leben

Auch die Hütte am Neusiedler See hatte der gebürtige Burgenländer, der sein ganzes Leben in Wien verbrachte, von seiner Mutter geerbt. Der Vater war schon früher gestorben. Nachbarn erinnern sich an die Eltern des mutmaßlichen Mörders. Sie seien sehr nette Leute gewesen. Die vorgeschobene Erklärung für die lange Abwesenheit des Sohnes während der Haftstrafe: "Er hat einen gut bezahlten Job in den USA."

Von einem neuen Leben in einem anderen Land könnte Alfred U. nach der Bluttat wirklich geträumt haben, denn er wollte die Schilfhütte mit dem dunklen Geheimnis für 80.000 Euro verkaufen. "Er hatte hohe Schulden. Alle seine sozialen Kontakte waren nach der langen Haftstrafe weg. Jetzt hat sich seine trostlose Lage mit einer immensen Wucht bei ihm entladen", erklärt seine Anwältin Wagner. Alfred U. weiß, dass er nie wieder freikommen wird. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

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