Wirtschaft

Computer soll für AMS Arbeitslose bewerten

Heute Redaktion
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Jugendliche im AMS am Gumpendorfergürtel in Wien 1060.
Jugendliche im AMS am Gumpendorfergürtel in Wien 1060.
Bild: picturedesk.com

Ein Computerprogramm soll künftig AMS-Kunden analysieren und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt bewerten – damit sollen gezieltere Förderungen möglich werden.

Umbruchstimmung beim Arbeitsmarktservice AMS: Nach mehrjähriger Vorbereitung soll ab Jänner 2019 ein neues Computerprogramm die menschlichen Mitarbeiter bei der Bewertung der Zukunftschancen der Arbeitssuchenden unterstützen.

Anhand von einem knappen Dutzend Merkmalen soll ein Algorithmus die Jobsuchenden nach ihren Chancen am Arbeitsmarkt in drei Kategorien einteilen. Dabei werden neben den typischen demographischen Angaben wie Alter und Geschlecht auch Daten der bisherigen Berufslaufbahn und bisherige Zeiten der Arbeitslosigkeit erfasst und berücksichtigt. Ältere Personen und Zuwanderer haben traditionell schon schlechtere Chancen auf einen neuen Job, auch diese Faktoren fließen in die Bewertung ein.

Einteilung in drei Kategorien

Bislang wurden ähnliche Einschätzungen von den AMS-Mitarbeitern erstellt. Künftig soll der größte Teil vollautomatisch ablaufen. Neu ist die explizite Dreiteilung in Kategorien. Als Personen mit guten Chancen gilt man, wenn mit mindestens 66-prozentiger Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden kann, innerhalb von zwei Jahren vermittelt zu werden. Geringe Chancen werden demnach bei einer Wahrscheinlichkeit bis maximal 25 Prozent bescheinigt. Alle anderen landen in der mittleren Kategorie. Anfang nächsten Jahres soll die Software in das EDV-System eingespielt werden.

Man wolle die Ressourcen der Arbeitsmarktpolitik langfristig effizienter einsetzen, erklärte AMS-Chef Johannes Kopf in einem Interview mit dem "Standard". In einem internen Papier zu den Ursprüngen des Programms, das dem "Standard" vorliegen soll, heißt es, dass der Algorithmus zu Einsparungen bei Ausgaben für Kunden mit guten Perspektiven führen soll: Sie könnten sich selbst helfen und bräuchten primär Stellenangebote vom AMS und nur selten Förderungen.

Ungleiche Verteilung der Fördermittel

Im Umkehrschluss soll auch bei den Kunden in der untersten Kategorie gespart werden. Denn hier wäre jede Maßnahme des AMS vergleichsweise teuer für die geringen Vermittlungschancen. Ein Vorhaben, das bei den meisten Kritikern auf Unverständnis stößt. Auch der damalige Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) fürchtete, dass perspektivlose Arbeitslose dadurch weniger Förderungen erhalten würden. Deshalb ließ er die Einführung des Algorithmus im Herbst 2016 vorübergehend auf Eis legen.

Profitieren würden von diesem neuen System Jobsuchende in der mittleren Kategorie, bei ihnen ist demnach das Kosten-Nutzen-Verhältnis am vorteilhaftesten. Die Ressourcen sollen bei diesen Kunden konzentriert werden.

"Ziel ist es auch, mit dem gleichen Geld mehr Personen fördern zu können", entschärft Kopf die Befürchtungen: "Die Idee ist, bestehende Förderinstrumente bei den unterschiedlichen Gruppen unterschiedlich einzusetzen."

Menschlicher Faktor bleibt

"Wir setzen derzeit öfter geförderte Beschäftigungsprojekte bei ganz Schwachen ein und sind dann oft unglücklich, dass wir zu sehr hohen Kosten im Vergleich relativ wenige Arbeitsaufnahmen bei dieser Personengruppe haben", so der AMS-Chef weiter: "Mit dem neuen System werden wir noch besser steuern können, wo und wie wir fördern müssen, um effektiver zu sein." Auch die Betroffenen seien mit den neuen Betreuungsangeboten "sehr happy".

Man wolle sich aber in Zukunft nicht sklavisch an die Einschätzung des Computerprogammes halten. Die Kategorien könnten jederzeit durch die AMS-Mitarbeiter aufgebrochen werden, etwa wenn ein Betreuer aufgrund seiner Erfahrung eine andere Einschätzung treffe, könne er den Kunden hochstufen. (red)