Szene

Alicia Keys war in Stadthalle "on fire"

Heute Redaktion
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Die New Yorker Sängerin Alicia Keys beehrte am Donnerstagabend im Rahmen ihrer Welttournee die Wiener Stadthalle mit einer perfekt inszenierten Show zwischen intimen Jazzmomenten und großem Popbombast - nur der Sound war viel zu laut.

Dem Titel ihre aktuellen Platte "Girl On Fire" machte die 32-Jährige dabei alle Ehre, hat sie sich doch seit ihrem Durchbruch 2001 - man erinnere sich an "Fallin'" - von einer schüchtern wirkenden Künstlerin zu einer fixen Größe der R'n'B-Szene entwickelt. Dass dabei die Authentizität ein bisschen leidet, ist fast schon verständlich.

Immerhin dürfte es sich leicht singen, wenn man in etwas mehr als zehn Jahren Musikkarriere 14 Grammys eingestrichen und Alben im mittleren zweistelligen Millionenbereich verkauft hat. Wobei Keys gestern durchaus ihre Anlaufschwierigkeiten hatte: Ein animiertes, New York in den Fokus rückendes Intro, untermalt von "New York State Of Mind", leitete in das erste, sehr druckvoll intonierte Drittel.

Sound für Open-Air ausgelegt

"Karma" oder "You Don't Know My Name" dröhnten aus den Boxen, als ob die Backingband keine Halle, sondern ein Open-Air-Stadion zu beschallen hätte, und die in der Klassik wie im Hip Hop gleichermaßen verwurzelte Sängerin hatte ein ums andere Mal mit ihrer Stimme zu kämpfen.

Bei der Show selbst geizte Keys nicht mit Hinguckern - von vier Tänzern, die sie immer wieder umwirbelten, über aufwendige Projektionen bis zu aus dem Bühnenboden auftauchenden Pianos war alles dabei. Die Sängerin selbst gab sich hingegen eher geerdet, setzte mehr auf ihre im weiteren Verlauf deutlich solidere Stimme als auf Effekthascherei und brachte spätestens mit "Listen To Your Heart" jazziges Clubflair und Breitwandsound unter einen Hut. Wobei die stärksten Momente eindeutig jene mit geringster Instrumentierung waren: Klavier und Alicia Keys, das ist eine Kombination, auf die man jederzeit sein Geld setzen kann.

Kein Stehplatz-Konzert

Das Konzept - stringente Umsetzung der Songs, obligatorische und wie üblich recht aufgesetzte Publikumsinteraktion sowie allerlei Zusatzreize - wurde eisern durchgezogen. Wobei gar nicht erst versucht wurde, sich als organisch agierende Band, die ihrem Schaffen frönt, zu verkaufen. Stattdessen gab es beim ruhigeren "Diary" wunderschön anzusehende Visualsequenzen und handliches Futter für das große Popkino ("No One").

Als Keys dann das Wiener Publikum zum Mittanzen aufforderte, wurde schließlich aus der bestuhlten Halle in Ansätzen ein sich vor der Bühne drängendes Popauditorium. Und der Star war auch einer zum Anfassen, zumindest dezent.

Großer Jubel am Ende

Aber nach dem Abklatschen ist letztlich nur vor dem großen Applaus: Ein etwas langatmiges Schlussdrittel wurde konsequent überspielt, ins rettende Ziel ging es mittels Rückbesinnung auf den Beginn: "Empire State Of Mind", diese neue Hymne über den Big Apple, wurde - angelehnt an das Original - von Rapper Jay-Z per Videowall eingeleitet, bevor sich Keys den einzigen wirklichen Outfitwechsel gönnte und im langen, fliederfarbenen Abendkleid den Schlusschor dirigierte.

Handys blinkten, die Band - leider durchwegs zu laut an diesem Abend - groovte, und Alicia Keys durfte sich ob des frenetischen Jubels in Dankesworten ergehen. Insgesamt konsequent, professionell, aber einfach auch etwas blass und zu brav heruntergespielt. Wirkliches Herzblut muss man woanders suchen.

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