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Alijew-Prozess: Verteidiger orten "Lügengeschichten"

Heute Redaktion
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Am Dienstag hat in Wien der spektakuläre Prozess wegen Doppelmords an zwei kasachischen Bankmanagern begonnen. Da mit Rachat Alijew der Hauptangeklagte tot ist, standen nur zwei seiner Weggefährten vor dem Straflandesgericht. Die Verteidiger weisen die Vorwürfe gegenüber ihren Mandaten zurück, es handle sich um konstruierte Lügengeschichten des kasachischen Präsidenten. Acht Geschworene sollen das Urteil fällen.

Am Dienstag hat in Wien der spektakuläre Prozess wegen Doppelmords an zwei kasachischen Bankmanagern begonnen. Da mit Rachat Alijew der Hauptangekelagte tot ist, standen nur zwei seiner Weggefährten vor dem Straflandesgericht. Die Verteidiger weisen die Vorwürfe gegenüber ihren Mandaten zurück, es handle sich um konstruierte Lügengeschichten des kasachischen Präsidenten. Acht Geschworene sollen das Urteil fällen.

Alnur Mussajew, früherer Chef des kasachischen Geheimdienstes, und Vadim Koschlyak, ehemals bei der kasachischen Präsidentenwacht, standen am Dienstag vor dem Straflandesgericht in Wien. Beide sollen laut Anklageschrift gemeinsam mit Alijew zwei Manager der Nurbank vor acht Jahren entführt, misshandelt und zum Rücktritt als Vorstandsvorsitzende der Bank gezwungen haben. Am Ende wurden beide Manager erdrosselt aufgefunden.

"Wie ein Hollywood-Film"

Staatsanwältin Bettina Wallner musste eingestehen, dass sich die Vorwürfe "streckenweise wie ein Hollywood-Film" anhören. Leider seien diese Dinge wirklich passiert, sagte die Anklägerin. "Zu dritt schmiedeten sie den Tatplan", führte Wallner aus. Man habe den zwei Männern auf Alijews Firmengelände Plastiksäcke über die Köpfe gestülpt und sie mit einer Schnur erdrosselt.

Anwälte kritisieren österreichische Justiz

Die Anwälte der beiden noch lebenden Angeklagten wiesen die Vorwürfe scharf zurück. Martin Mahrer, Rechtsbeistand von Mussajew, sieht die beiden Angeklagten in der Opferrolle - als politisch Verfolgte. Mahrer sagte, Kasachstan habe wegen der Bodenschätze Druck auf ÖMV und die heimischen Behörden ausgeübt.

Mahrer versuchte auch, Einfluss auf die Geschworenen auszuüben. "Glauben Sie bitte nicht, was Ihnen hier an Geschichten aufgetischt wird.", sagte er. Alles sei eine Konstruktion des kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew und des Geheimdienstes.

"Belastungszeugen massiv beeinflusst"

Walter Engler, Anwalt von Koschlyak, sagte, die Belastungszeugen seien in Kasachstan "massiv beeinflusst, gefoltert" worden. Engler kritisierte auch, dass die Anklage auf eigene Ermittlungen in Kasachstan verzichtet hat.

Der Hauptangeklagte selbst, der Oligarch und kasachische Ex-Botschafter Rachat Alijew, wurde am 24. Februar 2015 tot im Nassbereich seiner Gefängniszelle in Wien-Josefstadt aufgefunden. Die Justiz geht von einem Selbstmord aus. Und auch wenn er nicht mehr am Leben ist, dennoch wird im Zuge des Verfahrens auch seine Rolle bei dem Doppelmord geklärt.

Alijew-Witwe spricht Witwen der Mordopfer Beleid aus

Witwe Elnara Shorazowa bedauerte am Dienstag in einem Statement, dass ihr Mann nicht am Prozess teilnehmen kann: "Rakhat sah dieses Verfahren als die beste Möglichkeit, sich selbst von den falschen Anschuldigungen des Mordes zu befreien". Sie sprach den Witwen der Mordoper ihr Beileid aus, diese seien auch wie Rakhat und sie selbst Opfer des Regimes unter Präsident Nasarbajew.

Alijew sei "gestoppt worden", bevor er seinen Namen und den der Familie reinwaschen und "die Wahrheit über das Regime von Nasarbajew" zu Tage bringen haben könne. Daher bat Shorazowa die Presse, das Verfahren objektiv zu verfolgen.

Angeklagte bekennen sich nicht schuldig

Mussajew, der ehemalige Geheimdienstchef, soll nur am Mord und nicht an der Entführung beteiligt gewesen sein. Das bestritt sein Anwalt Martin Mahrer gegenüber Ö1. Sein Mandant habe ein Alibi, das von Zeugen bestätigt worden sei. Allerdings hätten diese Zeugen auf Druck von Kasachstan ihre Aussagen teilweise zurückgenommen. Auch der zweite Angeklagte wird sich nicht schuldig bekennen.

Das Urteil treffen acht Geschworene, also ausgewählte Bürger. Zusätzlich wurden weitere acht Geschworene als Ersatz verpflichtet.

Enormes Medien-Interesse aus der ganzen Welt

Es gab einen riesigen Journalisten-Ansturm. Aus Kasachstan, aus den anderen ehemaligen Sowjet-Staaten und aus Deutschland waren Medienvertreter zugegen. Daher gab es doppelte Sicherheitskontrollen im Landesgericht. Schwer bewaffnete Polizisten und Sprengstoffspürhunde waren vor Ort.

Für den Schwurprozess sind mindestens 27 Verhandlungstage veranschlagt. Mehr als 60 Zeugen sind geladen, die großteils aus Kasachstan anreisen werden.

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