Österreich

Aliyev erhängte sich mit Binden aus Krankenabteilung

Heute Redaktion
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Nach der Obduktion des ehemaligen kasachischen Botschafters in Wien, Rakhat Aliyev, der am vergangenen Dienstag erhängt in seiner Einzelzelle in der Justizanstalt (JA) Josefstadt aufgefunden wurde, wird die Leiche von der Staatsanwaltschaft Wien vorerst nicht freigegeben. Inzwischen ist klar, dass sich Aliyev mit Mullbinden aus der Krankenanstalt des Gefängnisses erhängte.

Nach der , der am vergangenen Dienstag erhängt in seiner Einzelzelle in der Justizanstalt (JA) Josefstadt aufgefunden wurde, wird die Leiche von der Staatsanwaltschaft Wien vorerst nicht freigegeben. Inzwischen ist klar, dass sich Aliyev mit Mullbinden aus der Krankenanstalt des Gefängnisses erhängte.

Üblicherweise wird bei gerichtlichen Obduktionen der Leichnam 24 bis 36 Stunden danach freigegeben. Im Fall Aliyev hat das vorläufige Obduktionsergebnis vorerst keine Hinweise auf ein Fremdverschulden ergeben. Trotzdem will die Anklagebehörde die Leiche des Ex-Botschafters noch nicht freigeben. Man wolle den Todesfall umfassend untersuchen lassen. "Das soll perfekt gemacht werden", betonte der stellvertretende Behördenleiter und Mediensprecher Gerhard Jarosch.

Blutuntersuchung steht noch aus

Das toxikologische Gutachten - anhand einer Blutuntersuchung soll festgestellt werden, ob und welche Substanzen Aliyev bei seinem Ableben in sich hatte - wird keinesfalls, wie von der Staatsanwaltschaft erhofft, in "einigen Tagen" vorliegen. Experten gehen davon aus, dass jedenfalls zwei bis drei Wochen vergehen werden, ehe die Ergebnisse vorliegen

Aus Sicht der Staatsanwaltschaft gibt es derzeit keinen Zweifel, dass Rakhat Aliyev, der sich in wenigen Wochen wegen Doppelmordes an zwei kasachischen Bankern vor einem Schwurgericht zu verantworten gehabt hätte, freiwillig aus dem Leben geschieden ist. Falls es tatsächlich Selbstmord war, dürfte der 52-Jährige dabei zielgerichtet vorgegangen sein und wäre binnen kurzer Zeit bewusstlos gewesen.

Tatwerkzeug aus Krankenabteilung

Die Mullbinden, mit denen Aliyev sich aus Sicht der Staatsanwaltschaft und der Vollzugsdirektion an einem Kleiderhaken im Nassbereich seiner Zelle erhängt haben soll, stammten aus der Krankenabteilung der JA Josefstadt, wo der herzkranke Ex-Diplomat untergebracht war. Dort können sich die Häftlinge relativ frei bewegen, Aliyev wäre es daher leicht möglich gewesen, die Mullbinden unbemerkt an sich zu bringen.

Sich mit diesem eher ungewöhnlichen Tatwerkzeug das Leben zu nehmen, wäre grundsätzlich kein schwieriges Unterfangen gewesen. Wie gerichtsmedizinischen Lehrbüchern zu entnehmen ist, reicht es beim Erhängen bereits aus, ein Gegengewicht von dreieinhalb Kilogramm zu erzeugen, um das Bewusstsein zu verlieren.

Binnen Sekunden bewusstlos

Damit hätte sich Aliyev nur in eine aus den Mullbinden gebildete Schlaufe fallen lassen müssen, um sich die Sauerstoffzufuhr zu nehmen. Selbst im Stehen wäre in diesem Fall binnen weniger Sekunden die Bewusstlosigkeit und nach vier bis spätestens fünf Minuten der Hirntod eingetreten.

Als ausgebildetem Geheimdienstler - vor seiner diplomatischen Karriere war Aliyev beim kasachischen KNB tätig - dürften diesem Kenntnisse über die unterschiedlichen Tötungsarten nicht ganz fremd gewesen sein. Die endgültige Klärung der Todesursache wird allerdings noch einige Zeit auf sich warten lassen.