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Alkoholverbot für Wiener Praterstern kommt bald

Heute Redaktion
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Mit einem Alkoholverbot will der designierte Wiener Bürgermeister Michael Ludwig den HotSpot Praterstern entschärfen.
Mit einem Alkoholverbot will der designierte Wiener Bürgermeister Michael Ludwig den HotSpot Praterstern entschärfen.
Bild: Sabine Hertel

Lange wurde diskutiert, nun kommt es doch: Per Verordnung erlässt der designierte Wiener Bürgermeister Michael Ludwig ein Alkoholverbot für den Praterstern. Ein Novum im öffentlichen Raum.

Der Praterstern ist in den letzten Wochen kaum aus den Schlagzeilen gekommen. Tagtäglich passieren rund 150.000 Menschen den Praterstern und machen ihn zu einem der meistfrequentierten Verkehrsplätze der Stadt. Doch durch Drogenhandel, Schlägereien, Messerstechereien bis hin zu Alkoholexzessen ist aus dem Praterstern zunehmend ein Krimi-HotSpot geworden.

"Menschen fühlen sich zunehmend unsicher"

Nun greift der designierte Bürgermeister Michael Ludwig ein. Wie verschiedene Medien berichten, plant Ludwig ein Alkoholverbot, das den Vorkommnissen am Praterstern einen Riegel vorschieben soll. "Jede Frau, jeder Mann und jeder Jugendliche soll sich in dieser Stadt sicher fühlen", erklärte Ludwig. Er selbst sei persönlich am Praterstern gewesen, um sich ein Bild der Lage zu machen und habe dabei Gespräche mit Anrainern, Passanten und Geschäftsleuten geführt. Fazit dieser Gespräche sei, dass sich viele Menschen am Praterstern zunehmend unsicher fühlen.

Verbot gilt ab 1.Mai für Bahnhof und Vorplätze

Das Verbot soll in Form eines klar definiertes Pilotprojekts erfolgen, das erstmals im öffentlichen Raum durchgeführt wird. Gelten soll das Alkoholverbot im gesamten Bahnhof sowie dem angrenzenden öffentlichen Raum bis zur Venediger Au. Da es sich bei dem Verbot um eine Verordnung handelt, kann es schon sehr bald, genauer am 1. Mai 2018 in Kraft treten. Ausgenommen von dem Verbot sind Gastronomielokale, deren Gastgärten sowie Supermärkte, die auch weiterhin Alkohol verkaufen dürfen.

Jedoch wird der Konsum alkoholhaltiger Getränke im öffentlichen Raum, etwa also einer Parkbank verboten. Bei Zuwiderhandlung kann die Polizei künftig den Alkohol beschlagnahmen und die Konsumenten vor Ort verweisen. Zusätzlich droht eine Verwaltungsstrafe von bis zu 70 Euro, bei wiederkehrenden Verstößen bis zu 700 Euro.

Die Exekution der Strafen läge im Ermessen der Polizei, diese könnte auch entscheiden, nur eine Ermahnung auszusprechen. Von der Verordnung erhofft sich Ludwig eine Zerstreuung der Szene.

Ausweitung möglich

Eine Verdrängung des Problems in benachbarte Straßen befürchtet Ludwig nicht. Die Präsenz städtischer Mitarbeiter sollen auch in den umliegenden Gebieten verstärkt werden, um ein unmittelbares Ausweichen von Problemgruppen in die nähere Umgebung zu vermeiden. Ludwig kündigte an, die Maßnahme nach sechs Monaten evaluieren zu wollen, danach wäre eine Ausweitung auf andere Plätze denkbar.

Gleichzeitig erneuerte Ludwig seine Forderung nach Einrichtung einer Polizeiinspektion direkt am Bahnhof Praterstern. Zudem soll – wie auch beim Wiener Westbahnhof – in der Bahnhofshalle nur mehr zeitlich begrenztes W-LAN-zur Verfügung stehen.

Neos und Grüne kritisieren, ÖVP und FPÖ erfreut

Auf heftige Kritik stößt der Plan bei den Wiener Neos. "Michael Ludwig zeigt schon, bevor er gewählt ist, sein wahres Gesicht: Mit purem Populismus versucht er, die Probleme in der Stadt zu kaschieren. Die Anrainer und Durchreisenden erwarten sich ganz andere Lösungen, um den Brennpunkt zu entschärfen. Sicherheit hat oberste Priorität, aber bitte nicht mit reinen Showmaßnahmen, es braucht wesentlich mehr am Praterstern", erklärte Klubchefin Beate Meinl-Reisinger.

Zahlreiche Studien aus anderen Städten würden belegen, dass ein Alkoholverbot auf einem Platz überhaupt nichts bringe. "Das ist reine Verdrängung, die umliegenden Grätzel und auch andere Plätze in der Stadt werden zu neuen Hotspot", befürchten die Neos.

In dieselbe Kerbe schlagen auch die Wiener Grünen, für die ein Alkoholverbot keine Probleme löse. Man tue auch der Wiener Polizei keinen Gefallen damit, wenn sie zusätzlich zur schon hohen Arbeitsbelastung nun auch noch die Art des Getränks von unauffälligen Menschen kontrollieren muss, betonen die Grünen.

Während sich die FPÖ nach ihrer jahrelangen Forderung nach einer Alkoholverbot bestätigt sieht und sich über Ludwigs "Sieg der Vernunft" freut, fordert die ÖVP Wien, Ludwig dürfe nicht auf halbem Weg stehen bleiben, sondern endlich auch einen Sicherheitsstadtrat einführen.

(lok)

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