Science

All-Forscher warnt vor drohender "Internet-Apokalypse"

Ein starker Sonnensturm könnte zu einem totalen und weltweiten Internet-Blackout führen, warnt die Forscherin Abdu Jyothi.

Teilen
Künstlerische Darstellung eines Sonnensturms.
Künstlerische Darstellung eines Sonnensturms.
Science Photo Library / picturedesk.com

Sonnenstürme, bei welchen die Erde von geladenen Teilchen bombardiert wird, kommen immer wieder vor. Meist sind diese aber so schwach, dass die Atmosphäre und das Magnetfeld der Erde den Planeten ausreichend davor schützen. Ab und zu kommt es aber auch zu Stürmen, die auf der Erde durchaus spürbar sind. So beispielsweise im Jahr 1859, als es zum sogenannten Carrington-Ereignis kam. Dabei trafen äußerst viele solcher geladenen Teilchen das Telegraf-Netzwerk in Nordamerika und Europa und sorgten für Ausfälle. Außerdem waren Polarlichter bis nach Rom und Hawaii sichtbar.

Zwar stellte der Telegraf-Ausfall damals ein Ärgernis dar, weitreichende Auswirkungen hatte der Sonnensturm allerdings nicht. Anders sähe dies heute aus. Denn solche Stürme können sich negativ auf Stromnetze, Funknetze und Satelliten auswirken. Und dass dies verheerend für die Gesellschaft sein könnte, das weiß die Weltraum-Forscherin Abdu Jyothi.

"Die Pandemie hat mich zum Nachdenken gebracht"

Bei der Konferenz "Sigcomm 2021" stellte sie ihre Studie zu diesem Thema vor und warnt: Ein heftiger Sonnensturm könnte heutzutage zu einer regelrechten "Internet-Apokalypse" führen. Dies hätte verheerende Auswirkungen. Die Forscherin schätzt, dass ein Internet-Blackout, das nur einen Tag andauert, allein in den USA einen Schaden in Höhe von sieben Milliarden Dollar anrichten würde.

"Die Pandemie hat mich zum Nachdenken gebracht", sagte Jyothi. Sie habe gezeigt, wie unvorbereitet die Welt auf eine solche Krise gewesen sei. Es habe kein Protokoll gegeben, um effektiv mit Corona umzugehen und dasselbe gelte für den Fall eines kompletten Internet-Ausfalls. Besonders anfällig auf einen Sonnensturm seien beispielsweise die Unterseekabel und langen Verbindungskabel sowie die Satellitenkommunikation.

Jyothi ist mit ihren Befürchtungen nicht allein. Eine Studie aus dem Jahr 2013 hat berechnet, dass ein Ereignis wie das Carrington-Ereignis heutzutage dazu führen würde, dass 20 bis 40 Millionen Menschen in den USA bis zu zwei Jahre lang keinen Strom mehr hätten.

Schutz beinahe unmöglich

So unvorstellbar wie dies klingt, ist dieses Szenario aber gar nicht. Wie fr.de berichtet, ist die Erde im Jahr 2012 nur knapp einer solchen Katastrophe entgangen. Damals fand ein geomagnetischer Sturm statt, der von der Größe her mit dem Carrington-Ereignis vergleichbar war. Dieser verfehlte die Erde aber knapp. Die Nasa berichtet 2014 außerdem, dass es nicht unvorstellbar sei, dass die Erde in den nächsten zehn Jahren mit einem ähnlichen Ereignis konfrontiert sei.

Den Planeten vor einem solchen Sturm zu schützen, ist beinahe unmöglich. Frühwarnsysteme können zwar rund 13 Stunden vor einem solchen Ereignis Alarm schlagen, dagegen ausrichten kann man allerdings nur wenig. Daher rät Jyothi dazu, die Internet-Infrastruktur so bald wie möglich auf ein solches Ereignis vorzubereiten. So könnten beispielsweise mehr Kabel in Regionen der Welt verlegt werden, in denen ein Sonnensturm weniger große Auswirkungen hat, wie beispielsweise in Mittel- und Südamerika.

Außerdem rät die Wissenschaftlerin dazu, eine Shutdown-Strategie auszuarbeiten. Schalte man die Systeme bei einem drohenden Sonnensturm vorzeitig aus, könnte dies die Situation erleichtern. "Entscheidend ist, dass wir die Gefahr ernst nehmen und rechtzeitig die Verteidigung planen", so Jyothi.

;