Wien

Kinderzimmer trieb Wiener Mama in die Schuldenfalle

Die Alleinerzieherin (24) wollte für sich und ihr Kind (2) ein gemütliches Nestchen bauen, rutschte 12.000 Euro ins Minus. Die Schuldnerberatung half.

Heute Redaktion
Eine junge Mama wollte das Beste für ihr Kleines – und verschuldete sich. (Symbolfoto)
Eine junge Mama wollte das Beste für ihr Kleines – und verschuldete sich. (Symbolfoto)
Getty Images/iStockphoto

Eine alleinerziehende junge Mama (24) kam in die Wiener Beratungsstelle für Schuldner, nachdem sie mehrere tausend Euro Schulden angehäuft hatte. Sie betreut ihr Kleinkind (2) und befindet sich derzeit in Karenz. Eine Lehre im Einzelhandel hatte sie zuvor erfolgreich abgeschlossen. Doch das Geld reichte nicht für die Träume, die sie hatte.

Zur Verschuldung bei der jungen Mama kam es, als sie für ihr Kleines und sich ein schönes Heim einrichten wollte. Im Internet bestellte sie schöne Möbel für die neue Wohnung. Für das Kind sollte es doch gemütlich sein. Die junge Mama überzog ihr Konto.

Mama macht Wohnung für Kind hübsch, verschuldet sich

Handy-Schulden sammelten sich außerdem an, auch mit einer Mietzahlung war sie bereits im Rückstand, als sie sich von den Profis der Schuldnerberatung beraten ließ. Bis dahin stand sie schon mit 12.000 Euro in der Kreide. Aktuell läuft zusammen mit der Beratungsstelle ein außergerichtlicher Ausgleich und eine Budgetberatung.

Täglich bis zu 30 Neuanmeldungen bei Schuldnerberatung

In der Schuldnerberatung gibt es pro Tag zwischen 20 und 30 Neuanmeldungen. Pro Tag werden in Summe circa 150 Beratungsgespräche durchgeführt (vom Erstkontakt über Folgegespräche, Vorbereitungsgespräche zu Konkursen bis hin zu Abschlussgesprächen nach einer Tagsatzung beim Bezirksgericht) – diese Gespräche werden sowohl telefonisch als auch persönlich im Büro geführt. Zusätzlich sind die Kollegen der Beratungsstelle auch regelmäßig für Begleitungen am Bezirksgericht eingeteilt, wo sie die Schuldner zu Tagsatzungen unterstützen. Die Mitarbeiter sind auch für Telefonauskünfte eingeteilt.

"In der Beratung sind aktuell 29 Vollzeitarbeitskräfte sowie fünf in der Admin Assistenz tätig. Im Dezember 2022 gab es 15 Prozent mehr Ansuchen als im Vergleichszeitraum 2021. Und im Jänner 2023 bereits 220 neue Anmeldungen", sagt Gudrun Steinmann. Sie ist die Leiterin der Finanzbildung der Schuldnerberatung Wien. Die Schuldnerberatung Wien berät und unterstützt Privatpersonen bei Schuldenproblemen – vertraulich und kostenlos. Weitere tragische Fälle aus jüngster Zeit sind in der Beratungsstelle besonders erinnerlich.

Privatkonkurs nach Jobverlust

Auch an einen Mann können sich die Berater gut erinnern. Er war 45 Jahre alt, als er zu ihnen kam. Für eine Wohnung hatte er einen Kredit aufgenommen. Alles lief nach Plan, er zahlte regelmäßig die Raten ab, seine Lebensgefährtin war gern bei ihm.

Doch dann verlor er seine Arbeit. Er hatte Schwierigkeiten, weiterhin das Geld für die Raten zusammenzubekommen. Hinzu kamen gesundheitliche Probleme. Es war alles nicht mehr so einfach wie vorher, die Lage war für ihn bedrückend. Auch mit der Lebensgefährtin war es nicht mehr so sorglos wie vorher. Es kam zur Trennung. Plötzlich hatte der Mann sehr viele Sorgen. Er konnte die Miete nicht mehr zahlen, wurde delogiert. Auch die Raten blieben unbezahlt. Nun wohnt der Mann in einer Einrichtung der Wohnungslosenhilfe. Zusammen mit der Schuldnerberatung wird sein Privatkonkurs vorbereitet.

Pleite während Covid

Auch kam ein Gastronom (50) in die Beratung. Was war passiert? Er arbeitete selbstständig, führte ein Lokal. Es ging sich aus. Dann renovierte er, nahm einen Kredit auf. Dann kam Corona, die Nachfrage der Gäste wurde immer geringer. Er musste sein liebevoll saniertes Gasthaus zusperren – für immer.

Geblieben waren ihm ein hoher Kredit, Schulden bei der Sozialversicherung, Schulden beim Finanzamt, Schulden beim Handyanbieter, Schulden beim Stromversorger. Nun wird bald zusammen mit der Beratungsstelle ein Schuldenregulierungsverfahren beantragt, damit Schritt für Schritt wieder alles in Ordnung kommt.

Bei diesem Verfahren erhält ein privater Schuldner die Möglichkeit der schrittweisen Entschuldung. Ziel dieses Verfahrens im österreichischen Insolvenzrecht ist es, einem redlichen und motivierten Schuldner die realistische Chance auf einen wirtschaftlichen Neubeginn zu geben.

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