Tage nach der verheerenden Flut stapft Marcel (48) aus Würmla (Bez. Tulln) in Gummistiefeln durch die Trümmer seiner Existenz – ausgerechnet kurz nach seinem Geburtstag.
Die vergangenen 72 Stunden war er mit Verwandten pausenlos mit Aufräumen beschäftigt: "Mein Büro ist komplett zerstört, in einem Teil des Hauses stand über einen Meter im Wasser, im anderen Bereich des Gebäudes wölbte sich wegen des Grundwassers der Fußboden samt der Heizung nach oben – alles ist kaputt", so der leidgeprüfte Unternehmer verzweifelt.
Auch im Wohnzimmer und im Schlafzimmer stand beim Chef einer Social-Media-Agentur das Wasser. "Das ist alles feuchtlert und nass. In der Küche hat es alles weggeschwemmt", war der 48-Jährige, als er am Montag nach dem Evakuierungsaufruf erstmals nach Hause zurückkam, schockiert.
Der Schaden ist – wie bei vielen anderen in der Region – immens: "Das wird weit Unsummen kosten, alles wieder herzurichten. Während das Militär bei einem großen Unternehmen im Ort hilft, werden wir alleine gelassen", klagt er. Versichert gegen den kompletten Hochwasserschaden der 48-Jährige übrigens nicht – wie auch: "Wenn überhaupt ein Versicherer etwas anbietet, dann nur bis 10.000 Euro Schaden – alles darüber nur mit extrem hohen Prämien oder gar nicht."
Zwar deckt eine Haushaltsversicherung für gewöhnlich sogar einen Flugzeugabsturz im Garten oder einen Meteorit auf dem Hausdach ab – Hochwasserschaden aber nicht. Der Grund: Versicherer stufen das Risiko für solche Naturkatastrophen in bestimmten Regionen als viel zu hoch ein, wohl auch weil Hochwasser in Österreich mittlerweile viel zu wahrscheinlich geworden sind.
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"Die Risiken werden unterschätzt und alle Bundesländer sind gleichermaßen gefährdet", hatte der Versicherungsverband noch im Sommer gewarnt. Während Naturkatastrophen und Extremwetter-Ereignisse zunehmen, lief die Vorbereitung auf diese in Österreich "eher schleppend", hieß es damals in einer Aussendung.
Alle Überlegungen für eine bundesweite Katastrophenversicherung mit gestreutem Risiko, wie in anderen Ländern üblich, verliefen in Österreich bisher im Sand. Nun gingen nach 2002 und 2013 erneut ganze Regionen (Donauraum, Tullnerfeld oder das Kamptal) in Wasser, Schlamm und Schutt unter. Der Katastrophen-Fonds von der Regierung auf über eine Milliarde Euro aufgestockt werden – wir berichteten hier.