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Almodóvar ist starke Konkurrenz für "Toni Erdmann"

Heute Redaktion
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Filmfest Cannes: Die deutsch-österreichische Tragikomödie "Toni Erdmann" mit Peter Simonischek führt die Favoritenliste für die Goldene Palme an. Doch im stark besetzten Wettbewerb wartet noch harte Konkurrenz. Der spanische Oscar-Preisträger Pedro Almodóvar etwa beeindruckte am 17. Mai mit dem berührenden Frauen-Porträt "Julieta". Und starke Regisseure wie Sean Penn oder Paul Verhoeven gehen erst am Wochenende ins Rennen, bevor am 23. Mai die Palmen verliehen werden.

Filmfest Cannes: Die deutsch-österreichische mit Peter Simonischek führt die Favoritenliste für die Goldene Palme an. Doch im stark besetzten Wettbewerb wartet noch harte Konkurrenz. Der spanische Oscar-Preisträger Pedro Almodóvar etwa beeindruckte am 17. Mai mit dem berührenden Frauen-Porträt "Julieta". Und starke Regisseure wie Sean Penn oder Paul Verhoeven gehen erst am Wochenende ins Rennen, bevor am 23. Mai die Palmen verliehen werden.

Höchstnote. Acht Mal "herausragend". Drei Mal "sehr gut": Mit diesen Bewertungen und 3,8 von vier möglichen Punkten hat "Toni Erdmann" die beste Note erzielt, die in der jährlichen Cannes-Kritikerwertung des Magazins "Screen International" jemals vergeben wurde. Die berührende und brüllend komische Vater-Tochter-Farce, die am 15. Juli in Österreichs Kinos anläuft, wurde auch zum Renner auf dem Film-Markt von Cannes. Von den USA beginnend (Sony Pictures Classics) wurde der Film bereits rund um den Globus für den Kino-Einsatz verkauft.

Kann "Erdmann"-Regisseurin Maren Ade also schon mal darüber nachdenken, wo sie daheim ihre Goldene Palme aufstellen soll? Ganz und gar nicht! Denn erstens stehen im Wettbewerb noch starke Konkurrenten vor dem Start. Und zweitens sind Festival-Jurys berühmt für ihre Unberechenbarkeit.

Jury-Präsident ) werden am Sonntag darüber entscheiden, wer die Goldene und die Silbernen Palmen bekommt. Jeder Beobachter wird sich freuen, wenn die Jury den Festival-Trends folgt. Aber niemand wird überrascht sein, sollten die Preisrichter einen Kandidaten aus dem Hut zaubern, den niemand auf der Rechnung hat.

"Julieta" begeistert

Am 17. Mai stieg jetzt ein Großmeister des europäischen Films in den Wettbewerb ein: Pedro Almodóvar. Der Spanier zeigt im Drama "Julieta" einmal mehr, welch subtile und vielfältig funkelnde Frauenporträts er kreieren kann. Die logische Folge: Ovationen für den Regisseur sowie für seine Hauptdarstellerinnen Emma Suárez und Adriana Ugarte.

Almodóvar schildert in "Julieta" - frei nach einem seiner berühmtesten Filmtitel - eine Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs. Die Titelheldin Julieta, eine souveräne, kluge und schöne Frau um die 50, gerät komplett aus der Spur, als sie von einer Bekannten zufällig Nachrichten über ihre Tochter bekommt. In vielen Rückblenden erfährt das Publikum, warum diese kleine Meldung so große Wirkung hat.

Die Zeitreise beginnt mit einer nächtlichen Bahnfahrt, während der die junge Julieta einen Mann namens Xoan kennenlernt. Aus einer kleinen Affäre entsteht eine große Liebe - und eine Tochter, Antia. Doch mehr als zehn Jahre später kehrt Xoan, Fischer von Beruf, nach einer stürmischen Ausfahrt nicht mehr in den Hafen zurück. Julieta und Antia müssen versuchen, mit dem Tod von Ehemann und Vater zurechtzukommen.

Dass dabei offenbar etwas schief ging, bemerkt Julieta einige Jahre später. Ihre inzwischen 18-jährige Tochter kehrt nach einer großen Reise nicht mehr nach Hause zurück. 13 Jahre vergehen, ohne dass Julieta das geringste Lebenszeichen von Antia erhält…

"Julieta" (Kinostart: 5. August) ist ein zutiefst bewegendes Seelendrama, das keine großen Gesten braucht, um das Publikum mitbangen zu lassen. Beim Festival Cannes ist Almodóvars neues Werk gewiss ein solider Anwärter auf einen der Preise. Dort warten die Beobachter jetzt gespannt darauf, ob auch Wettbewerbs-Spätstarter wie "The Last Face" (von Sean Penn; mit Charlize Theron und Javier Bardem) oder "Elle" (von Paul Verhoeven; mit Isabelle Huppert) Palmen-Qualitäten zeigen werden.

Gunther Baumann, Cannes

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