Österreich

Als Flüchtling getarnter Soldat war bei Offizierball

Heute Redaktion
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Jener rechtsextremer deutsche Offizier, der sich als Asylwerber registrieren ließ, und am Flughafen Wien eine Pistole deponierte, war auf Wiener Offizierball.

Erst am Donnerstag wurde bekannt, dass ein rechtsextremer deutscher Bundeswehr-Offizier offenbar einen Terroranschlag plante.

Der Verdächtige, der inzwischen in Haft ist, hielt sich auch in Wien auf, wo er sich wahrscheinlich die Waffe beschaffte. Der Polizei sagte er, er hätte sie beim Besuch des Offizierballs in Wien in einem Gebüsch gefunden und vergessen, abzugeben.

Ob es hier ein länderübergreifendes rechtsextremes Netzwerk gibt, wollte Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler, am Freitag im "Ö1 Morgenjournal" nicht kommentieren. Es handle sich um laufende Ermittlungen. Die Ermittler gehen in diesem äußerst ungewöhnlichen Fall von einem fremdenfeindlichen Motiv aus.

Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl rechtsextremer und rassistischer Handlungen 2016 noch einmal deutlich angestiegen: Mehr als 1.300 rechtsextreme und rassistische Taten gab es 2016 laut Innenministerium. Das sind mehr als 13 Prozent mehr als im Jahr davor. Die aktuellen Zahlen gehen aus der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage des Grünen-Abgeordneten Albert Steinhauser hervor. Er spricht von einem "absoluten Höchststand".

Mysteriöser Fall

Der Fall sei rätselhaft, sagte der deutsche Kriminalpsychologe Rudolf Egg. Der Oberleutnant habe mit dem Asylverfahren einen „Riesenaufwand betrieben", konstatierte der Kriminalpsychologe. „Und das ist ja auch riskant", sagte Egg. „Das bleibt eigenartig."

Wie berichtet soll sich der 28-jähriger Bundeswehr-Offizier, der in Illkrich (Frankreich) stationiert war und sich Anfang Jänner als syrischer Flüchtling offenbar unter einer falschen Identität als Asylbewerber aus Syrien registrieren hat lassen, illegal eine Pistole beschafft haben.

Kein Arabisch gesprochen, aber gelernt

Offenbar fiel bei der Registrierung seine deutsche Herkunft nicht auf. Die Tatsache, dass der Mann kein Wort arabisch sprach, sondern lediglich französisch, dürfte die Behörden auch nicht stutzig gemacht haben. Jedoch soll der Offizier soll in einer rechtsextremen WhatsApp-Gruppe aktiv gewesen sein. Der Terrorverdächtige soll sogar einen Arabischkurs belegt haben, berichtet die Funke Mediengruppe unter Berufung auf Sicherheitskreise.

Waffe in Wien aufgefallen

Die illegal besorgte Waffe, eine Pistole Kaliber 7,65 mm, war am Flughafen Wien bei Kontrollen aufgefallen. Der Mann soll die geladene Schusswaffe im Jänner auf einer Toilette in einem Putzschacht versteckt haben. Als er sie einen Monat später dann wieder abholen wollte, wurde er über einen Überwachungsmonitor von einem Flughafenmitarbeiter zufällig beobachtet. Der Mann schlug Alarm, der Verdächtige wurde vorübergehend festgenommen.

90 Polizisten untersuchten am Mittwoch insgesamt 16 Objekte in Deutschland, Frankreich und auch Österreich. In Wien wurde die Wohnung eines Bekannten durchsucht. Dabei wurden einige Gegenstände angeblich sichergestellt. Laut Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main wird der Mann aus Wien aber nur als Zeuge geführt.

Wie die "Welt" berichtet, könnte der Mann geplant haben, mit der Schusswaffe einen Anschlag zu begehen und die Spur in Richtung Asylwerber lenken.

Zweiter Verdächtiger festgenommen

Neben dem Offizier wurde von der Polizei noch eine weitere Person festgenommen. Es handelt sich um einen Studenten, der wie der Oberleutnant, aus Offenbach stammt. Laut einer Sprecherin der Staatsanwaltschaft geht es um "mögliche Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und um Sprengstoff".

Die Ermittler wurden auf den Studenten aufmerksam, als sie die Sprachnachrichten des Soldaten-Handys auswerteten. Bei der Durchsuchung der Wohnung fanden die Beamten schließlich Waffen und Sprengstoff.

Der Oberleutnant und der Student werden noch am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt. (red)