Österreich

Alte Knochen im NHM: Neue Saurier-Art entdeckt

Heute Redaktion
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Bild: APA/NHMW/ALICE SCHUMACHER

Seit Jahren waren die Knochen ausgestellt. Jetzt wurde klar, dass die fossilen Überreste von rund 215 Mio. Jahre alten Phytosauriern eine neue Art seien.

Eine neue Saurier-Art haben Wissenschafter im Naturhistorischen Museum (NHM) Wien entdeckt. Die dort seit Jahren ausgestellten fossilen Überreste von vier rund 215 Millionen Jahre alten Phytosauriern, die 1980 im Toten Gebirge gefunden wurden, entpuppten sich bei eingehender Untersuchung als neue Art, berichten Forscher im Fachblatt "Zoological Journal of the Linnean Society".



Die Fossilien wurden in 2.000 Meter Seehöhe von einem Höhlenforscher im Jahre 1980 im toten Gebirge (Kalkalpen) entdeckt, zwei Jahre später geborgen und im Naturhistorischen Museum ausgestellt. Ein italienischer Paläontologe identifizierte die Knochen schließlich als Mystriosuchus planirostris. Dabei handelt es sich um eine Phytosaurier-Art, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt war. Unter diesem Namen sind die Fossilien seither im NHM ausgestellt.

Ähnlichkeit mit Krokodilen

In ihrer Erscheinung und ihrer Lebensweise im Wasser und an Land sind die Tiere Krokodilen sehr ähnlich und werden auch als Löffelkrokodile (Mystriosuchus) bezeichnet. Sei sind jedoch nicht mit den heute lebenden Reptilien verwandt. Ihre Ähnlichkeit dürfte das Ergebnis auf die ähnlich gestaltete Lebensweise in ähnlicher Umgebung zurückgehen.

Der britische Paläontologe Richard Butler von der Universität Birmingham untersuchte 2011 als Postdoc an der Uni München deutsche Phytosaurierfunde und besuchte im Zuge seiner Arbeiten auch das NHM in Wien. Ab 2013 untersuchte er mit britischen, französischen, schweizerischen und österreichischen Wissenschaftern die Fossilien in Wien genauer. Die Ergebnisse dieses Projekts wurden nun veröffentlicht.

Fossilien ca. 215 Millionen Jahre alt

Gerhard Mandl von der Geologischen Bundesanstalt in Wien analysierte das Gestein, in dem die Knochen gefunden wurden. Er konnte damit das Alter der Fossilien auf etwa 215 Millionen Jahre bestimmen und Rückschlüsse auf die damaligen Lebensbedingungen ziehen. Dachsteinkalk entstand aus Meeresablagerungen einer tropischen Lagune. Unmittelbar neben den Knochenresten fanden sich zahlreiche Fischzähnchen, die typisch für Fische sind, die sich von hartschaligen Organismen wie kleinen Muscheln und Schnecken ernähren, ganze und zerbrochene Schneckengehäuse sowie Stacheln von Seeigel, die nur in Meerwasser leben können.

"Da hier die Knochenreste von vier Tieren gemeinsam im Gestein eingebettet sind, ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie von einem weit entfernten Festland in die Lagune eingeschwemmt worden sind. Sie werden wohl hier gelebt und aus noch unbekanntem Grund gleichzeitig umgekommen sein", erklärte Mandl gegenüber der APA. Bei den meisten Phytosauriern geht man davon aus, dass sie im Süßwasser gelebt haben. Die Fossilien aus dem Toten Gebirge seien neben einem Einzelfund in den Dolomiten allerdings "der bisher sicherste Anhaltspunkt dafür, dass die Echsen auch im Meer gelebt haben", so Mandl. (no)

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