Szene

Alte Maske, schaurig schönes "Halloween"

Der elfte Film der Reihe bringt den idealen Mix aus Ehrerbietung und Neuorientierung.

Heute Redaktion
Teilen

John Carpenters "Halloween" begründete 1978 das Slasher-Genre: Kreischende Kleinstadt-Teenies werden von einem erbarmungslosen Killer aufgeschlitzt, bis ihm das "Final Girl" durch die Finger schlüpft.

Die Grundregeln haben sich in den letzten Jahrzehnten kaum verändert - es stirbt, wer alleine in den Keller geht, vor der Ehe schnackselt, kifft, plötzliche Stromausfälle ignoriert und bei offenstehenden Fenstern nicht den Notruf wählt. Sie gehören zu den Horror-Schockern wie die geschüttelten Martinis zu James Bond.

Der Trailer von "Halloween" (2018):

Mammutaufgabe

Wenn sich die Kids im Mörderhaus mal wieder aufteilen, um der Reihe nach über die Klinge zu springen, nervt das trotzdem gewaltig. "Geh da nicht rein!" hört man die Zuschauer durch's Kino brüllen, gefolgt vom kollektiven Klatschen in Handflächen gestürzter Stirne. Die alten Formeln sind zu Klischees vergoren; das schlichte Kopieren goutieren die verNetzten Fans schon lange nicht mehr.

Ein Dilemma für den neuen "Halloween"-Streifen, Teil elf der Reihe, der zum 40-jährigen Jubiläum des Originals erscheint - traditionell und zugleich modern soll er nämlich sein und nebenbei die B-Movie-Reputation des Franchise abstreifen. Unter der Ägide von Regisseur David Gordon Green und Drehbuchautor Danny McBride (normalerweise als Comedian vor der Kamera im Einsatz) gelingt das tatsächlich.

Klassisch

Auf die mittlerweile üblichen Tricks verzichtet "Halloween" weitgehend. Ein paar Meta-Kommentare zum Horror-Geschehen (die "Scream" und "The Cabin in the Woods" großmachten) finden sich in den Dialogen, ansonsten geht der Film jedoch den klassischen Weg. "Halloween" ist nicht zum Grübeln, sondern zum Fürchten da.

Michael Myers büchst während eines Gefangenentransports aus und kehrt an seine alte Wirkungsstätte zurück. In der Kleinstadt, in der er vor 40 Jahren fünf Menschen umgebracht hat, türmen sich wieder die Leichen. Erneut hat es Michael auf Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) abgesehen, die ihm damals mit knapper Not entkommen konnte. Doch die alte Dame ist gut vorbereitet und schwer bewaffnet, gemeinsam mit Tochter (Judy Greer) und Enkelin (Andi Matichak) stellt sie sich dem Killer.

Neu ist, dass Michael nicht lange fackelt. Durch die Hintertür ins Haus, das Opfer meucheln, durch die Vordertür wieder hinaus - das alles in einer zweiminütigen, schnittfreien Einstellung (die teilweise bereits im Trailer zu sehen war). Neu ist auch, dass die "Geh da nicht rein!"-Momente drastisch reduziert wurden. Mitgruseln statt Fremdschämen ist angesagt... und zwischendurch darf man trotz des vielen Kunstbluts auch mal lachen.

"Halloween" startet am 25. Oktober 2018 in den österreichischen Kinos.