Österreich

Ältester Spielzeugladen Wiens schließt

Die Betreiber des traditionsreichen Wiener Familienunternehmens gehen in Pension.

Heute Redaktion
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So spielt das Leben: Das älteste Spielwarengeschäft muss schließen. 147 Jahre und drei Generationen überlebte der antike Spielwarenladen in der Schulgasse 1-3, gleich hinter dem Stephansdom, doch nun ist Schluss. Ende Juni werden die Pforten geschlossen. Daher erhalten Kunden noch bis dahin Rabatte auf das gesamte Sortiment.

Modelleisenbahn und Modellautos waren unsere Besonderheit

Auf zwei Stockwerken findet man alles, was ein Kinderherz begehrt. Von Stofftieren, Holzspielsachen bis zu den Sammlerstücken der Modellautos und Modellbahnen."Mit der Modelleisenbahn haben wir uns immer ein wenig von anderen abgehoben", so Alexander Hilpert.

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Online-Business ruiniert das Spielwarengeschäft

Der Besitzer hat in dritter Generation lange gekämpft: "Es ist einfach in diesen Zeiten viel schwieriger geworden, ein Geschäft mit dem Aufwand zu führen. Vor allem der Beratungsaufwand hat uns viel Substanz gekostet und dann rechnet es sich nicht mehr. Es ist auch in der Innenstadt schwieriger geworden. Es ist nichts Neues, europaweit gibt es Probleme mit dem Handel in den Innenstädten. Die Frequenz ist zwar gut, aber das Angebot an den Stadtränden ist immer größer geworden. Letztendlich ist es auch das Internet, das rund um die Uhr Spielzeuge anbietet."

Am Anfang war es der Supermarkt, jetzt ist es Amazon

„Schön langsam: In den 80ern und 90ern haben die Supermärkte angefangen, ihre Flächen für Spielwaren zu reservieren, speziell in der Weihnachtssaison und seit zehn Jahren ist es das Internet. Wir leben hier hauptsächlich von Touristen und wir sehen auch, dass Touristen weltweit überall bestellen können. Die größeren Artikel, alles, was jenseits von 30 Euro angepriesen wird, ist schwer verkäuflich."

Mitarbeiter hoffen auf neuen Job

Das Besondere sind sicher unsere Schwerpunkte: Die Modelleisenbahn und die Modellautos. Wo man auch beratungsintensiv sein muss, aber das hat auch den Nachteil, dass ich viel Personal brauche. Das wird auch gewürdigt, aber das rechnet sich dann nicht." Hilpert meint, dass er vielleicht mit weniger Personal besser ausgekommen wäre, doch auch die Mitarbeiter waren für den guten Kundenkontakt nötig. Zu Spitzenzeiten zählte sein Betrieb 16 Mitarbeiter. Jetzt hofft er und seine Frau Christine Hilpert, dass die übrig gebliebenen Mitarbeiter einen anderen Job finden. Sie raten ihnen von derselben Branche ab. Die Mitarbeiterin Nicole Schweitzer begann vor neun Jahren ihre Lehre bei den Hilperts. Sie blickt mit Nostalgie auf ihre Zeit zurück und hofft, bald einen neuen Job zu finden.

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Hilpert:"Freude auf Pension und Freizeit mit fünf Enkel"

Hilpert ist stolz auf seine Tradition, doch er freut sich auf ein Ende in Sicht: "Das Geschäft gibt es schon sehr lange. 1872 gegründet von meinem Großvater, dann hat es mein Vater übernommen. Die dritte Generation bin ich. Wir haben alle fast 50 Jahre hier verbracht. Sowohl Großvater, als auch mein Vater sind auf dem Weg ins Geschäft mit 71 gestorben. Ich habe beide überlebt und ich habe nicht die Absicht, es ihnen nachzumachen, auch wenn ich sie jetzt schon überlebt habe." Die Freizeit beginnt jedoch noch lange nicht: Im Juni müssen Bilanzen und Abrechnungen mit Lieferanten abgeschlossen werden. Das könne bis zu einem Jahr dauern. In der Pension freut sich der Spielzeugwarenbesitzer auf sportliche Aktivitäten: Radfahren und Wandern mit seinen fünf Enkelkindern.

Für Interessenten aus der Spielzeugbranche war die Miete des Lokals in der Wiener Innenstadt zu hoch. "Das rentiert sich nicht mehr", so Hilpert. "Wir hatten natürlich über all die Jahre eine moderate Miete, um die 5.000 Euro mit Betriebskosten. Mittlerweile sei die Miete jedoch höher", betonte er.

Kinder brauchen dennoch didaktisches Spielzeug und kompetenten Ansprechpartner

„Ich wünsche der Branche, dass sie sich gut entwickelt. Es ist eine nette und angenehme Branche, aber mit dem heutigen Umfeld wird es schwieriger sich zu realisieren. Die Kinder bräuchten, laut Alexander Hilpert, auch in Zukunft für didaktisches Spielzeug einen kompetenten Ansprechpartner. (no)