Politik

Amateure statt Dolmetscher bei Polizei und Justiz

Heute Redaktion
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Um bei Gericht oder Polizei als Dolmetscher arbeiten zu können, muss man gerichtlich beeidet sein - nach einer entsprechenden Prüfung. Jetzt sollen laut Ö1 auch zweisprachig aufgewachsene Menschen zum Einsatz kommen. Die ersten Kritiker melden sich bereits zu Wort.

Kann es sein, dass Polizei und Justiz Dolmetscher und Übersetzer beschäftigen, die nicht gerichtlich beeidet sondern nur zweisprachig aufgewachsen sind oder Migrationshintergrund haben? Für Rechtsanwälte und Dolmetscher ist das völlig absurd. Sie sehen eine Gefahr für den Rechtsstaat. Dennoch ist es gängige Praxis, dass Laien zumindest in Ermittlungsverfahren bereits eingesetzt werden.

Ausgebildete Dolmetscher klagen, dass ihre Honorare immer weiter gekürzt werden. Die Präsidentin des Dolmetscherverbandes Christine Springer ist derzeit um Gesprächstermine in Ministerien bemüht. Am Dienstag hat sie im Innenministerium auf die schlechte Bezahlung der gerichtlich beeideten Dolmetscher hingewiesen.

20 Euro pro Vernehmung

Für ein Protokoll einer Vernehmung, so Christine Springer, gibt es maximal 20 Euro, egal, wie umfangreich es ist. Außerdem wurden Gebühren gestrichen, so Springer, und der Verbraucherpreisindex wurde seit 2007 nicht angepasst. Im jüngsten Budgetbegleitgesetz ist sogar festgehalten, dass Honorarbeträge auf volle Euro-Summen abzurunden sind.

Keine Profis

Für Unmut sorgt auch, dass Polizei und Justiz immer wieder auf sogenannte Hausdolmetscher zurückgreifen - Menschen, die eine Fremdsprache beherrschen und sich das Dolmetschen zutrauen. In einem Rechtsstaat indiskutabel, so der Präsident der Rechtsanwaltskammer Rupert Wolff.

"Das kann nicht jeder"

Es sei ein weit verbreiteter Irrtum, dass jeder dolmetschen und übersetzen kann, der zum Beispiel zweisprachig aufgewachsen ist, sagt Dolmetscherin Joanna Ziemska. Beim Dolmetschen komme es in heiklen Verfahren auf jedes juristische Detail an. Der Sprecher der Wiener Polizei sagte zuletzt, man hätte viele Kollegen mit Migrationshintergrund zur Verfügung, die auch regelmäßig geschult würden.