Österreich

Amoklauf in Schule: Jetzt muss Soldat vor Gericht

Heute Redaktion
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Fein säuberlich hatte Mario S. (18) seinen Amoklauf im Schulzentrum Mistelbach geplant, schrieb im Tagebuch von „Doomsday" - heute ist jetzt für den Außenseiter vor Gericht Zahltag.

Schul- und Lehrabbrecher Mario S. hatte sich in den letzten 24 Monaten zurückgezogen, entwickelte einen Hass gegen andere und sich selbst. Laut Gutachterin fühlte er sich ausgegrenzt, unverstanden und nicht akzeptiert, er spürte eine Leere und Lebensfrust. Mit dem Zeitpunkt des Einrückens in die Kaserne Langenlebarn im Februar 2018 verfolgte er laut Anklage mit Hingabe Berichte über Amokläufe.

Vor allem das Columbine High School Massaker (Anm.: 13 Tote, 21 Verletzte; die Täter Eric Harris (18) und Dylan Klebold (17), die beide Trenchcoat trugen, richteten sich sofort nach dem Blutbad selbst im Jahr 1999) hat den Außenseiter besonders beeindruckt. Im April suchte er im Internet nach günstigen Waffen, bestellte via Amazon einen Trenchcoat, am 30. April wurden Mantel und Hose geliefert. Mario S. legte in seinem Hass-Tagebuch (Anm.: er nannte es Journal des Wrathkeeper, Wrath=Hass, Zorn) den 11. Mai als „Doomsday" (=Tag des jüngsten Gerichtes) fest. Als Schule wählte er das Schulzentrum Mistelbach aus. Der Grund: Weil es ihm dort als Ex-Schüler (Anm.: es war die letzte Schule, die er besucht hatte) laut Anklage "ziemlich schlecht gegangen ist".

Mit Öffis zu Amoklauf

Anfang Mai erwarb er in Deutsch-Wagram eine relativ günstige Baikal-Schrotflinte samt Munition (Kaliber 12/76), holte diese, nach der Abkühlphase, am 8. Mai ab. Am 9. Mai, er hatte dienstfrei, fuhr er mittags eher spontan (Anm.: er hatte den Vormittag vor dem Computer verbracht) mit den Öffis und einer Tasche zum Schulzentrum Mistelbach.

Vor der Schule verharrte er beobachtend einige Minuten, packte die Waffe aus und schoss aus einer Entfernung von rund 21 bis 24 Metern auf einen Weinviertler Arztsohn (18). Der Bursche sackte, im Gesicht, Schulter, Nacken, Brust, Bauch und Arm von rund 35 Schrotkugeln getroffen, zusammen. Mario S. konnte nicht nachladen und rannte in Panik weg. Das Opfer landete schwer verletzt im Spital, Mario S. informierte sich stets übers Internet über den Fahndungsstand und stellte sich am Abend der Polizei ("Heute" berichtete).

Bis zu 15 Jahre Haft

Heute muss sich Mario S. in Korneuburg wegen Mordversuches vor Gericht verantworten. Sein Anwalt Werner Tomanek sagt: „Er wird umfassend geständig sein, wird jetzt engmaschig betreut." Zudem verwendete Mario S. laut Anwalt nicht die "gefährlichste" Munition, sondern relativ kleine Schrotkugeln. Mario S. droht eine Einweisung in eine Anstalt und bis zu 15 Jahre Haft (weil er ein junger Erwachsener ist - bis 21 Jahre somit nur bis zu 15 Jahre Haft bei Mord). (Lie)

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