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Amokläufer Adam Lanza war "einfach seltsam"

Heute Redaktion
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Bild: Twitter/ABC

Der 20-Jährige Adam Lanza startete am Freitag in der Sandy-Hook-Grundschule einen Amoklauf, bei dem 20 Kinder getötet wurden. Auch sechs Erwachsene starben, ebenso die Mutter des Täters, die er bereits davor umbrachte. Anschließend tötete sich der Amokläufer selbst. Das Motiv ist unklar, über Adam Lanza kommen nun immer mehr Details ans Tageslicht.

, über Adam Lanza kommen nun immer mehr Details ans Tageslicht.

Als menschenscheu, extrem intelligent und seltsam wird Lanza von Menschen beschrieben, die ihn kennengelernt hatten. Im Alter von zehn Jahren trennten sich seine Eltern. Sein Vater heiratete eine neue Frau, Adam lebte mit seinem Bruder Ryan bei Mutter Nancy. Sie war Lehrerin an der Sandy-Hook-Grundschule - und eine Waffennärrin, die verschiedenste Gewehre und Pistolen zu Hause hortete.

Adam sei "ein wirklich wildes Kind" gewesen, erzählt ein Nachbar der Familie gegenüber der "Washington Post". Er habe Medikamente schlucken müssen, an was er jedoch genau litt, wisse er nicht: "Die Familie wollte nie öffentlich über Probleme reden." Auch andere Nachbarn meldeten sich zu Wort und eine Beschreibung fällt immer und immer wieder: Adam sei "seltsam" gewesen. "Er war sozial ungelenk, konnte einem nicht in die Augen sehen."

"Adam war ein ruhiger Typ"

In einer Kirche in Newton versuchen die Menschen mit ihrer Trauer umzugehen und suchen nach Antworten zum Motiv des Massakers. "Adam war ein ruhiger Typ, der nicht viel mit Freunden unternahm. Sprach man ihn an, kamen nur ein zwei Wörter zurück", erzählt ein Highschool-Kollege. Schulisch gab es nie Probleme: "Er war extrem intelligent, hatte Erfolg in allen Fächern und schloss die Highschool drei Jahre früher ab als die anderen." Die Trennung seiner Eltern habe ihm einen Knacks versetzt, erklärt Nachbar Ryan Kraft, der manchmal auf Adam aufpasste - weil sein um vier Jahre älterer Bruder mit dem "wilden Kind" nicht klar kam.

"Adam hatte Wutanfälle, die viel stärker waren als jene anderer Kinder. Aber er war nie gewalttätig", so Kraft. Adams Vater wurde von Reportern darüber benachrichtigt, dass sein Sohn der Amokläufer ist, er war "überrascht und entsetzt". Adams Mutter wurde später von Polizisten erschossen in ihrer Wohnung gefunden. Ryan, Adam Lanzas Bruder, der erst fälschlicherweise für den Täter gehalten wurde, weil sein Bruder bei der Bluttat seinen Ausweis in der Tasche hatte, wurde von der Polizei verhört. Auf facebook schrieb er immer wieder: "Haltet alle die Klappe, ich war es nicht! Ich war es nicht!"

Schüler schildern den Schrecken

Nachdem er seine Mutter erschossen hatte, fuhr Adam mit ihrem Wagen zur Sandy-Hook-Grundschule. Dort sitzt der Schock nach dem Massaker tief. Julia hat sich drei Stunden unter ihrer Schulbank versteckt. "Es war dunkel, ich habe keinen Laut gehört, außer das Atmen meiner Schulkameraden. Ich hatte Angst, und eigentlich habe ich sie immer noch." Dabei hatte die Zwölfjährige Glück, sie kam mit dem Leben davon. Der Schock sitzt tief in der ganzen Stadt, die sich eigentlich schon auf Weihnachten gefreut hat.

"Wir haben eine Lock-Down-Übung gemacht. Zumindest hat man uns anfangs gesagt, das es eine Übung ist", erzählt das Mädchen. Seit ein paar Jahren gibt es solche Notfallübungen in Schulen als Reaktion auf Amokläufe. "Mitten in der Stunde hat unsere Lehrerin den Unterricht unterbrochen. Sie hat die Tür verschlossen und das Licht ausgemacht und wir mussten uns unter unseren Schultischen verstecken. Drei Stunden lang." Woran denkt man so lange in der Dunkelheit? "Ich weiß es nicht. Ich habe einfach nur Angst gehabt. Einfach nur Angst."

"Er hat einfach die Lehrerin erschossen"

Die furchtbaren Nachrichten erfuhr das Mädchen erst viel später. "Der kleine Bruder eines Freundes war in einer der Klassen", sagt Julia. "Er hat erzählt, dass der Unbekannte in den Klassenraum kam und einfach die Lehrerin erschoss. Einfach so." Dem Bruder ihres Freundes sei nichts passiert. "Mein Gott, der Kleine war so tapfer. Er war so unglaublich tapfer", murmelt sie nur.

Die Gegend um die Schule, in der der Amoklauf geschah, ist weiträumig abgesperrt. Überall stehen Autos mit Blaulicht von Stadt-, Staats- und Bundespolizei und anderen Behörden. Über der Stadt kreist ein halbes Dutzend Hubschrauber. Wer nicht Uniform trägt, so scheint es, ist Journalist. Die kleine Stadt ist in das gleißende Licht der Kamerascheinwerfer getaucht.

Im Gotteshaus ist es ganz still

Am Abend gedachte Newtown in seinen Kirchen der Opfer. Der Parkplatz der katholischen St.-Rose-Kirche ist riesig, er reicht trotzdem nicht. Nicht nur die Dutzenden Journalisten sorgen dafür, dass er überfüllt ist, genau wie die Kirche selbst. Trotzdem ist es im Gotteshaus ganz still, nur von draußen dringt immer wieder Sirenengeheul herein. Draußen vor der Tür brennen kleine Lichter. Es sind 26. Adam Lanza mag hier niemand gedenken.

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