Österreich

Ampelstreit endete mit Messerstich - Prozess

Heute Redaktion
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Bild: Google Maps/Fotolia

Sechs Monate nach einer Auseinandersetzung zwischen einem 22-jährigen Lenker eines Kastenwagens und seinem 42-jährigen Gegner in Floridsdorf, bei der im Anschluss der Jüngere seinem Widersacher ein Messer in die Brust jagte, trafen sich die Kontrahenten am Wiener Landesgericht. Der Prozess wurde vertagt.

Am Nachmittag des 21. Mai kam es in Wien-Floridsdorf an der Kreuzung Plankenbüchlergasse - Donaufelder Straße zuerst zu einem verbalen Streit zwischen den Autofahrern - Der 1,85 Meter große, athletisch wirkende Angeklagte schilderte am Dienstag vor allem die Aggression seines Kontrahenten in der ersten Auseinandersetzung: "Er war mir körperlich überlegen. Der hat mir fünf Rempler 'geben, dass ich gleich am Gehsteig gelandet bin." Dann sei er weg gewesen.

"Er hat mich richtig schön im Griff gehabt"

Schließlich habe er den Kastenwagen eingeparkt und sei zu seiner Wohnung gegangen, schilderte der 22-Jährige. Dass er dabei an der Werkstatt vorbeikam, bezeichnete sein Anwalt als "schicksalhafte Fügung". Er habe seinen Widersacher gesehen, "ich hab' ihm gesagt, ob er das lustig findet, die Leute zusammenzuführen", da habe sich der andere auf ihn gestürzt. Mit einem Wurf habe ihn sein Gegner zu Boden gebracht, "er hat mich richtig schön im Griff gehabt". Gewürgt sei er worden, "plötzlich hab' ich im Augenwinkel gesehen, wie etwas auf den Boden gefallen ist, und griff hin". Es sei sicher ein Werkzeug gewesen und habe einen runden Griff gehabt. Er habe keine Luft bekommen und schon "das Kribbeln gespürt".

Er trat dem 42-Jährigen gegen den Oberschenkel. Dieser habe ihn gewürgt, sei aber nicht auf ihm gesessen, sondern etwa einen halben Meter vor ihm gehockt oder gekniet, wie der Angeklagte anhand des Privatbeteiligtenvertreters demonstrierte. Durch den Tritt sei das Opfer weggetorkelt und habe ihm den Rücken zugekehrt. Da habe er ihm den zuvor ergriffenen Gegenstand in den Rücken gerammt und sei davongelaufen.

Die Tatwaffe habe er unterwegs in Richtung des Daches eines Supermarktes geworfen. Sie wurde nicht wiedergefunden. Er sei nach Hause gegangen, habe sich geduscht und seiner damaligen Freundin die Geschichte erzählt. Als er in Medien erfahren habe, dass sein Gegner schwer verletzt wurde, habe er sich gestellt.

Opfer schildert komplett andere Version

Ganz anders die Version des etwa gleich großen und ähnlich gebauten Opfers: Die erste Auseinandersetzung sei ein Wortgefecht gewesen. Er habe den 22-Jährigen lediglich mit den Händen am Oberarm weggedrückt, sei dann wieder in den Kundenwagen eingestiegen, während der Angeklagte die Tür zuschleuderte. Nach dem Einparken sei er im Eingangsbereich der Werkstatt gestanden, als der 22-Jährige auf ihn zukam. Es habe ein neuerliches Wortgefecht gegeben. "Ich wollt' mir das nicht anhören und hab' mich weggedreht. Ich hab' nur einen brennenden Schmerz in der Schulter gespürt", schilderte der 42-Jährige. Er habe stark geblutet. Durch die Eröffnung der Brusthöhle sei die Lunge links zusammengefallen.

Frage zu Tatwaffe blieb offen

Offen blieb die Frage nach der Tatwaffe. Der Angeklagte behauptete, sein Kontrahent habe diese verloren und er nur in Angst danach gegriffen. Das Opfer wiederum versicherte dem Richter, es habe nicht Passendes bei sich gehabt. Gerichtsmediziner Christian Reiter meinte, die Wunde müsse von einem schneidenden Gegenstand stammen. Ein Schraubenzieher komme eher nicht infrage.

Der Prozess wurde letztlich vertagt, weil die Ex-Freundin des Angeklagten nicht erschienen war. Sie dürfte sich bei der Polizei relativ schweigsam gezeigt haben. Die Hoffnung besteht, dass sie nun mehr sagt. Am 8. Jänner soll die Verhandlung fortgesetzt werden.