Österreich

AMS-Chef: "Keiner muss im Puff arbeiten"

Heute Redaktion
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Kellner könnte er jeden Tag vermitteln, Friseurinnen haben es weiterhin schwer, erzählt Arbeitsmarktservice-Chef Karl Fakler im Heute-Interview. Seine Prognose: Im Herbst werden wir keinen Abschwung mehr haben. Und 2014 sollten wir wieder auf dem Niveau von 2008 sein. Schneller wird es nicht gehen, meint Fakler.

Heute: Warum gibt es trotz der massiven Förderungen nicht mehr zusätzliche Lehrstellen?

Fakler: Wir haben ausgerechnet, dass es ohne Förderungen von Land und AMS im Vorjahr 1172 Lehrstellen weniger gegeben hätte. Aber grundsätzlich ist es so, wenn die Betriebe weniger Aufträge haben, brauchen sie auch weniger Lehrlinge.

Firmenchefs finden oft nicht die Leute, die sie brauchen. Gibt es ein Ausbildungsproblem?

Das gibt es ganz sicher. Sieben bis zwölf Prozent der Lehrstellensuchenden sind nicht lehrfähig, zumindest nicht für diesen Beruf, den sie sich vorstellen. Viele können nicht rechnen. Es gibt Lehrer, die solchen Leuten einen Vierer oder Dreier im Zeugnis geben. Das AMS ist nicht schuld.

Und Äußerlichkeiten? Müssen AMS-Mitarbeiter die Bewerber auch mal zum Friseur schicken?

Das machen meine Kolleginnen laufend, wenn es notwendig ist. Die Frage ist, was es hilft. Wir können nicht mit Taschengeld-Entzug drohen. Wir können dem Betroffenen nur sagen: ,Wenn Du so aussiehst, wirst vielleicht bei einer Würstelbude unterkommen, aber nicht in einem Restaurant als Kellner.'

Wie läuft die Lehre mit Matura aus Ihrer Sicht?

Eine spannende Geschichte, aber garantiert kein Massenprogramm. Die Matura ist kein Garantieschein für Erfolg, aber Sie tun sich in vielen Dingen leichter.

Mehr als 800 Jugendliche suchen eine Lehrstelle, was tun?

Wir bieten heuer gemeinsam mit dem Land 1500 Lehrgangsplätze mit Praktikum. Diese Lehrlinge kosten nichts, deshalb sind die Betriebe bereit, sich darauf einzulassen. Das ist auf ein Jahr limitiert, dann sollten die jungen Leute übertreten.

Kann man arbeitslose Menschen zwingen, in einer anderen Branche zu arbeiten, in der die Chancen besser sind?

Zumutbar ist alles, was die Gesundheit nicht beeinträchtigt und die Sittlichkeit nicht gefährdet. Es kann keiner gezwungen werden, in einem Puff zu arbeiten. Aber wir haben einmal eine Buchhalterin zu so einer Sex-Hotline vermittelt. Grundsätzlich versuchen wir, die Leute in dem Beruf unterzubringen, aus dem sie stammen. Wenn ein Kellner die Sinnkrise kriegt und Masseur werden will, sagen wir eher nein. Weil Kellner können wir jeden Tag vermitteln.Von Elisabeth Czastka