Österreich

AMS-Mord: Witwe telefonierte mit Opfer während der Tat

Heute Redaktion
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Bild: LPD Wien

Ein 17-jähriger Bursch, der im März 2015 bei einem AMS-Deutschkurs einen 31-Jährigen mit einem Messer getötet hat, muss nicht rechtskräftig 12 Jahre in Haft. Beim Prozess wollte der Täter Notwehr geltend machen. Er hätte vor dem Opfer Angst gehabt: "Ich wollte ihn nicht umbringen." Anders sahen das die Geschworenen, die einstimmig auf Mord entschieden.

Ein 17-jähriger Bursch, der , muss nicht rechtskräftig 12 Jahre in Haft. Beim Prozess wollte der Täter Notwehr geltend machen. Er hätte vor dem Opfer Angst gehabt: "Ich wollte ihn nicht umbringen." Anders sahen das die Geschworenen, die einstimmig auf Mord entschieden.

Der 17-Jährige fügte seinem Opfer im März 17 Schnitt-und Stichverletzungen zu, wobei das Messer bei einem Stich in die Schulter stecken blieb und abbrach. Sein Kontrahent starb noch am Gang des AMS. Laut Anklage waren Lunge, Leber und Magen angestochen und das Zwerchfell durchstochen worden. Der Täter selbst war bei der Auseinandersetzung, die vor dem tödlichen Messerstich stattfand, nicht verletzt worden. 

Der Täter flüchtete daraufhin mit dem Messer. Er wurde eine Woche später beim Knoten Vösendorf in unmittelbarer Nähe der Südautobahn (A2) festgenommen. Mitarbeiter der Asfinag holten den Jugendlichen, der dort zu Fuß unterwegs war, aus dem Gefahrenbereich und übergaben ihn der Polizei. Opfer und Täter sind gebürtige Afghanen.

Täter vor Gericht reumütig

Der Bursche, der sich nur teilweise schuldig bekannte, gab sich am Donnerstag reumütig. Sein Kontrahent, den er bei dem Deutschkurs kennengelernt hatte, hätte ihm öfter mit dem Umbringen gedroht, er habe Angst um sein Leben und deswegen eine Messer einstecken gehabt, gab der Bursche an. "Ich möchte mich entschuldigen. Ich bereue es, dass ein Mensch getötet wurde", sagte der Beschuldigte. Und: Er habe seinen Kontrahenten nicht töten wollen. 

Der 17-Jährige war Ende 2013 als Analphabet gemeinsam mit seiner Mutter und seiner Schwester aus Afghanistan nach Wien gekommen. Um in Österreich seinen Hauptschulabschluss nachzuholen, besuchte er ab Dezember 2014 nebenbei einen Deutschkurs beim AMS Liesing. Dort traf er auf sein späteres Opfer, einen 31-jährigen Afghanen mit Liebe zu Musik.
Streit handelte von Musik und Koran

Bei einem Deutschbeispiel, in dem es um Musik ging, erzählte der 31-Jährige, ebenfalls Muslim, von seiner Leidenschaft. Da antwortete der 17-Jährige, er höre keine Musik, da es ihm der Koran verbieten würde. Daraufhin entbrannte zwischen den beiden ein Streit, den Zeugen nur mit Mühe schlichten konnten. Das spätere Opfer sagte laut Zeugen, "dass er eine Religion, die Musik verbieten würde, ficken würde".

Wegen dieser Aussage in Rage, ging der 17-Jährige laut Anklage heim, und steckte zwei Messer, eines davon ein Keramikmesser, in seine Jackentasche, um sie am nächsten Tag in den Deutschkurs mitzunehmen. Als er am folgenden Tag nach der Hauptschule und einem Moschee-Besuch zum AMS-Kurs ging, traf er den 31-Jährigen am Gang, der gerade mit seinem Handy telefonierte. Er zückte das Messer und stach auf ihn ein. Soviel die Anklageschrift.

Frau des Opfers brach zusammen

Beim Prozess kam es zu dramatischen Szenen. Die Witwe des Opfers schilderte, wie ihr Mann mit ihr während des Angriffs telefoniert hatte - und sie plötzlich Schreie hörte. Als sie erklärte, dass ihr Kind zu dem Tatzeitpunkt drei Monate alt war, brach sie im Gerichtssaal zusammen. Sie konnte noch darlegen, dass sie "von religiösen Fanatikern hierher geflüchtet" sei - laut Anklage wurde ihr Mann nun Opfer eines solchen.

Der Angeklagte widersprach der Version der Anklageschrift. Das Polizeiprotokoll sei gefälscht worden. Die Beleidigungen des 31-Jährigen ("Ich scheiße auf Mohammed, den Propheten und den Koran",  der 17-Jährige sei ein "Zuhälter" und ein "Ehrenloser" und seine Familie bestünde aus "Eseln") hätten ihm nichts ausgemacht. Vielmehr hätte er vor dem Kurskollegen Angst gehabt, da er ihm auch beim Streit um die Musik mit dem Tod bedroht habe. Als er am nächsten Tag in den Kurs kam, sei der 31-Jährige auf ihn losgegangen, habe ihn gestoßen und gewürgt. Aus Angst habe er zugestochen. Dies glaubten die Geschworenen nicht, denn laut Kriminalbeamten habe er keinerlei Reue empfunden und auf die Frage, ob es ihm leid tue, mit "Das weiß Allah" geantwortet. Es habe keine Zweifel an einem Mordvorsatz gegeben.