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Schräges Wort-Gefecht um Vornamen Armin in ZiB 2

Heute Redaktion
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Die Strophe um die "siebte Million" sei früher auch gesungen worden, so Andreas Mölzer: "Das war die Zeit, wo Eltern Kinder noch Horst, Siegfried, oder Armin genannt haben."

Eigentlich hatte Armin Wolf in der ZiB2 einen führenden Vertreter der Freiheitlichen zu einem Gespräch über die Nazilieder der Burschenschaft Germania ins Studio bitten wollen.

Doch Parteichef Strache, Generalsekretärin Marlene Svazek, Klubchef Johann Gudenus und auch der FPÖ-NÖ-Klubobmann Walter Rosenkranz hatten dem ORF-Moderator abgesagt, wie dieser zu Beginn der Sendung betonte.

Wer traute sich also zu dem heiklen Thema Frage und Antwort zu stehen? FPÖ-Abgeordneter Andreas Mölzer, der sich selbst gerne als "Kulturdeutscher" bezeichnet und seit fast vierzig Jahren Mitglied der Burschenschaft Vandalia Graz ist.

Der Vorname Armin kommt vom Germanischen "ermin" und bedeutet "gewaltig, heldenhaft", zusammen mit dem altdeutschen "arm" bedeutet es "Adler / Adlertöter".

Eine Theorie aus dem 18. Jahrhundert besagt, dass der Name vom Cherusker-Fürsten Arminius abstammen soll, der in der bekannten Varus-Schlacht (9 n. Chr.) drei römische Legionen vernichtend schlagen konnte.

Ohne Nazilieder-Skandal wäre "mehr möglich gewesen"

Gleich mit der ersten Frage legt Wolf los: Die FPÖ habe bei der Niederösterreich-Wahl deutlich zulegen können. Wäre denn ohne den Nazilieder-Skandal mehr drin gewesen, will Wolf wissen. "Sicher ist richtig, dass ohne diese Regung in den letzten Tagen vor der Wahl etwas mehr möglich gewesen ist", schätzt Mölzer.

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Auch der überraschende Strache-Sager vergangene Woche, dass Burschenschaften "nichts mit der FPÖ zu tun" hätten, wird von Mölzer relativiert. "Ich hab's so verstanden, dass er gemeint hat, dass formal – und das ist ja auch richtig – die Burschenschaften als Vereine, als Vereinigungen, mit einer politischen Partei in keiner Weise ident sind", erklärt Mölzer weiter: "Dass es natürlich persönliche Überschneidungen gibt, dass es massiven historischen Zusammenhang gibt [...] steht auch außer Frage."

Der Name "Armin" als Politikum

Die betreffenden Lieder – wie etwa das um "die siebte Million" – habe er selbst in seiner Jugend auch von Burschenschaftern singen gehört, erzählt Mölzer. Das sei anno 1968 gewesen: "Das war die Zeit, wo Eltern ihre Kinder noch Horst und Siegfried, oder ARMIN genannt haben – nach dem Germanen-Befreier [siehe Infobox]", führt der schlagende Burschenschafter aus: "Man war nicht so sensibel". Er könne sich erinnern, die betreffende Strophe zu später Stunde auf "irgendwelchen fremden Buden" von diversen Burschenschaften gehört zu haben. "Das war damals noch nicht so, dass man sich antifaschistisch entrüstet hätte, das gebe ich schon zu."

"Ich finde interessant, dass sie ein Kind Armin zu taufen mit diesem Lied vergleichen", setzt Wolf nach. "Naja, da hat man sich ja was dabei gedacht. Sie wissen ja genau, dass diese Vornamen sehr wohl auch ein politisches Programm auch zeigen", erklärt der Steirer, wird aber vom ORF-Moderator übertönt – "Den Unterschied würde ich gerne Klavier spielen können".

"Ist Deutschland ihr Vaterland?"

"Warum ist es ihnen so wichtig ein Deutscher zu sein? Reicht es nicht ein Steirer zu sein?", will Wolf wissen und hakt noch einmal nach: "Ist Deutschland ihr Vaterland?"

"Das würde ich so nicht sagen. Das kommt darauf an, wie Sie das definieren", reagiert der "Kulturdeutsche" ausweichend. "Wir sind österreichische Patrioten, haben aber ein deutsches Kulturbewusstsein" – zwei Aspekte die"sich gegenseitig bedingen" würden.

"Proaktiv für Hygiene im eigenen Haus sorgen"

Auch die Historikerkommission, die nun die Vergangenheit der FPÖ erforschen soll wird Thema. Diese sei doch ziemlich genau bekannt, erläutert Wolf und will wissen, was sich Mölzer davon erhofft.

"Ich erwarte mir, dass man selbst proaktiv für Hygiene im eigenen Haus sorgt". Natürlich habe es nach dem Krieg auch in der FPÖ "Restbestände des Antisemitismus" gegeben. Damit solle verhindert werden, dass kurz vor Wahlen von politischen Gegnern Skandale um neonazistisches Gedankengut innerhalb der Freiheitlichen losgetreten werden können. "Es ist ja kein Zufall, dass einem das zwei, drei Tage vor einer Wahl um die Ohren gekaut wird", so Mölzer. "Man wird das selbst aufarbeiten müssen." (rcp)