Szene

Anekdoten-Prachtband über die "Josefstadt"

Heute Redaktion
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Bild: Theater in der Josefstadt/Montage

225 Jahre Josefstadt feiert das Theater mit einem wunderschönen Prachtband. Schon im Geleitwort von Direktor Föttinger paart sich Selbstkritik mit Humor, zum Beispiel wenn es um die "fortlaufenden Schmähungen" des Theaters seit seiner Gründung im Jahr 1788 geht. Und dennoch, oder gerade deshalb, folgt auf 230 Seiten eine reich bebilderte (Theater-)geschichte, die Theaterfans allgemein und Josefstadt-Getreuen im Besonderen viel Freude bereiten wird.

225 Jahre Josefstadt feiert das Theater mit einem wunderschönen Prachtband. Schon im Geleitwort von Direktor Föttinger paart sich Selbstkritik mit Humor, zum Beispiel wenn es um die "fortlaufenden Schmähungen" des Theaters seit seiner Gründung im Jahr 1788 geht. Und dennoch, oder gerade deshalb, folgt auf 230 Seiten eine reich bebilderte (Theater-)geschichte, die Theaterfans allgemein und Josefstadt-Getreuen im Besonderen viel Freude bereiten wird.

Im Teil über die frühe Geschichte des Hauses "vom Schnupftüchl zur Weihe" beleuchtet Renate Wagner die Karrieren von Nestroy und Raimund am Theater in der Josefstadt. Christoph Wagner-Trenkwitz würdigt die reiche musikalische Vergangenheit von Beethoven über Lanner bis Wagner. Georg Markus verfolgt die Spuren der Theaterdynastie Hörbiger-Wessely in der Josefstadt. Auch dem Sprung von der Josefstädter Theaterbühne auf das Hollywoodparkett wird gehuldigt: Eine Bildstrecke erinnert an die Wiener Wurzeln von Leon Askin, Oskar Werner oder Maximilian Schell.

Direktor im 2. Weltkrieg wurde von Bühne verwiesen

In der Zeit des 2. Weltkriegs berührt der Text des damals amtierenden Direktors Ernst Lothar, der kurz nach dem "Anschluss" bereits von seinem Inspizienten von der Bühne gewiesen wurde und trotz der Abnahme seines Passes und der Drohung mit "dem Lager" die Flucht wagte. Auch die auf der Bühne stattfindende Reflexion wie Franzobels "Moser" oder die Inszenierung von Bernhards "Heldenplatz" 22 Jahre nach der Uraufführung findet sich in dem Kapitel.

Merz und Qualtinger, Marecek und Schuh

Weitere Highlight sind Heinz Mareceks Liebeserklärung an Ernst Haeusserman oder Franz Schuhs Erinnerungen an seinen gar nicht so geliebten "Wahlonkel" Franz Stoß. Zum Lachen ist jenes Werk, in dem Carl Merz und Helmut Qualtinger den "mittlerweile verklungenen" Josefstädter Ton parodierten: Nämlich in "Hamlet oder Der Schwierige".

Lohner und Schenk

Den Abschluss des Bandes bildet der "Sprung in die Gegenwart", den Herausgeber Föttinger und Christiane Huemer-Strobele im Jahre 1989 ansetzen: Eva Maria Klinger würdigt in ihrem Text "Lohner lohnt sich" den "Außergewöhnlichen". "Direktorale Antworten auf unzufriedene Schauspieler und Kartenschnorrer" liefert Otto Schenk, der den Beginn der Gegenwartsära ebenso prägte wie Helmut Lohner.

"Ihr irrt, ihr Muppets!"

Das letzte Wort haben schließlich Peter Turrini und Herbert Föttinger in ihrem Doppelinterview "Wohin die Reise geht": Föttinger: "Wir Josefstädter versuchen, dieses 225 Jahre alte Theaterhaus in die Höhe zu bringen, hochzuheben, und dann gibt es einige Zaungäste, die schauen uns bei unserem verzweifelten Tun zu und sagen, unsere Anstrengung sei völlig sinnlos, die Josefstadt wird immer die Josefstadt bleiben." Turrini: "Und was sagst du denen?" Föttinger: "Ihr irrt, ihr Muppets!"

"Das Theater in der Josefstadt. Legendären Geschichten und unvergessene Stars", herausgegeben von Herbert Föttinger und Chistiane Huemer-Strobele. 232 Seiten, 36 Euro.

Buchpräsentation, Lesung & Matinee am 14. April, 11 Uhr mit Sandra Cervik, Gerti Drassl, Erni Mangold, Marianne Nentwich, Elfriede Ott, Michael Dangl, Herbert Föttinger, Ulrich Reinthaller, Heribert Sasse, Otto Schenk, Toni Slama, Erwin Steinhauer, Florian Teichtmeister, Martin Zauner.