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Angehörige trauerten vor Ort um Lawinen-Opfer

Heute Redaktion
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Bild: Massimo Pinca (AP)

Am Tag nach dem verheerenden Lawinen-Unglück am Mont Blanc mit neun Toten nahmen die Angehörigen am Freitag im kleinen Alpen-Städtchen Chamonix Abschied von den Opfern. Die meisten Verletzten verlassen das Krankenhaus noch am Freitag.

Die neun Opfer der Lawine wurden im Krankenhaus von Chamonix in getrennten Zimmern aufgebahrt. Bevor die Angehörigen dorthin begleitet wurden, sprach im Rathaus ein Mitglied des Bergungsdienstes mit ihnen. Für Samstagnachmittag war in der Kirche von Chamonix ein ökumenischer Gottesdienst für die Lawinenopfer geplant.

"Wir versuchen den Familie so gut wie möglich zu erklären, warum ihre Angehörigen verunglückt sind, damit sie die Tragödie besser verarbeiten können", sagte Vize-Bürgermeister Jean-Louis Verdier.

Angehörige reisten an

Nach Angaben des Leiters der örtlichen Bergpolizei, Jean-Baptiste Estachy, trafen auch Hinterbliebene eines der drei verunglückten Deutschen ein. Bei den deutschen Todesopfern handelt es sich um zwei Männer und eine Frau im Alter von 34, 39 und 40 Jahren.

Unter den britischen Opfern war auch der renommierte Bergführer Roger Pyne, der zu den bekanntesten Alpinisten seines Landes gehört. Seine Familie kam ebenfalls nach Chamonix, ebenso wie der britische Botschafter in Paris, Peter Ricketts, und ein Schweizer Konsul. Auch ein Vertreter des deutschen Generalkonsulats in Lyon wurde erwartet.

Überlebender: "Ich glaubte, ich müsste sterben"

Bei den Verletzten handelt es sich um zwei Deutsche, drei Spanier, zwei US-Bürger, zwei Dänen, einen Schweizer, einen Franzosen und einen Serben. Die meisten der Verletzten sollen bis Freitag das Krankenhaus wieder verlassen können.

Im Spital liegt auch der Däne Thomas Vybro. Mit Prellungen und einem Rippenbruch ist der 30-jährige Coach aus Kopenhagen nochmals davon gekommen, ebenso wie sein ein Jahr jüngerer Freund Alex Peterson. Die ganze Woche über hatten sich die beiden Anfänger auf die Bergtour zum Mont Blanc vorbereitet, wegen des schlechten Wetters jedoch beschlossen sie auf Anraten ihres Führers, nur bis zum Gipfel des Mont Maudit zu steigen. Noch vor dem Gipfel wurden sie von der Lawine überrascht.

"Es war schrecklich, ich glaubte, ich müsste sterben", erzählt Vybro der Nachrichtenagentur AFP. Die Schneemassen erfassten die Gruppe mit ungeheurer Wucht. Er und sein Freund wurden umgerissen und mitgeschleift, konnten sich aber selbst aus dem Schnee befreien. Danach hätten sie die Rufe anderer Verunglückter gehört und ihnen zu helfen versucht, erzählt Vybro. "Anderthalb Stunden lang gruben wir mit bloßen Händen und unseren Steigschuhen" - die Schneeschicht sei jedoch sehr hart gewesen. Von den sechs Bergsteigern, die er half auszugraben, waren zwei schon tot. "Das war das Schlimmste", sagt Vybro.

Justiz ermittelt

Die französische Justiz leitete unterdessen Ermittlungen ein, um die Ursachen für das Lawinenunglück zu klären. Dabei geht es vor allem um die Frage, ob menschliches Versagen ausgeschlossen werden kann. Ersten Erkenntnissen zufolge hatte der starke Wind der letzten Tage große Mengen von Schnee an einem Steilhang angehäuft. Unter dem Gewicht der Bergsteiger löste sich dann vermutlich ein Schneebrett.

Die Alpinisten waren in der Nacht zum Donnerstag in zwei Seilschaften von einer Hütte am Mont Maudit zu einer Bergtour auf den benachbarten Mont Blanc aufgebrochen. In 4.000 Metern Höhe wurden die beiden Gruppen von einer Lawine erfasst. Neun Mitglieder - neben den drei Deutschen drei Briten, zwei Spanier und ein Schweizer - starben, zwölf weitere überlebten verletzt das Unglück.