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Angeklagter soll nach Urteil Gift getrunken haben
Bei der Urteilsverkündung gegen sechs bosnische Kroaten kam es zu einem schockierenden Zwischenfall. Einer der Angeklagten wollte sich vergiften.
Die Urteilsverkündung in Den Haag wurde unterbrochen. Slobodan Praljak, einer der Angeklagten, wollte der Urteilsverkündung entgehen, und sagte deshalb seiner Verteidigerin, dass er Gift getrunken hat.
Kurz zuvor protestierte er noch gegen seinen Schuldspruch: Der Richter verurteilte ihn zu 20 Jahren Haft. Im Anschluss an das Urteil protestierte er laut im Gerichtssaal: "Ich bin kein Krimineller" und "Ich lehne das Urteil ab". Dann trank er eine unbekannte Substanz aus einem kleinen Fläschchen.
Anwälte sind bestürzt
Laut "Vecernji List" hätte er sich sofort im Anschluss auf seinen Sessel gesetzt und seiner Verteidigerin erklärt, dass er sich vergiftet hätte. Er beklagte sich außerdem über Schmerzen und plötzliche Übelkeit.
Der Vorsitzende Richter rief umgehend einen Arzt herbei. Ein Hubschrauber soll bereits auf dem Weg zum Gericht sein. Die Anwälte reagieren bestürzt über die Situation.
Laut kroatischen Medien wird Praljak derzeit verarztet. Die Sanitäter würden ihm versuchen ein Gegengift zu verabreichen. Über seinen Gesundheitszustand liegen keine aktuellen Informationen vor.
Kriegsverbrecher-Tribunal
Slobodan Praljak war während des Bosnienkrieges (1992-1995) Militärchef der bosnischen Kroaten. Ihm wird Völkermord vorgeworfen.
Bereits im Vorfeld wurde der serbische Ex-General Ratko Mladic (74) des Völkermords in Srebrenica schuldig gesprochen. Ihm droht eine lebenslange Haft - Mladic will dagegen Berufung einlegen.
(slo)