Politik

Angela Merkel empört sich über Österreich

Die deutsche Bundeskanzlerin findet in einer internen Sitzung über die Krise auf Moria klare Worte. Vor allem Sebastian Kurz kritisiert sie stark.

Leo Stempfl
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Angela Merkel bei der CDU-Präsidiumssitzung
Angela Merkel bei der CDU-Präsidiumssitzung
EPA-EFE

Das eigentlich vorbildliche Verhältnis zwischen Österreich und Deutschland wird immer mehr auf die Probe gestellt. Größter Knackpunkt waren auch in der Vergangenheit bereits die unterschiedlichen Einstellungen zum Thema Migration, denn Angela Merkel ("Wir schaffen das") verfolgt hier einen weit großzügigeren Zugang als Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).

Wie "Bild" berichtet, findet Merkel nun sehr klare Worte für den Kurs von Sebastian Kurz. Denn dieser bleibt auch weiterhin bei seinem Grundsatz, kein einziges Kind und keinen einzigen Menschen aus Moria aufzunehmen. Dort harren seit mehreren Tagen tausende Flüchtlinge auf den Straßen aus, ohne Nahrung und ohne Unterkunft. Stattdessen wurde finanzielle Unterstützung, eine Ärztin sowie zehn Bundesheer-Sanitäter nach Griechenland entsandt.

Rolle von Österreich "nicht gut"

Die Rolle, die Österreich (aber auch die Niederlande) dadurch in Europa einnimmt, findet Merkel "nicht gut". Man könne nicht erst beim EU-Gipfel einen Rabatt fordern, sich dann allerdings bei der Verteilung von Flüchtlingen raushalten wollen. Bundeskanzler Kurz lehnt eine Aufnahme jedoch als "falsches Signal" aus Prinzip ab.

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    Auch Tage nach der Brandkatastrophe im Flüchtlingslager Moria haben viele der Menschen dort weder Nahrung noch ein Dach über dem Kopf. (12. September 2020)
    Auch Tage nach der Brandkatastrophe im Flüchtlingslager Moria haben viele der Menschen dort weder Nahrung noch ein Dach über dem Kopf. (12. September 2020)
    picturedesk.com/AFP/Louisa Gouliamaki

    Auch in Österreich stellen sich immer mehr Seiten gegen die harte Linie des Bundeskanzlers. So fordern nicht nur die Grünen, die SPÖ, NEOS und unzählige weitere Organisationen die Aufnahme von Flüchtlingen aus Moria. Selbst die katholische Bischofskonferenz sieht dies als christlichen und selbstverständlichen Hilfe-Akt an. In den Bundesländern kündigen einige ÖVP-Bürgermeister an, in ihrer Gemeinde Personen aufnehmen zu wollen. Skurril: Selbst der gerade wiedergewählte FPÖ-Bürgermeister von Hohenems, Dieter Egger, sagt, dass seine Stadt Flüchtlinge aufnehmen werde. Denn dies sei ein "Akt der Menschlichkeit".

    Kurz: "Österreich nimmt mehr auf"

    Bereits Sonntagabend hatte Bundeskanzler Sebastian Kurz (VP) in der "ZiB 2" klargestellt, Österreich nehme mehr Menschen auf als andere Länder. Es wird immer so getan, als würde Österreich niemanden aufnehmen. Wir haben allein in diesem Jahr 3.700 Kindern Asyl gewährt.

    Am Wochenende hatte die Regierung ihr Hilfspaket für Moria vorgestellt. Der Auslandskatastrophenfonds wurde etwa auf 50 Millionen Euro verdoppelt. Die Details kannst du HIER nachlesen >>