Österreich

Angst vor Abschiebung: Familie untergetaucht

Heute Redaktion
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Ein Drama habe sich in seiner Ordination abgespielt, berichtet ein Floridsdorfer Kinderarzt. Hintergrund: Eine Mama und ihr Baby aus Afghanistan stehen knapp vor der Abschiebung, der Vater wandte sich hilfesuchend an den Mediziner.

"Das ist ein Wahnsinn", sagt Georg Maiwald. Als der Kinderarzt sein Erlebnis erzählt, ist an seiner Stimme zu hören, wie sehr ihn das Schicksal dieser Familie beschäftigt.

Am vergangenen Freitag sei ein Mann aus Afghanistan mit seinem Baby in seiner Ordination in der Großfeldsiedlung (Floridsdorf) gewesen – um das Kind impfen zu lassen. "Plötzlich ist der Vater in meiner Ordination weinend zusammengebrochen", erzählt Maiwald. Der Mann habe berichtet, seine Frau könne nicht kommen. Der Grund: Einige Tage zuvor sei der Familie mitgeteilt worden, dass die Mutter des Babys abgeschoben werden soll. "Der Vater weiß nicht, was er tun soll", so Maiwald.

Frau zog vor einem Jahr nach Wien

Die Vorgeschichte: Der Vater sei gut integriert und bereits seit sechs Jahren in Wien. "Er spricht perfektes Deutsch, erzählte mir, dass er bei einer Fast-Food-Kette arbeitet", sagt der Kinderarzt. Seine Frau sei vor etwa einem Jahr aus Afghanistan nachgekommen, das Baby kam vor ein paar Monaten zur Welt. Und jetzt soll die Jungfamilie kurz davor stehen, auseinandergerissen zu werden.

Familie ist abgetaucht

"Was ist das für eine unglaublich unmenschliche Geschichte?", fragt Maiwald. Der engagierte Kinderarzt wollte die Familie Anfang der Woche in ihrer Wohnung aufsuchen.

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Doch: An der Adresse öffnete niemand. "Dort wohnen hauptsächlich Flüchtlinge, sie haben Angst, die Türen zu öffnen. Es gibt nicht einmal einen Hausmeister", berichtet der Kinderarzt. Nachsatz: "Ich bin erschüttert. Wie soll man helfen, wenn es nirgends Ansprechpartner gibt?" Auch übers Telefon erreichte Maiwald die Familie nicht. Der Arzt fürchtet: "Die Familie ist wahrscheinlich untergetaucht." (gem)

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