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Anklage gegen Attentäter von Oslo erhoben

Heute Redaktion
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Bild: Reuters

In Oslo wurde Attentäter Anders Behring Breivik nach monatelangen Ermittlungen nun angeklagt. Ihm werden "Terrorakte" und "Vorsätzliche Tötung" vorgeworfen. Derzeit ist noch unklar, ob der 33-Jährige als zurechnungsfähig eingestuft wird.

In Oslo wurde Attentäter Andres Behring Breivik, der im vergangenen Sommer 77 Menschen getötet hatte, nach nun angeklagt. Ihm werden "Terrorakte" und "Vorsätzliche Tötung" vorgeworfen. Derzeit ist noch unklar, ob der 33-Jährige als zurechnungsfähig eingestuft wird.
Breivik blieb bei der Verlesung der Anklageschrift im Hochsicherheitsgefängnis Ila bei Oslo laut Auskunft eines Polizisten "absolut ruhig". Im 19-seitigen Dokument heißt es, dass der Rechtsextremist "extrem schwere Verbrechen begangen hat in einem Ausmaß, das unser Land in modernen Zeiten noch nicht erlebt hat".
Die Anklagepunkte könnten auf eine Verurteilung zu 21 Jahren Gefängnis hinauslaufen, die Höchststrafe in Norwegen. Daran anschließend könnte eine "Verwahrung" angeordnet werden, die bei fortgesetzter Einstufung des Inhaftierten als gefährlich immer wieder verlängert werden kann. Voraussetzung für eine Gefängnisstrafe ist, dass das Gericht den Angeklagten als zurechnungsfähig einstuft.
Neues Gutachten bis April

Im November hatten allerdings zwei vom Gericht beauftragte Gutachter Behring Breivik wegen "paranoider Schizophrenie" für unzurechnungsfähig erklärt. Dies war von Opfer-Anwälten unter Hinweis auf die langfristige Vorbereitung der Gewalttaten und deren systematische Ausführung harsch kritisiert worden. Derzeit wird ein zweites Gutachten erstellt. Es soll bis zum 10. April vorliegen. Der Prozess selbst soll am 16. April beginnen.
Die Staatsanwaltschaft bereitet sich nach eigenen Angaben vom Mittwoch derzeit darauf vor, den Prozess unter der Prämisse zu führen, dass der Angeklagte unzurechnungsfähig sei. Dann solle der 33-Jährige zu lebenslanger Einweisung in eine gesicherte psychiatrische Klinik verurteilt werden. Allerdings behielt sich die Anklage ausdrücklich vor, diese Einschätzung zu revidieren, sollten vor oder während des Prozesses Dinge ans Licht kommen, die doch die Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten nahelegen.
Der Angeklagte, der nach eigenen Angaben auf einem Kreuzzug gegen eine multikulturelle Gesellschaft und die "muslimische Invasion" in Europa war, hatte am 22. Juli im Regierungsviertel von Oslo mit einer Autobombe acht Menschen getötet. Anschließend erschoss er in einem Sommerlager der regierenden Arbeiterpartei auf der Insel Utöya 69 Teilnehmer, hauptsächlich Teenager. Laut Anklageschrift waren 34 der Todesopfer von Utöya zwischen 14 und 17 Jahre, weitere 22 zwischen 18 und 20 Jahre alt.