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CDU-Politikerin macht sich über Intersexuelle lustig

Die deutsche CDU-Politikerin Annegret Kramp-Karrenbauer steht wegen einer geschmacklosen Aussage über das dritte Geschlecht in der Kritik.

Heute Redaktion
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Die CDU-Vorsitzende hatte im Zuge einer Karnevals-Rede vor dem Stockacher Narrengericht einen Witz gemacht, der ihr nun mächtig Ärger beschert.

"Wer war denn von euch vor kurzem mal in Berlin? Da seht ihr doch die Latte-Macchiato-Fraktion, die die Toiletten für das dritte Geschlecht einführen. Das ist für die Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder schon sitzen müssen. Dafür, dazwischen, ist diese Toilette", so Kramp-Karrenbauer im Zuge ihres satirischen Fastnachts-Auftritt am Donnerstag im baden-württembergischen Stockach am Bodensee.

Seither gehen die Wogen hoch. Über den "erzkonservativen Wind, der jetzt wieder in der Union weht" schimpft etwa SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil, während der Bundesverband Lesben und Schwule in der Union (LSU) eine Entschuldigung fordert.

Es müsse klar sein, dass man über Minderheiten keine Witze macht – "Political Correctness hin oder her", so der Verbandsvorsitzende Alexander Vogt am Montag zu "SWR Aktuell" und weiter: "Natürlich ist eine Entschuldigung fällig."

Auch die Grünen fänden eine Entschuldigung angebracht. Ein Witz könne immer daneben gehen, aber: "Wenn man sich dafür nicht entschuldigt, wenn er auf Kosten von Minderheiten geht, dann steckt da mehr dahinter", so Grünen-Chefin Annalena Baerbock. Für den FDP-Vorsitzenden Christian Dürr habe Kramp-Karrenbauer eine rote Linie überschritten.

"Fastnacht ist nicht dafür da, dass die Obrigkeit sich über die 'kleinen Leute' lustig macht, sondern umgekehrt", empört sich auch die Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) gegenüber der "Rheinischen Post".

SPD-Vize Ralf Stegner meinte laut einem "Bild"-Bericht: "Manche können das im Kabarett, schlagfertig und witzig sein, andere können das nicht. Frau Kramp-Karrenbauer übt jetzt noch beides, sowohl den Karneval als auch die CDU-Spitze."

Auch ein wenig Rückenwind

Die ganze Aufregung nicht nachvollziehen kann CDU-Parteikollege Mike Mohring. Dieser denkt, dass viele die Rede nicht vollständig gesehen haben.

Er schimpft: "Ich finde diese schnelllebigen Berliner Empörungsrituale nervig. Ich bezweifle, dass AKK die Geschlechtervielfalt kritisieren wollte, sondern vielmehr die starke selbstbewusste Rolle von Frauen gegenüber dem angeblich starken Geschlecht der Männer in ihrer ganzen Rede zum Thema hatte."

Regierungssprecher Steffen Seibert wollte zum Witz selbst laut einem "Merkur"-Bericht keine Stellung beziehen, verwies aber darauf, dass die Regierung erst kürzlich "die Rechte dieses Personenkreises gestärkt" habe, indem das dritte Geschlecht ins Geburtenregister aufgenommen wurde. Die Handlungen der Bundesregierung würden somit für sich sprechen. (ek)

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