Österreich

74 Prozent mehr Attacken gegen Muslime

Anzahl der rassistisch motivierten Übergriffe auf Muslime ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Frauen sind ungleich öfter betroffen als Männer.

Heute Redaktion
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Eine Spuckattacke auf eine muslimische Frau, die sich am vergangenen Samstag in Wien-Neubau zugetragen hat, erhitzt die Gemüter. Der Vorfall scheint kein Einzelfall zu sein, wie der heute publizierte "Antimuslimische Rassismus Report" zeigt.

Der Report der "Dokustelle Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus" gibt einen Überblick über Handlungen und (Straf-)Taten aus dem Jahr 2018, die auf Islamfeindlichkeit des Täters oder der Täterin zurückzuführen sind.

Außerdem wird auch angeführt, in welchen Regionen des Landes die meisten Vorkommnisse registriert werden. Konkrete Beispiele verdeutlichen, wie allgegenwärtig und in welchen Formen antimuslimischer Rassismus auftritt.

Die Anzahl von dokumentierten islamfeindlichen Handlungen, die der Diskriminierungsreport 2018 aufweist, beträgt 540. 2017 lag diese Zahl noch bei 309. Das ergibt einen Anstieg von 74 Prozent innerhalb nur eines Jahres.

Rund 46 Prozent der rassistisch motivierten Vorfälle entfallen auf den Punkt Hate Speech, mit deutlichem Abstand folgen auf Platz zwei und drei Beschmierungen (17 Prozent) und verbale Angriffe (14 Prozent). Die Islamfeindlichkeit gegen Institutionen betrifft 3 Prozent aller Fälle.

An letzter Stelle liegen Hassverbrechen, die zwei Prozent der im Bericht angeführten Delikte ausmachen. Die verbleibenden 18 Prozent werden durch berichtete Diskriminierungen (6 Prozent) und sonstige Vorfälle (12 Prozent) abgedeckt.

Laut Verfassern des Reports findet die absolute Mehrheit der dokumentierten Fälle im Internet statt (53 Prozent). Sie stellen die Vermutung an, dass nicht sämtlichen Personen, die Hasskommentare im Netz posten, bewusst ist, dass es sich dabei um strafrechtlich relevante Aktionen handeln kann und sie ihr Tun daher nicht weiter hinterfragen. Finden die Vorfälle nicht im Netz statt, so geschehen sie zumeist in der Öffentlichkeit (31 Prozent).

Viele der auf offener Straße begangenen und der Dokumentationsstelle gemeldeten Taten bleiben für den Täter ohne Folge, weil es zu keiner Identitätsfeststellung des Täters oder der Täterin durch die Polizei kommen kann, weil eine Beschimpfung beispielsweise im Vorbeigehen stattfindet.

Der Report weist die Anzahl der Fälle auch nach Bundesländern unterteilt aus. Da allerdings nur rund ein Drittel sämtlicher gemeldeter Vorfälle mit Ortsangabe dokumentiert ist und die Dokustelle ihren Sitz in Wien hat, ist es fraglich, ob die Zahlen repräsentativ sind.

Die meisten Fälle wurden in Wien dokumentiert, die zweitmeisten in Niederösterreich und auf Rang drei liegt die Steiermark. Aus dem Burgenland und Kärnten seien dem Bericht zufolge keine Fälle bekannt.

Die Opfer der Vorfälle sind zu 83 Prozent Frauen. Auch wenn sie somit in überwältigender Klarheit öfter von rassistischen Übergriffen betroffen sind, betont der Bericht "eine starke Zunahme männlicher Betroffener".

Betroffene können sich jederzeit bei der Dokustelle unter www.dokustelle.at melden.

(mr)