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Anwalt läuft wegen Raubkunst-Fund Sturm

Heute Redaktion
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Am Sonntag wurde publik, dass die deutsche Staatsanwaltschaft schon seit Anfang 2012 über 1.400 Gemälde hortet, die Nazi-Kunsthändler-Sohn Cornelius Gurlitt in seiner Wohnung hatte. Die Ermittler werden jetzt von Anwälten und möglichen Erben scharf kritisiert. Inzwischen ist auch der mutmaßliche Schuldige Cornelius Gurlitt untergetaucht - sogar die Staatsanwaltschaft behauptet, nicht zu wissen, wo Gurlitt ist.

, die Nazi-Kunsthändler-Sohn Cornelius Gurlitt in seiner Wohnung hatte. Die Ermittler werden jetzt von Anwälten und möglichen Erben scharf kritisiert. Inzwischen ist auch der mutmaßliche Schuldige Cornelius Gurlitt untergetaucht - sogar die Staatsanwaltschaft behauptet, nicht zu wissen, wo Gurlitt ist.

Der Vorwurf: Staatsanwaltschaft und Ermittler sitzen seit Jahren auf den Bildern, stellten Fotos der Werke jedoch nie ins Internet. Seit Jahrzehnten sind ehemalige Eigentümer und deren Erben auf der Suche nach den wertvollen Gemälden, die bis zu einer Million Euro wert sein sollen.

Anwalt fordert für Eigentümer Internet-Datenbank

Die Behörde verteidigt sich, dass zuerst die Besitzer ausfindig gemacht werden müssen. Die Gegenseite findet dieses Argument lächerlich.  Die Begründung, wonach man erst habe klären wollen, wem die Kunstwerke gehörten, sei "nachgerade dreist", sagte der Berliner Rechtsanwalt und Kunstexperte Peter Raue am Dienstag. Er forderte, Bilder der Werke im Internet zu veröffentlichen. Dann könnten sich Museen und Angehörige der früheren jüdischen Eigentümer melden und zur Aufklärung beitragen. "Das wird alles verhindert, weil sie sagen "wir forschen selbst". Das ist unglaublich", kritisierte Raue.

Niemand darf Sammlung sehen

Trotzdem soll der spektakuläre Kunstfund aus München unter Verschluss bleiben. Weder im Internet, noch in einem Katalog und erst recht nicht in einer Ausstellung sollen die beschlagnahmten Werke öffentlich gemacht werden. Der Augsburger Leitende Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz begründete dies am Dienstag unter anderem mit den Ermittlungen gegen den Besitzer Cornelius Gurlitt, die längst nicht abgeschlossen seien.

Lagerort und genauer Wert wird geheim gehalten

Nach Angaben von Nemetz beschlagnahmten die Behörden 1.285 ungerahmte und 121 gerahmte Bilder. Darunter befanden sich Werke von Picasso, Chagall, Marc, Nolde, Spitzweg, Renoir, Macke, Courbet, Beckmann, Matisse, Liebermann, Dix, Kokoschka, Schmidt-Rottluff, Toulouse-Lautrec und Kirchner. Zum geschätzten Wert der Sammlung machte er keine Angaben. Auch wo die Objekte derzeit lagern, bleibt ein Geheimnis, vor allem aus Gründen der Sicherheit. Sicherheitsvorkehrungen wurden verstärkt

Die Angelegenheit sei zu wichtig, um sie an die große Glocke zu hängen. "Die Ermittlungen werden gefährdet, die Kunstwerke werden gefährdet", hob der Oberstaatsanwalt hervor. Seit die "wahnsinnige Dimension" bekannt sei, hätten die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt werden müssen. "Die Ermittlungen haben Vorrang, ich kann nicht darüber spekulieren, wer Eigentümer von irgendwelchen Sachen sein kann", erklärte Nemetz. Wer glaube, Anspruch auf eines der Werke zu haben, könne sich aber gerne bei der Staatsanwaltschaft melden.

Erste Erben haben schon Kontakt aufgenommen

Das haben schon einige getan, darunter auch die Erben von Alfred Flechtheim, die in der Sammlung Gurlitt Werke aus den unter NS-Druck aufgelösten Beständen des jüdischen Kunsthändlers in der Sammlung Gurlitt vermuten.

 

Gurlitt ist untergetaucht

Wo Gurlitt derzeit ist, ist nicht bekannt. "Ich weiß nicht, wo er sich aufhält, weil uns diese Frage gar nicht beschäftigt", sagte Nemetz. "Das bedeutet nicht, dass er unauffindbar ist." Auch diese Einstellung könnte man kritisieren. Denn falls die Staatsanwaltschaft Anklage erheben will, wäre es nicht schlecht zu wissen, wo sich der Beschuldigte aufhält.