Niederösterreich

Anwalt mit Darmverschluss wegen Corona nicht operiert

Thomas Singer ist geschockt: Im KH Nord wurde er wegen Corona nicht operiert, erst in Horn kam er wegen eines Darmverschlusses unters Messer.

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Anwalt Thomas Singer
Anwalt Thomas Singer
privat

Mit starken Schmerzen im Unterleib war Rechtsanwalt Thomas Singer (aus NÖ mit Praxis in Wien-19) am 15. März per Notarztwagen in die Privatklinik Döbling gebracht worden. Die Notärztin tippte auf Nierenkolik, meinte aber, dass ein Röntgen und Ultraschall zwingend nötig seien. 

Von Döbling ins KH Nord

In Döbling bekam der Advokat eine Infusion, ein Krankenbett und ein CT wurde vorbereitet, sowie ein Covid-Test gemacht. "Der Test war positiv, dann war alles anders", berichtet der Jurist. Die zweite Notärztin glaubte nicht, dass die Unterleibsschmerzen mit der Covid-Infektion zusammenhängen würden.

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    Anwalt Thomas Singer
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    privat

    Thomas Singer wurde im KH Nord Blut abgenommen, dann ließ man den Advokaten ohne jegliche Betreuung und Versorgung warten. Laut Anwalt saßen im "Covid-Warteraum" noch ein älterer Herr und eine ältere Dame. "Niemand kümmerte sich um die beiden, nicht mal Wasser bekamen sie angeboten", so der Rechtsanwalt. Trotz großer Schmerzen versuchte der Anwalt für die beiden Senioren zu intervenieren.

    "Ich ging zur nächsten Ansammlung von Pflegern und störte dort das Kaffeekränzchen, um auf die Missstände hinzuweisen. Ich wurde sehr unfreundlich zurecht gewiesen, es gehe mich nichts an und es werde die Polizei gerufen, wenn ich mich weiter aufrege", berichtet der Anwalt dem "Bezirksblatt".

    Not-OP im Horner Spital

    Erst um 21 Uhr kam Thomas Singer schließlich an die Reihe, er erbrach im Behandlungsraum und wendete sich vor Schmerzen. Nach einer Infusion ging es dem Advokat besser. Das Blutbild war laut Arzt unauffällig und ein Röntgen und Ultraschall seien nicht notwendig. Laut Mediziner wären die Symptome ausnahmslos auf die Coronainfektion zurückzuführen. In der Folge wurde Thomas Singer per Rettung nach Hause gebracht.

    Am nächsten Tag wurden die Schmerzen noch ärger, der Advokat kam ins Spital Horn. Nach einem CT wurde ein Darmverschluss diagnostiziert, der Jurist wurde auf der Stelle operiert. "Im Horner Spital war alles vorbildlich.

    Aber im KH Nord wollte man mich aus Arroganz und Überheblichkeit einfach nicht weiter untersuchen, nur weil ich Covid hatte", so Thomas Singer. Der Advokat stellt sich die Frage: "Wie viele positive Menschen mussten schon sterben, nur weil andere Symptome ignoriert wurden?"

    Das sagt Klinikum

    Eine Sprecherin des KH Nord skizziert den Fall so: "Herr Mag. Singer kam am 15.3. am Nachmittag. Er wurde auch auf Darmverschluss untersucht. Da gibt es viel Erfahrung im Team. Die klinischen Befunde haben keinen Hinweis auf einen Darmverschluss ergeben. So etwas kann sich jedoch schnell entwickeln, deshalb gab es auch den Hinweis, sich bei Verschlechterung an die Rettung zu wenden. Das steht auch so im Entlassungsbrief."

    "Kein Hinweis auf Darmverschluss"

    Zum Ablauf meinte die Sprecherin: "Die erste Einschätzung erfolgte binnen 10 Minuten. Danach erhielt Herr Mag. Singer Untersuchungen wie Blutabnahmen etc. und Medikamenten-Infusionen. Diese Auswertungen nehmen natürlich Zeit in Anspruch. Während dieser Zeit war Herr Mag. Singer in der Beobachtungszone. Nachdem sich seine Beschwerden nach der Medikamentengabe rasch verbesserten, wurde er in häusliche Quarantäne entlassen mit dem Hinweis bei Verschlechterung die Rettung zu rufen. Zum Zeitpunkt als Herr Mag. Singer in der Klinik Floridsdorf in Behandlung war, gab es wie gesagt keinen Hinweis auf einen Darmverschluss."