Österreich

Anzeigen wegen Vergewaltigung um fast 10 % gestiegen

Die Sexual-Straftaten sind 2021 in Österreich um 6,9 % gestiegen, Vergewaltigungen sogar um 9,6 %. Das ergab nun eine parlamentarische Anfrage.
Christine Ziechert
05.05.2022, 14:49

Bereits im Februar wurde die Kriminalstatistik 2021 präsentiert, doch genaue Aufschlüsselungen von strafbaren Handlungen gegen die sexuelle Integrität und Selbstbestimmung, etwa nach Bundesländern, fehlten. Der Nationalrats-Abgeordnete Hannes Amesbauer (FPÖ) forderte diese Ende Februar per parlamentarischer Anfrage an Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) nach. Nun wurde die Anfrage beantwortet.

Demnach stiegen die Anzeigen wegen strafbarer Handlungen gegen die sexuelle Integrität und Selbstbestimmung im vergangenen Jahr um 6,9 % von 6.070 auf 6.486. Den meisten Anzeigen-Zuwachs verzeichneten dabei die Tatbestände der entgeltlichen Vermittlung von Sexualkontakten mit Minderjährigen (+50 %), der grenzüberschreitende Prostitutionshandel (+42,9 %) und die Blutschande (+33,3 %). Bis auf zwei Bundesländer (Vorarlberg und Burgenland) konnte die Aufklärungsquote bei Sexual-Delikten gesteigert werden.

Jeder dritte Verdächtige stammt aus dem Ausland

Auch bei den Tatverdächtigen gab es einen Zuwachs um 7,4 %. Von den insgesamt 6.195 Angezeigten stammten 1.883 – also 30,4 % – aus dem Ausland, nur 232 (3,7 %) waren Asylwerber. Die meisten fremden Beschuldigten kamen aus Rumänien (212 Personen), Deutschland (211 Personen) und Afghanistan (161 Personen). In Bezug auf die Altersstruktur machten mit 27,9 % die über 40-Jährigen den größten Anteil aus. Bei den 25- bis 40-Jährigen betrug der Prozentsatz 27,5 %. Erstaunlich: Fast jeder fünfte Beschuldigte (18,2 %) war zwischen 14 und 18 Jahre alt.

Der Großteil der Taten ereignete sich in Wohnungen (1.416), an öffentlichen Orten wie Straßen und Parkplätzen (847), in Häusern (529) und in Wohnanlagen (213). Aber auch Haltestellen von öffentlichen Verkehrsmitteln (206), Gastronomiebetriebe (106), Freizeit- und Sportanlagen (68) und Arztpraxen (14) finden sich unter den Tatorten.

„"Mit den Lockerungen der Corona-Maßnahmen gingen zahlreiche Partys Jugendlicher einher, bei denen viel Alkohol konsumiert wurde. Da hagelte es Anzeigen wegen Vergewaltigung und geschlechtlicher Nötigung" - Sylvia Klee, Leiterin des Bereichs Sexualdelikte im Landeskriminalamt Kärnten“

Enorm gestiegen – nämlich um 9,6 % von 962 auf 1.054 – sind österreichweit auch die Anzeigen wegen Vergewaltigung. Bis auf Niederösterreich und dem Burgenland gab es in jedem Bundesland eine Zunahme. Interessant: Negativ-Spitzenreiter war hier Kärnten mit 36,1 % (von 36 auf 49 Fälle). 

"Mit den Lockerungen der Corona-Maßnahmen gingen zahlreiche Partys Jugendlicher einher, bei denen viel Alkohol konsumiert wurde. Da hagelte es Anzeigen wegen Vergewaltigung und geschlechtlicher Nötigung. Betroffen waren hauptsächlich junge Frauen zwischen 14 und 18 Jahren", meint Sylvia Klee, Leiterin des Bereichs Sexualdelikte im Landeskriminalamt Kärnten, zur "Kleinen Zeitung". Außerdem hätten sich in der Pandemie sehr viele Opfer bei Gewaltschutz-Zentren gemeldet und Anzeigen erstattet, bei denen der Missbrauch teilweise Jahre zurückliegen würde. 

Hilfe für Betroffene

Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555

Männernotruf (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 246 247

Rat auf Draht: 147

Autonome Frauenhäuser: 01 / 544 08 20

Anzeigen wegen Vergewaltigung erhöhten sich eklatant

Aber nicht nur in Kärnten, auch in Tirol (+16,1 %), der Steiermark (+15,4 %) und in Oberösterreich (+14,8 %) erhöhten sich die Deliktzahlen in puncto Vergewaltigung eklatant, ebenso wie die Zahl der Verdächtigen, die um 8,8 % von 867 auf 943 stieg. Etwas weniger als die Hälfte davon – 42,8 % oder 404 Personen – waren nicht österreichische Staatsbürger, darunter 55 Asylwerber. 

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