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Apotheker panschte Krebsmittel: 12 Jahre Haft

Heute Redaktion
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Unfassbar: Der verurteilte Apotheker Peter S. (48), hier am Gericht in Essen (D), soll mindestens 14.000 Krebsmittel manipuliert und damit 56 Millionen Euro betrogen haben.
Unfassbar: Der verurteilte Apotheker Peter S. (48), hier am Gericht in Essen (D), soll mindestens 14.000 Krebsmittel manipuliert und damit 56 Millionen Euro betrogen haben.
Bild: picturedesk.com

Weil er Krebsmedikamente gepanscht hatte, um sich eine Villa leisten zu können, wurde ein Apotheker (48) in Bottrop (D) jetzt zu 12 Jahren Haft verurteilt.

Bittere Pille für einen Apotheker an seinem 48. Geburtstag: Das Landgericht Essen (D) hat den Angeklagten Peter S. zu zwölf Jahren Haft verurteilt – er soll mindestens 14.000 Infusionslösungen eines Krebsmittels gestreckt, bei den Krankenkassen aber voll abgerechnet haben. Damit finanzierte sich der dreiste Täter aus Bottrop unter anderem eine Villa mit Pool.

Über den unglaublichen Fall wird im Netz berichtet (Quelle: YouTube).

Obwohl anfangs die Manipulation von 62.000 Medikamenten untersucht worden war, wurde Peter S. jetzt in 14.000 Fällen für schuldig erklärt. Die Richter verhängten außerdem ein lebenslanges Berufsverbot und eine Strafe über 17 Millionen Euro. Die Verteidiger des Apothekers hatten die Indizienkette insgesamt angezweifelt – und einen Freispruch gefordert. Der Angeklagte selbst hatte im Prozess zu den Vorwürfen geschwiegen.

Mit dem Betrug finanzierte er seine Villa mit Pool und Rutsche

Die Staatsanwaltschaft hatte dreizehneinhalb Jahre Haft gefordert. Grund: Sie war überzeugt, dass der Apotheker jahrelang lebenswichtige Krebsmedikamente gestreckt hatte, um seinen luxuriösen Lebensstil zu finanzieren – "zum Beispiel zum Bau einer Villa mit Wasserrutsche". Er habe sich auf Kosten von Menschen bereichert, die um ihr Leben bangten, hatte Staatsanwalt Rudolf Jakubowski argumentiert.

Der Skandalfall hatte auch politische Konsequenzen: NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) erließ 2017 neue Transparenz-Regeln, die auch unangemeldete Inspektionen beim Personal und bei der Herstellung von Infusionsarzneimitteln in Apotheken beinhalten.

Die Zahl der Opfer dürfte bei über 1.000 liegen

Opfer und Hinterbliebene kritisierten dagegen, dass wichtige Fragen in dem Verfahren offen geblieben seien. So konnte nicht geklärt werden, wie viele Patienten die gepanschten Medikamente verabreicht bekommen haben – die Staatsanwaltschaft war von mehr als 1.000 Opfern ausgegangen.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz in Dortmund sieht die Sicherheit von Hunderttausenden Patienten, die durch eine Krebstherapie auf ein Weiterleben hofften, trotzdem noch nicht gewährleistet: "Noch immer haben Bund und Länder aus dem Medizinskandal keine ausreichenden Konsequenzen gezogen", erklärte Vorstand Eugen Brysch.

Zwei Mitarbeiter des Täters haben den Skandal aufgedeckt

Der Medikamentenskandal war von zwei Mitarbeitern des Angeklagten aufgedeckt worden – dafür waren sie 2017 mit dem Deutschen Whistleblower-Preis ausgezeichnet worden.

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