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Arabische Familie wegen Austro-Auto verhaftet

Eine Familie aus den Vereinigten Arabischen Emiraten wurde in ihren Ferien in der Schweiz festgenommen – wegen eines österreichischen Autos.

Heute Redaktion
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Schweizer Polizisten kontrollieren Autos.
Schweizer Polizisten kontrollieren Autos.
Bild: Reuters (Archivbild)

Eine vierköpfige Familie aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hat vergangene Woche in Österreich und der Schweiz Ferien gemacht. Vater Bu Hamad, seine Frau und die vier- und sechsjährigen Kinder fuhren mit einem Mietauto durch das Land.

Auf der Fahrt von Zürich nach Lugano fand die Reise jedoch ein abruptes Ende: Plötzlich sei die Familie von vier Tessiner Polizeiautos umzingelt worden, erklärt Hamad gegenüber "The National".

"Zuerst dachte ich, es gehe um ein Verkehrsvergehen, aber sie waren so aggressiv. Sie zeigten mit den Waffen auf meinen Kopf und den meiner Frau. Es waren sieben bewaffnete Polizisten und sie sprachen in ihrer Sprache, ich konnte nichts verstehen", erzählt er dem Portal.

"Sie schrien uns an und waren sehr grob"

Zwar glaubte der 43-Jährige an ein Missverständnis, dennoch nahm er die Situation ernst. "Also sagte ich zu meiner Frau: 'Tu einfach, was sie sagen. Was immer sie fragen, antworte ihnen, widersetze dich nicht und sei nicht aggressiv.'"

Die Polizisten hätten den Vater und die Mutter bei strömendem Regen aus dem Auto gezogen und vor den Augen der Kinder in Handschellen gelegt. "Sie schrien uns auf Italienisch an, glaube ich, und waren sehr grob und aggressiv."

Schließlich habe einer der Beamten in gebrochenem Englisch erklärt, dass sie wegen "diesem und jenem" beschuldigt seien. "Sie haben mich auf offener Straße vor aller Welt durchsucht. Sie haben mich über das Auto ausgefragt, wo ich es gemietet hätte und wann." Bu Hamad erklärte, er wolle mit der Botschaft der Arabischen Emirate sprechen. Der Polizist habe gesagt: "Nicht jetzt." Währenddessen seien seine beiden Söhne hysterisch geworden.

Das Auto wurde gesucht, nicht die Familie

Das Problem: Die Polizei war bereits seit Juli auf der Suche nach dem besagten Fahrzeug. Die Familie hatte es am 3. August in Österreich gemietet. Sie wurde deshalb zum Polizeiposten in Bellinzona gebracht – Bu Hamad im Polizeiauto, der Rest der Familie wurde von einer Polizistin im Mietwagen dorthin chauffiert.

Auf dem Posten habe Bu Hamad sämtliche Papiere und sein iPad abgeben müssen. "Nachdem sie mir alles genommen hatten, sagten sie, es liege ein Missverständnis vor." Nach dem Verhör hätten sich die Beamten entschuldigt.

Vater erwägt rechtliche Schritte

Das bestätigt eine Fedpol-Sprecherin dem Portal. "Die Personen im Fahrzeug wurden nicht von der Polizei gesucht, jedoch das Auto. Dies aufgrund von Hinweisen zu einem möglichen Betrug. Deshalb wurden die Leute gestoppt und kontrolliert. Es stellte sich heraus, dass sie nicht die gesuchten Personen waren. Sie hatten das Auto nur gemietet."

Die Familie wandte sich schließlich an das Außenministerium ihres Landes, das Kontakt mit dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) aufnahm. Die Behörden seien sich darüber im Klaren, dass die Kinder "emotionalen Schaden" erlitten hätten. Laut Bu Hamad sind die beiden traumatisiert. "Wir sassen am See und sahen zwei Polizisten vorbeigehen. Die Kinder flippten aus und schrien: 'Sie kommen uns jetzt holen!'" Bu Hamad, der für die Regierung seines Landes arbeitet, erwägt nun, rechtliche Schritte einzuleiten. (vro)

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