Wirtschaft

Arabische Fluglinie greift Air Berlin unter die Arme

Rettung aus dem Morgenland: Die arabische Fluggesellschaft Etihad kauft sich im großen Stil bei Air Berlin ein.

Heute Redaktion
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Bild: Air Berlin

Rettung aus dem Morgenland: Die arabische Fluggesellschaft Etihad kauft sich im großen Stil bei Air Berlin ein.

Etihad werde ihre Aktienbeteiligung an Deutschlands zweitgrößte Airline Air Berlin für 73 Mio. Euro auf 29 Prozent aufstocken, teilten die beiden Gesellschaften am Montag mit. Air Berlin, Österreich Eigentümerin der von Niki Lauda gegründeten Fluggesellschaft Niki, werde dazu neue Aktien ausgeben. Die Araber, die bereits drei Prozent an Air Berlin halten, legen pro neuem Anteilsschein 2,31 Euro auf den Tisch. Dabei bleibt es aber nicht: Etihad räumt den Berlinern noch ein 200 Mio. Euro schweres Darlehen ein. Es sei nicht geplant, den Anteil an Air Berlin auszubauen, sagte Etihad-Chef James Hogan in einem Reuters-Interview.

240 Städte in 77 Ländern

"Die strategische Partnerschaft mit Etihad Airways eröffnet einzigartige Möglichkeiten für die Zukunft unseres Unternehmens", sagte Air-Berlin-Chef Mehdorn. Als erstes werde Air Berlin ab Jänner von der deutschen Hauptstadt das Golf-Emirat Abu Dhabi anfliegen, aus dem Etihad kommt. Von dort hätten Reisende viele Möglichkeiten, nach Asien oder Australien zu kommen. Zudem sei geplant, die Vielfliegerprogramme zu koordinieren und gemeinsam Flüge anzubieten. Das neue Streckennetz der beiden Airlines umfasse 240 Städte in 77 Ländern. Air Berlin erhofft sich durch die Zusammenarbeit im kommenden Jahr Einsparungen von 35 bis 40 Mio. Euro.

Air Berlin war schon länger auf Partnersuche und braucht das Geld. Unter Leitung von Gründer Joachim Hunold war die Airline rapide gewachsen und hatte Konkurrenten wie DBA, LTU und Niki geschluckt. Das machte sich in der Bilanz bemerkbar: Die Einkaufstour hinterließ Schulden von 600 Mio. Euro. In den vergangenen drei Jahren wurde kein einziger Überschuss eingefahren. Vor vier Monaten übernahm der frühere Bahn-Chef Mehdorn das Ruder und schlug einen Schrumpfkurs ein, um in die schwarzen Zahlen zu kommen.

Aktien zeigen nach oben

An der Börse hob die Air-Berlin-Aktie ab und war mit einem Plus von mehr als acht Prozent auf 2,49 Euro mit Abstand größter Gewinner im Kleinwerteindex SDax. Der Zeitpunkt und der niedrige Preis der Aktien aus der Kapitalerhöhung seien zwar als Zeichen der Schwäche von Air Berlin zu werten, das Unternehmen sei aber nun auf der sicheren Seite, urteilte DZ-Bank-Analyst Robert Czerwensky in einem Kurzkommentar. "Etihad ist ein starker Ankerinvestor." Für Etihad, die derzeit Partnerschaften mit 34 Fluggesellschaften hat, ist es die erste Beteiligung an einer anderen Airline.

Konkurrenz ärgert sich

Wenig Freude an dem Deal dürfte die Lufthansa haben. Die schnell wachsenden Konkurrenten aus dem Nahen Osten wie Emirates, Qatar Airways oder Etihad jagen der Kranich-Linie und ihren europäischen Rivalen Air France und British Airways bereits kräftig Kunden ab. Lufthansa-Chef Christoph Franz beklagt unablässig die starke Rolle der staatlichen Besitzer - der teilweise ölreichen Golfstaaten - die voll hinter dem Expansionskurs ihrer Gesellschaften stünden. Damit hätten die Fluglinien einen unfairen Vorteil gegenüber ihren europäischen Konkurrenten. Die Airlines weisen das zurück.

Air Berlin könnte bald noch mehr Aufwind bekommen. Bis zum Frühjahr will die Gesellschaft Mitglied der Luftfahrt-Allianz Oneworld um British Airways werden, die mit der Staralliance um Lufthansa rivalisiert.